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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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der inzwischen zu einem Jambalaia aus Bikershorts, Kassetten, Landkarten und Putenbrustsandwichpapier degeneriert ist.
    Dann wenden wir unsere Blicke wieder den spiegelverkleideten, uns umzingelnden Zukunftsstädten zu - dem harten Tatendrang unserer Kultur, wo die Gattung Mensch ihre tiefsten Nöte und Ängste Fleisch werden läßt: Maschinen das Denken beibringt; das Tempo des Veraltens beschleunigt; neue Tiere entwirft als Ersatz für die Tiere, die wir ausgerottet haben; Mehrwert erzielt; die Zukunft neu errichtet.
    Wir siedeln unsere Fernsehshows nicht in den Zukunftsstädten an, und wir singen keine Lieder über sie. Wir erwähnen sie nicht in unseren Gesprächen und haben nicht einmal einen richtigen Begriff für sie. Industrieparks? Lieber nicht. Ein Widerspruch in sich.
    Zukunftsstädte sind keine Orte - sie sind Dokumente. Sie sind Schmelztiegel unserer tiefsten Wünsche als Gattung. An ihnen zu zweifeln bedeutet an allem zu zweifeln.
    Wir tanken in Santa Clara. Stephanie geht hinüber zu einer Pacific Bell Telefonzelle, um noch einmal nach Frankreich zu telefonieren. Ich bleibe allein im Auto zurück und sehe, wie die Digitalzahlen der Benzinpumpe wie die Zeit voranrasen; nur noch 2549 Einkaufstage bis zum Jahr 2000. Ich schreibe noch ein paar Sätze auf ein Bündel Eindollarnoten:
     
    Wir können nur hoffen, dass wir zufällig Gott erschaffen.
     

49
     
    Zum Frühstück heute morgen in Kern County, Kalifornien, bestellten wir in einem extrem marginalen Schnellrestaurant an der Straße Orangensaft. Es gab dort einen Bratgrill, umrahmt mit Polaroidfotos von übergewichtigen Leuten, einen mit Eiern gefüllten Korb aus rostfreiem Stahl, Erdnußbutter-Sandwiches auf der Speisekarte und riesige Portionen - eine echt sagenhafte Tablettladung voll. Draußen über den dröhnenden, 18rädrigen Lastern, beladen mit knackigen Agrarprodukten, sah man Orangenbäume, soweit das Auge reichte - die Hauptstadt der Orangenbäume auf Erden. Doch als dann unser Orangensaft kam, war es wieder einer aus tiefgefrorenem Konzentrat.
    »Orangensaft aus Floriiida«, bemerkte Stephanie verblüfft.
    »Du mußt die Sache mit dem Orangensaft folgendermaßen sehen, Stephanie: Nehmen wir an, du willst einen wichtigen Brief mit Federal Express an das Büro über dir im selben Gebäude schicken, so muß der Brief doch trotzdem zuerst nach Memphis. Saft aus Florida hier in Kern County ist eine ähnliche Vertriebsschrulle.«
    »Ist das nicht sehr verschwenderisch? All der fossile Brennstoff und die Energie?«
    »Nein. Betrachte diesen morgendlichen Citrus Moment als einen Tribut an das weitgespannte, nationale Vertriebssystem. Moderne Köche stellen moderne Fragen über Lagerung in Regalen und die Fähigkeit, dem Transport auf Lastern standzuhalten. Nicht über Frische.«
    »Zut. Wie dumm von mir.«
     
    Der letzte Tag unserer Fahrt; heute abend werden wir in Los Angeles ankommen. Unser Gespräch dreht sich um pragmatische Fragen der Lebenshaltung in Los Angeles: Mieten, Jobsuche und Stars ausfindig machen.
    Wir fahren durch Tehachapi. »To hatch a pea (zum Erbsenzählen)«, erzählt uns unsere Kellnerin Kerry in diesem hübschen Gefängnisstädtchen, wo wir beim Mittagessen übertrieben fein gekleidete Besucher bemerken, die ihre Kaffeeplörre schlürfen und darauf warten, daß sie an der Reihe sind, ihre Angehörigen zu besuchen, während wir Hamburger essen, die so schmecken, als wären sie vom Laster gefallen -eine Mahlzeit, die mehr den Teamsters, Du Ponts und Chemieingenieuren verdankt als beispielsweise der Erde, dem Boden oder großen Köchen Europas.
    Wir machen einen Umweg an der Edwards Air Force Base vorbei, dann durch Palmdale, den Air-Force-Vorort mit Vorortshäusern, hingeklatscht in eine Wüste, die aussieht wie der Mars. Eine Stunde später fahren wir dann durch die Berge, hinunter nach San Bernardino in das Los-Angeles-Basin und nehmen die Interstate 10 in die Stadt.
    O ja, bemerkenswerte Ereignisse finden seit kurzem in meinem Leben statt; ich lebe in einer bemerkenswerten Zeit.
    Vor dem Comfortmobile tuckert ein Lastwagen mit einer Ladung Perlzwiebeln irgendwo aus der Gegend von Indio. Dieser Laster wird mit Propan-Treibstoff betrieben, und wir fahren in seinem warmen, stickig-süßlichen Windschatten, als würden wir in einem Gin-Lemon-Cocktail schwimmen - den ganzen Weg bis nach Los Angeles hinein.
    Spazierfahrten über Landstraßen sind wie eine Schußfahrt durchs Leben: alle langweiligen Teile gehen über Bord, und

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