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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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Schrift? Die konnte sie unmöglich lesen! „Mist!“
    „Hast du etwas gefunden?“
    Shane zuckte zusammen und schlug dabei das Buch zu. „Ja.“, stammelte sie. „aber ich kann das nicht lesen.“
    Die junge Frau nahm ihr das Buch aus den Händen. „Das ist Sütterlin.“ Sie stellte es zurück und zog ein anderes Buch hervor. „Hier. Damit dürfte es dir leichter fallen.“
    „Danke.“
    Shane schlug es auf. D…E…R …S
    Mist!
    Shane blickte die Bibliothekarin an. Die zog die Augenbrauen hoch.
    Shane klappte das Buch zu. „Kann ich das mitnehmen?“
    „Dazu brauchst du einen Ausweis.“
    „Einen Ausweis?“
    „Ja. Möchtest du einen haben?“
    „Ja.“
    Shane lief der Frau hinterher, bis sie an einen der Schreibtische ankamen.
    „Hier.“ Sie schob ihr einen Bogen Papier entgegen.
    „Und hier müssen deine Eltern unterschreiben.“
    Shane verzog das Gesicht.
    „Du sagtest doch, du bräuchtest es für die Schule. Dann dürfte es wohl kein Problem sein, oder?“
    „Nein.“
    „Gut. Wenn du die Anmeldung unterschrieben wiederbringst, bekommst du deinen Ausweis.“
    „Ja.“ Shane rollte das Papier zusammen und schob es in den Mantel.
    Die Frau griff nach dem Buch. „Und das bleibt solange hier. Auf Wiedersehen.“
    Shane blickte ihr nach. Verdammt.
    Als sie aus dem Gebäude trat, war es fast dunkel. Shane schaute auf ihre Uhr. 16.15. Uhr. Jetzt musste sie sich beeilen.
     
    Die Mutter stellte die Milch in den Kühlschrank und faltete die leeren Einkaufstüten zusammen. Sie drehte sich um. „Hi Mark! Hast du Hung…“ Sie ging auf den Sohn zu. „Was ist das?“
    „Nichts.“ Mark drehte den Kopf zur Seite.
    „Nichts?“, rief die Mutter. „Zeig mir sofort dein Auge!“
    Mark blickte sie an. Ein blaues Veilchen schmückte seine rechte Gesichtshälfte.
    Die Mutter schüttelte den Kopf. Sie versuchte, die Wunde zu berühren, doch Mark drehte den Kopf weg. „Es ist nur ein Kratzer.“
    „Natürlich.“ Die Mutter drehte sich um und griff nach der Zeitung und hielt sie hoch.
    „Bist du in diese Bandenkriege verwickelt?“
    „Was? Nein!“
    „Mark!“
    Der Sohn schüttelte den Kopf. „Gertie, beruhig dich! Ich hab nur eine aufs Maul gekriegt!“
    „Warum?“ Sie verschränkte die Arme.
    „Das geht dich nichts …“
    „Warum, Mark!“
    Der Sohn schüttelte wieder den Kopf. Schließlich sah er seine Mutter an und schien kurz zu überlegen. „Du hast doch das vom Bürgermeister gehört, oder?“
    Die Mutter schaute fragend. „Ich habe gelesen, dass er krank ist.“
    „Das stimmt nicht so ganz.“
    „Was?“
    „Seine Tochter ist schwanger.“
    „Was?“
    „Was was?“ Mark hob die Arme. „Du kennst sie doch, wir sind zusammen zur Schule gegangen!“
    „Du hast die Tochter des Bürgermeisters geschwängert?“
    „Was?“
    „Mark!“
    „Hast du sie noch alle?“ Mark blickte entgeistert. „Ich hab dem Typen paar aufs Maul gegeben, der es getan hat!“
    „Was? Warum?“
    „Weil er ein Arschloch ist!“
    Die Mutter hielt inne. „Du warst es also nicht?“
    „Wenn das deine einzige Sorge ist …“
    „Natürlich ist das meine Sorge, Mark! Um Himmels willen, du bist erst sechszehn!“
    „Ja, und du hast mich aufgeklärt! Nicht grad die schönste Stunde meines Lebens.“
    „Mark …“
    „Und übrigens, wenn ich eine Freundin hätte, meinst du nicht, ich hätte sie mal mitgebracht und euch vorgestellt?“
    „Wirklich?“ Die Mutter strahlte mit einem Mal.
    Mark verdrehte die Augen und drehte sich um. „Ich bleibe ein paar Tage hier, ist das genehm?“ Er verschwand über die Treppe.
    „Was ist denn das hier für ein Geschrei?“
    Der Vater kam aus dem Keller. Hinter ihm trottete Timmy her.
    „Stell dir vor, Mark würde uns seiner Freundin vorstellen!“
    „Was?“
    „Ja, er hat ein blaues Auge! Doch er hat sie nicht geschwängert. Ist das nicht toll!“
    Der Vater blickte fragend.
     
    Shane schaute wieder in den Himmel. Wie ein dunkles Tuch legte er sich über sie. Flackernd schalteten sich die Straßenlaternen an. Sie beschloss, nicht denselben Weg zu nehmen, den sie gekommen war, sondern schräg zur zweiten Mauer zu laufen. Sie schaute auf ihren Plan. Ja, so müsste es gehen. Sie blickte nach vorn und runzelte die Stirn.
    Die Gasse dort war ebenfalls nicht eingezeichnet. Shane steckte das Papier zurück, als sie hinter sich ein Scheppern hörte.
    „Macht, dass ihr fortkommt, ihr Freaks!“, schrie jemand. Der Ton in der Stimme ließ sie aufhorchen. Er machte ihr Angst.

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