Shampoo Planet
übers Ohr hauen?«
»Himmel, Skye, hör auf.«
Ein paar Minuten später, als diese die Toiletten aufsucht, erzählt mir Anna-Louise, daß Skye sich nicht mehr zurückhalten kann, wenn sie erst in ihre Hart-wie-Beton-Tour verfallen ist. Sie sagt, Skye ist wie ein kleines, aber wertvolles Objekt, das du im Laden kaufen kannst - ein extrem aufwendig verpackter Gegenstand, um Ladendiebstahl zu vereiteln. »Sie wurde geschieden geboren«, sagt Anna-Louise.
»Sie ist zu hart«, sage ich.
»Sie hatte ein hartes Leben. Ihrem Vater haben sie zwischen zwölf und fünfzehn Jahre aufgebrummt.«
»Skye sieht aus wie ein Hauptgewinn«, setzt Davidson hinzu. »Sie sieht aus wie aus dem Fernsehen. Wie eine Disney-Soft-Porno-Version ihrer selbst, strahlend und frisch geschlüpft.«
»Ich schätze, sie giert einfach nach Erfahrung«, sage ich und sehe, wie Anna-Louise mir einen bösen Blick zuwirft.
»Und das ist nicht so einfach, wenn du in einer Kleinstadt lebst«, sagt sie, »also spring nicht so hart mit ihr um.«
Als ich anfing mit Anna-Louise zu gehen, checkten mich ihre Freunde sozusagen mit Laserstrahl ab, beäugten mich mit buchhalterischem Blick und fanden mich etwas langweilig -Ehematerial. Ich nehme an, sie glaubten, daß man zu Typen wie mir später wieder zurückkommen könnte, nachdem man seine Runde um den Block gedreht hatte. Dem Herrn sei Dank, daß Anna-Louise sanfter und nachsichtiger ist als ihre Freunde. Vorige Woche hatten Anna-Louise und ich genau über dieses Thema einen Streit. Ich setzte ihr mehr zu, als ich sollte.
»Wissen deine Freunde nicht, daß Typen innerhalb dreier Billionstel einer Sekunde kapieren, wenn eine Frau sie als Ehematerial einstuft? Sie auf die Warteliste setzt. Skye und ihre Clique denken, sie könnten ausgehen und allen Spaß der Welt haben und dann nach Hause zu einem Trottel wie mir zurückkommen und sich plötzlich in Carol Brady verwandeln.«
»Ist dir 'ne Fußfessel lieber? Und was sagst du da überhaupt - Typen können ausgehen und sich die Hörner abstoßen und Frauen nicht? In welcher Zeit leben wir denn - 1971? Du bist ein Schwein.«
»Du verstehst mich falsch. Ich wünschte nur, Skye und Mei-Lin und Gai'a würden mal halblang machen. Sie machen einem angst.«
»Mache ich dir angst?«
»Du bist nicht deine Freunde.«
»Vielleicht sollte ich. Und wenn du dir so große Gedanken darüber machst, daß man dich als langweiliges, nur für die Ehe taugliches Material ansieht, dann mach aus dir Mister Witzig, aber hör auf, über meine Freunde so zu reden, als seien sie an allem schuld. Übertrage deine abgegriffene, vorgefaßte Meinung über Frauen nicht auf sie.«
»Whoa. Die Zeit ist um.«
»Du mußt was tun, Tyler. Und ich darf gar nicht daran denken, daß deine Mutter ein Hippie ist. Ich werde mal mit ihr sprechen. Möge der Himmel mir beistehen.«
Dieser Austausch fand vorige Woche in Anna-Louises Wohnung statt, einem von vier Erdgeschoß-Apartments in einem unterteilten, baufälligen, alten Backsteinhaus in Lancasters kleinem historischen Zentrum in der Franklin Street.
Anna-Louise ist die einzige mir bekannte Person in meinem Alter, die allein wohnt. Unabhängigkeit paßt gut zu ihr. Ihre Mutter und ihr Bruder wohnen in Spokane, zu weit vom Community College entfernt, als daß sie täglich hin und her fahren könnte. Ihre neue Familie besteht aus einem Paar clochardhafter, unverheirateter Schwestern in spiegelverkehrten Apartments auf der anderen Seite der Eingangshalle und einem Popeye direkt über ihr, den wir »Den Mann mit den 100 Haustieren und ohne TV« nennen. Wir sehen ihn nur selten, wenn er ganze Wagenladungen von Hackfleisch aus dem Tierfuttergroßmarkt auf der Lincoln Avenue nach Hause schleppt.
Ein weiteres Vorkommnis in der vorigen Woche: Anna-Louise rief mich an, lange nachdem ich zu Abend gegessen hatte und an meinem PC saß, um meine CD-Sammlung mit dem neuen RapSheet, einer Software-Musikprogramm-Kartei, die ich per Katalog von der TuneFreak Corporation in Memphis, Tennessee, bestellt hatte, neu zu klassifizieren (»Mit einem Knopfdruck kannst du deine gesamte CD-, Kassetten- oder Schallplattensammlung nach Künstler, Albumstitel oder Datum klassifizieren. Ein Künstlerindex für 25000 Namen inbegriffen. Weitere Tips: RockSheet, Jazz Sheet, BachSheet, DeadFreak, ElviSheet und mehr als 50 spezialisierte Musik-Kartei-Optionen«). Anna-Louise erzählte mir, sie habe etwas Seltsames erlebt. Sie sei im Schwimmbad des Community College kurz
Weitere Kostenlose Bücher