Shane - Das erste Jahr (German Edition)
er seine Ruhe hier! „Kommen sie rein!“
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich und ein junger Mann schob sich herein.
„Stetten, was wollen sie, Mann!“
Der junge Mann stellte sich an seinen Schreibtisch. Er sah gut aus, für Thorsten’s Verhältnisse zu gut, doch er machte einen hervorragenden Job, das musste er zugeben. Er zog hörbar die Luft ein. „Stetten, Mann, ich habe ihnen schon hundert Mal gesagt, sie sollen sich etwas lockerer kleiden! Wir sind hier nicht auf dem Laufsteg!“ „Guten Morgen, Inspektor! Darf ich mich setzen?“
„Nein, dürfen sie nicht!“
Der junge Mann sah ihn fragend an. Thorsten fuhr sich übers Gesicht. Er war müde und er brauchte eine Zigarette. „Was wollen sie, Mann! Der Bürgermeister sitzt mir im Nacken, und ich …“
„Genau deswegen bin ich hier, Boss.“
„Und hören sie auf, mich Boss zu nennen!“
„Ich glaube, ich habe da was, was sie interessieren dürfte. Es hat mit der Sicherheit der Stadt zu tun.“
Der Inspektor hob die Hände. „Und?“
Stetten sah sich um, warf einen Blick durch die Glastür.
Der Polizeiinspektor schaute ihn stirnrunzelnd an. „Was tun sie da? Ist ihnen das FBI auf den Fersen?“
„Die Informationen, die ich habe …“
„Stetten!“
Der junge Mann seufzte. „Ich würde es vorziehen, wenn sie nach Dienstschluss in mein Büro kommen würden.“
Thorsten blickte zweifelnd. „Haben sie sie noch alle?“
„Nun, die Informationen sind sehr brisant …“
„Und seit wann haben sie ein eigenes Büro?“
„Naja, eigentlich meinte ich meinen Schreibtisch.“
Thorsten fing an zu grinsen. „So sehr mich diese Unterhaltung hier auch amüsiert, ich habe noch etwas zu tun, sie Knilch. Also, wenn sie Informationen haben, die erheblich zum Fortschritt unseres derzeitigen Falles beitragen können, zeigen sie sie her!“
„Eigentlich …“
„Stetten! Jetzt oder gar nicht!“
Der junge Mann seufzte wieder, sah sich dann noch einmal um und trat schließlich um den Tisch, an dem der Inspektor saß, herum.
„Was wird das denn jetzt?“
„Ich muss an ihren Computer.“
Der junge Mann holte etwas aus seiner Hosentasche hervor. Dann beugte er sich über den Laptop, der aufgeklappt auf dem Tisch stand. „Schließen sie die offenen Fenster. Das müssen sie sich ansehen.“
Shane blickte den langen Flur entlang. Sie liebte den Geruch der Schule, sie war alt, und Shane mochte es, wenn ein Gebäude alt war, es schien ihr, als könnten die Mauern ihr etwas erzählen. Etwas über sich.
Shane setzte sich in Bewegung. Die letzte Glocke hatte schon geläutet, doch sie hatte es nicht eilig.
Sie hatte heute nur das Training vor sich. Etwas, worauf sie nicht sonderlich scharf war.
Sie hatte Angst.
Shane seufzte und ging etwas schneller. Es machte keinen Sinn, es aufschieben zu wollen.
Sie blickte an die hohe Decke über sich. Was würde sie diesen Mauern hier erzählen können?
Gar nichts. Sie wusste rein gar nichts über sich.
Auf dem Schulhof wäre sie beinahe mit Rambo zusammengeknallt. Na toll, das hätte ihr noch gefehlt! „Rambo.“
„Ratte.“
„Nette Brille.“
„Klappe halten!“
„Du hast ein blaues Auge.“
„Und du auch gleich.“
„Geh zur Polizei! Irgendwann wird dich dein Vater totprügeln!“
Rambo stellte sich vor sie und sah sich um. Dann nahm er die Sonnenbrille ab. Shane verzog das Gesicht. „Ach du Scheiße.“
„Lass mich in Ruhe, Ratte, verstanden!“
Shane sah ihm hinterher. Außer ihnen beiden war es auf dem Schulhof leer. Nur wir beide. Zwei Freaks.
Der Inspektor schüttelte den Kopf und beugte sich dann über seinen Laptop. „Wenn das nicht wichtig ist, Stetten …“
Auf dem Bildschirm erschien ein Flackern, dann wurde es dunkel. Thorsten kniff die Augen zusammen. „Was soll das sein? Ich kann nichts erkennen!“
„Moment.“ Der junge Mann deutete mit der Hand auf den Monitor. „Da!“
Thorsten schüttelte wieder den Kopf und blickte abermals auf den Bildschirm. Auf einmal waren Schreie zu hören.
Das Mandala lag fertig vor ihr. Shane betrachtete es und fuhr mit den Fingern darüber.
An ihrem rechten Ringfinger klebte ein Pflaster, Shane hatte es gebraucht, nachdem sie sich heute bei ihrem Training verletzt hatte. Es war Papier, Shane! Papier! Was, wenn es Glas gewesen wäre?
Sie schüttelte den Kopf. Immer ruhig Shane, immer langsam.
Einen Schritt nach dem anderen. Sie rieb sich den Finger und blickte zum Fenster.
Schnee.
Shane seufzte. Würde es
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