Shane - Das erste Jahr (German Edition)
war wie eine unsichtbare Mauer, gegen die sie sich lehnte. Sie riss die Augen auf und setzte alle Kraft in ihren Blick. Die Papierkugeln fielen zu Boden.
Shane betrachtete sie. Ihre Brust ging rasend schnell auf und ab. Sie versuchte sich zu beruhigen. Es war nur noch Papier, was da im Schnee lag. Shane stand auf. Sie zitterte am ganzen Körper und zwang sich tief durchzuatmen. Ihr war schlecht.
Sie musste schnell nach Hause, bevor der Schmerz in ihrem Kiefer sie übermannen würde.
Waller betrachtete die Beweismittel, die die Polizisten gefunden hatten. Er runzelte die Brauen. Schließlich richtete er sich auf und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Was schlagen sie vor?“
„Streifen auf der Stadtmauer.“
Waller schüttelte den Kopf. „Jetzt müssen wir die Stadt verteidigen wie im Mittelalter?“
Thorsten hob nur die Schultern.
Der Bürgermeister schüttelte noch immer den Kopf. „Machen sie mal, Mann. Das ist doch alles Schwachsinn! Finden sie nicht, dass das alles Schwachsinn ist?“
Der Inspektor sah ihn schweigend an.
Waller tippte sich an die Stirn. „Jugendlich, die auf Dächern herumspringen! Meine Fresse, was haben die eigentlich für Probleme?“
Thorsten schwieg weiterhin. Er hätte ohnehin keine Antwort gehabt.
Der Bürgermeister drehte sich um. Bevor er ins Auto stieg, hielt er inne. „Ach, und falls sie so einen Irren erwischen, sperren sie ihn sofort weg! Als Abschreckung!“
„Ja, geht klar!“
Waller stieg in die Limousine und fuhr davon.
Polizeiinspektor Thorsten suchte nach der Packung in seiner Tasche und schaute nach oben, über sich, zu den Dächern der Häuser.
Shane saß an ihrem Schreibtisch. Beim Malen konnte sie am besten nachdenken.
Das Papier hatte sie in die Tonne geworfen. Es war nur Papier.
Warum wunderst du dich Shane? Was immer es auch ist, du hast ihm den Kampf angesagt. Nun hat es dir den Kampf angesagt.
Shane betrachtete die goldenden Striche. Ab sofort würde sie kaum noch etwas anderes tun als zu trainieren.
Am Abend schaute sie aus dem Fenster.
Der Schnee hatte sich überall aufgetürmt, in den Gärten, vor den Häusern, auf den Gehwegen.
Der Vater schob unwirsch den Schneeschieber hin und her, stützte sich ab und zu auf dem Stiel ab und wischte sich über die Stirn. Dann machte er ächzend weiter. „Willst du den Schnee verfluche oder ihn beiseite räumen?“ Gertie war aus dem Haus getreten und lächelte ihren Mann spöttisch an. „Ha ha! Jetzt steig bitte ins Auto.“
Shane verzog das Gesicht. Gleich würde die Nachbarin rüber kommen, um auf sie und Timmy aufzupassen. Ätzend! Als wenn sie ein Baby wäre!
Der Vater zog die Augenbrauen hoch. Wenn ihm etwas zuwider war, dann war es warten. Er hasste es zu warten, besonders wenn er es hier tun musste.
Hier, in der Schule. Vorhin auf dem Gang war er dem Schmauss begegnet, er wollte sich umdrehen und in das Klassenzimmer flüchten, doch dann hatte er inne gehalten und die Augen zusammen gekniffen.
Der Lehrer hatte sich verändert.
Manfred hatte ihn einige Sekunden lang beobachtet, er konnte nicht anders, als ihn anzuschauen, ihn anzugaffen.
Der Lehrer fuhr mit der Hand zu seinem Kopf, dann zu seinem Auge, wieder zu seinem Kopf, dann wieder zu seinem Auge. Dabei bewegte er sich sehr fahrig, nervös, es sah es so aus, als führte er einen grotesken Tanz auf. Der Vater hatte das Gesicht verzogen und sich dazu gezwungen, sich umzudrehen. Langsam ging er in das Klassenzimmer. Dieser Mann schien sehr nervös zu sein.
Manfred schüttelte den Kopf. Es schauderte ihm beim Gedanken an den Lehrer. Und so einer sollte seine Tochter unterrichten?
Shane betrachtete das fertige Mandala und lehnte sich zurück. Ihr Kiefer schmerzte, doch es war auszuhalten. Sie schob sich einen weiteren Kaugummi in den Mund.
„Nein, es gibt keine Vorkommnisse.“ Die Lindenbaum schlug das Heft zu und blickte die Eltern an.
Gertie atmete hörbar aus. Der Vater schaute sie stirnrunzelnd an.
„Sie ist nach wie vor eine der Klassenbesten.“
„Nun, wenn das so ist…“ Der Vater erhob sich vom Stuhl. „Das freut uns natürlich zu hören.“
„Ja.“ Die Lehrerin nickte. Dann runzelte sie die Stirn. „Nur …“
„Ja?“
Die Mutter zog den Mann wieder auf seinen Stuhl zurück.
„Nun, ähm, kann es sein, dass Shane in letzter Zeit etwas müde ist?“
Die Mutter lehnte sich zurück. „Müde?“ Sie sah den Vater an. „Nein, eigentlich nicht.“
„Bekommt sie ausreichend
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