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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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je wieder Frühling werden? Doch eigentlich machte das keinen Unterschied, für sie würde sich nichts ändern. Sie würde allein sein. Egal zu welcher Jahreszeit. Auf dem Fensterbrett stand ein Glas Tee, Gertie hatte ihn vorhin hochgebracht, und Shane hatte ihn noch nicht angerührt.
     
    „Sind sie noch bei Trost!“ Der Inspektor sah den jungen Mann entgeistert an. „Wo haben sie das her?“
    „Das sind Aufzeichnung von vorletzter Woche.“
    „Das sehe ich selbst, sie Idiot! Ich kann lesen!“
    „Ich …“
    Der Polizeiinspektor schob sich auf seinem Stuhl nach hinten, stand auf und ging an Stetten vorbei zur Tür. Er sah kurz hinaus und ließ dann das Rollo herunter. Dann kam er wieder auf den jungen Mann zu. Er trat an ihn heran. So nah, dass dieser die Bartstoppeln in seinem Gesicht erkennen konnte. „Wo haben sie das her, Stetten?“
    „Ist ihnen nicht klar, von welcher Bedeutung diese Aufnahmen sind?“
    „Wo haben sie das her?“
    Stetten zuckte kurz zusammen. „Ich habe auf zwei Stellen der inneren Mauer Kameras angebracht.“
    Der Inspektor starrte ihn an.
    „Sie arbeiten mit Infrarot, allerneuste Technik. Die besten, die auf dem Markt sind!“
    Thorsten starrte den jungen Mann noch immer an, als sei der wahnsinnig. Er ging wieder um den Tisch herum, setzte sich und rieb sich die Stirn. „Sagen sie, dass das nicht wahr ist. Sagen sie, dass sie das nicht getan haben!“ „Inspektor …“
    Thorsten warf den Kopf nach oben. „Wissen sie eigentlich, was sie da treiben? Damit bringen sie uns in Teufels Küche!“
    Der junge Mann drehte sich um, schaute seinen Chef an. „Boss, diese Aufnahmen sind Gold wert!“
    „Scheißegal!“ Er rieb sich wieder die Stirn und stand dann auf. „Sie haben gegen mindestens drei Gesetze verstoßen!“
    Der junge Mann schaute unbeeindruckt.
    „Sind sie dumm, Mann? Langsam denke ich das. Ich habe sie wohl falsch eingeschätzt!“
    „Boss …“
    „Das Bundesdatenschutzgesetz. Das BKA Gesetz.“
    „Vergessen sie nicht das Bundespolizeigesetz.“
    Thorsten blickte den jungen Mann an. Der blickte trotzig zurück. „Denken sie, ich wüsste das nicht? Ich kenne den ganzen Scheiß auswendig! Ich bin damit zur Welt gekommen! Mein Vater hat diesen ganzen verda mmten Scheiß Tag für Tag runtergebetet! Tag für Tag!“
    Der Inspektor hob die Augenbrauen.
    „Boss.“
    Thorsten hob die Hände. „Dann sind sie wahrscheinlich wirklich dümmer, als ich dachte. Was haben sie sich dabei gedacht?“
    „Inspektor, diese Aufnahmen zeigen, wie jemand in der Nacht …“
    „Ich habe es gesehen!“
    Er trat wieder an Stetten heran. „Wie viele Kopien davon haben sie?“
    „Boss …“
    „Wie viele?“
    „Nur diese.“
    „Bringen sie die Kameras her! Löschen sie ihre Festplatte. Der Stick bleibt hier.“
    „Aber …“
    „Bringen sie sie her!“
    Der junge Mann schwieg.
    „Wenn sie das nicht tun werden, werde ich sie feuern. Dann wird auch ihr Vater ihnen nicht helfen können.“
    Stetten schaute wütend, drehte sich aber um und verließ das Büro.
    Thorsten setzte sich wieder hinter seinen Tisch und rieb sich über die Stirn.
     
    Shane wischte sich die Augen. Sie war müde. Sie erhob sich von ihrem Schreibtisch und streckte sich. Dann blickte sie erneut auf das Glas auf dem Fensterbrett. Dampf stieg aus ihm hoch wie Rauch aus einer Esse. Shane rieb über das Pflaster an ihrem Finger. Sie seufzte. Sie war müde, unendlich müde. Warum musste sie das tun? Warum musste sie trainieren?
    Sie wusste, dass es keine Antwort auf diese Fragen gab, jedenfalls vorerst nicht, keine befriedigende; sie wusste ebenfalls, dass sie keine Antwort bekommen würde, wenn sie nicht endlich in diese Bibliothek gelangen würde!
    Shane atmete aus. Grauer Nebel kroch aus ihrem Mund. Verschwinde, du Monster!
    Sie musste weiter trainieren!
    Es war gefährlich. Sie war gefährlich!
    „Aber ich will das nicht! Ich will das nicht sein!“
    Shane schrie es aus dem Fenster in den pechschwarzen Himmel, sie schrie es hinaus, dann war ihre Wut erloschen, sie spürte nur noch Müdigkeit. Sie ließ sich auf das Bett fallen und schluchzte. „Aber ich will nicht so sein.“
    Stimmen drangen an ihr Ohr. Shane, steh auf! Hör auf, dich zu bemitleiden! Du kannst dich entscheiden, entweder du trainierst oder du stirbst. So einfach ist das! Shane schluckte. Ihre Gedanken sprachen zu ihr, doch es hörte sich an wie Rotbein’s Stimme.
    Immer langsam, Shane, immer einen Fuß vor den anderen!
    Shane schniefte.

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