Shane Schofield 03 - Operation Elite
US-Marines näherte sich das für die Projekte Kormoran und Chamäleon zuständige Inspektionsteam des Verteidigungsministeriums der Raketenfabrik in Norfolk, Virginia.
Vor ihnen dräute das Axon-Werk - eine gewaltige Industrielandschaft, die ein Dutzend miteinander verbundener Gebäude umfasste, acht gewaltige Trockendocks und zahllose in den Himmel ragende Kräne.
Hier baute die Axon Corporation High-Tech-Raketen in US-Kriegsschiffe ein. Bisweilen wurden auch die Schiffe hier gebaut.
Im Moment aber befand sich lediglich ein riesiger Supertanker in einem der Trockendocks, umstellt von Portalkränen, die die industrielle Küstenlinie überragten.
Seltsamerweise war nirgendwo ein Lebenszeichen festzustellen.
Die Marines stürmten die Fabrik.
Es gab kein Feuergefecht.
Keine Schlacht.
Nach wenigen Minuten, das Gebiet war bereits für sicher erklärt, meldete der Kommandant der Marines über Funk:
»Ihr könnt die Jungs vom Verteidigungsministerium jetzt reinlassen. Aber seid gewarnt, euch erwartet kein schöner Anblick.«
Der Gestank war ekelerregend.
Der Gestank von verwesendem Menschenfleisch.
Das Hauptbüro war in Blut gebadet. Es war an die Wände geschmiert, auf den Schreibtischen angetrocknet und etwas davon war sogar die stählernen Treppenhäuser hinuntergetropft, wo es schauerliche rotbraune Stalagtiten gebildet hatte.
Die vielen Arbeiter von Axon hatten Glück gehabt, dass man die Fabrik eine Woche vor der offiziellen Inspektion geschlossen hatte, weshalb sie mit dem Leben davongekommen waren.
Die Ingenieure und Abteilungsleiter hatten nicht so viel Glück gehabt. Sie lagen säuberlich aufgereiht im Hauptlabor, nachdem man sie nacheinander im Knien exekutiert hatte. Hinter den Leichen waren widerliche sternförmige Blutflecken an der Wand.
Im Laufe der Woche hatten sich Ratten über die sterblichen Überreste hergemacht.
Trotz des ganzen Gemetzels gab es fünf Leichen, die auffielen - diese Personen waren offenbar nicht bei Axon angestellt gewesen.
Anscheinend hatten sich die Axon-Mitarbeiter nicht kampflos ergeben. Die kleine Sicherheitstruppe hatte einige der Eindringlinge getötet.
Die fünf verdächtigen Leichen lagen an mehreren Stellen der Fabrik verteilt, entweder in Kopf oder Körper getroffen, neben sich am Boden AK-47-Maschinengewehre.
Alle trugen schwarze Kampfmonturen und schwarze Arabertücher vor dem Gesicht.
Trotz des fürchterlichen Zustands der bereits angeknabberten Leichen war eines jedenfalls klar: Auf der Schulter hatten sie zwei Krummsäbel eintätowiert, das Abzeichen der Terrororganisation Islamischer Dschihad.
Unterstützt von Agenten des ISS und des FBI verschaffte sich das Inspektionsteam des Verteidigungsministeriums rasch einen Überblick.
Außerdem nahmen sie einen Anruf eines zweiten Teams entgegen, das die Axon-Fabrik in Guam untersuchte.
Anschließend wählte ein Vertreter des Minsteriums eine abhörsichere Leitung des Weißen Hauses.
»Es sieht schlecht aus«, sagte er. »In Norfolk haben wir fünfzehn Tote - neun Ingenieure, sechs Wachleute. Außerdem fünf tote Terroristen. Anhand der vorläufigen Untersuchung lässt sich sagen, dass die Leichen bereits seit etwa acht Tagen in Verwesung begriffen sind. Die genaue Todeszeit ist nicht mehr zu bestimmen. In Guam ist es das Gleiche, abgesehen davon, dass dort lediglich ein Terrorist getötet wurde.
Sämtliche Terroristen wurden vom FBI als hinlänglich bekannte Mitglieder des Islamischen Dschihad identifiziert - darunter ein richtig großer Fisch, ein Mann namens Shoab Riis. Aber, Sir, das Schlimmste kommt noch: Es müssen noch mehr Terroristen beteiligt gewesen sein. Drei Kormoran-Supertanker der Norfolk-Werft und zwei der Fabrik in Guam sind verschwunden ... und alle waren mit Chamäleon-Raketen ausgerüstet.«
Luftraum über der französischen Küste
26. Oktober, 15.40 Uhr Ortszeit
(09.40 Uhr E. S.T. USA)
Der Black Raven schoss entlang der französischen Küste auf die Forteresse de Valois zu.
»Also, Rufus«, sagte Mother, »ich möchte was von dir wissen. Was ist eigentlich mit deinem Boss los? Ich meine, was hat eine ehrliche Haut wie du mit einem mörderischen Schweinehund wie Knight zu schaffen?«
Rufus, der auf dem Vordersitz der Sukhoi saß, neigte den Kopf.
»Captain Knight ist kein schlechter Mensch«, erwiderte er in seinem knappen Südstaatendialekt. »Und gewiss nicht so schlecht, wie man es ihm nachsagt. Klar, er ist dazu fähig, jemanden kaltblütig zu töten - und
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