Shane Schofield 03 - Operation Elite
US-Regierung ein Kopfgeld auf ihn aus: zwei Millionen Dollar, tot oder lebendig.«
»Ein Kopfgeldjäger, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Reizend«, meinte Mother.
»Aber das Schlimmste kam erst noch«, fuhr Rufus fort. »Ich hab Ihnen ja erzählt, dass Knight eine junge Frau hatte. Er hatte auch ein kleines Kind. Die ICG ließ beide umbringen. Stellte es als schief gegangene Hausdurchsuchung hin. Die Frau und das Baby wurden getötet.
Und jetzt ist die ICG tot und Knights Familie ist tot, aber das Kopfgeld ist noch immer ausgesetzt. Hin und wieder setzt die US-Regierung einen Greiftrupp auf ihn an, wie vor ein paar Jahren in Brasilien. Und Wade Brandeis tut natürlich noch immer bei den Deltas Dienst. Ich glaube, inzwischen ist er Major, immer noch im Jemen stationiert.«
»Und Knight ist Kopfgeldjäger geworden«, sagte Mother.
»So ist es. Und ich begleitete ihn. Er hat mir das Leben gerettet und er war immer gut zu mir und hat mich respektiert. Aber die Sache mit Brandeis hat er nie vergessen. Hat sich den Namen auf den Arm tätowieren lassen, als Mahnung. Mann, er wartet bloß auf eine Gelegenheit, es dem Kerl heimzuzahlen.«
Mother ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen.
Im Geiste durchlebte sie noch einmal den Einsatz, den sie vor ein paar Jahren mit Schofield und Gant in Alaska durchgestanden hatte, ein Abenteuer, bei dem sie auch mit der ICG aneinander geraten waren.
Zum Glück hatten sie gesiegt. Um diese Zeit herum hatte auch Aloysius Knight seinen Kampf mit der ICG ausgefochten - und verloren. Schade.
»Kommt mir so vor wie ein auf Abwege geratener Shane Schofield«, flüsterte sie.
»Was?«
»Nichts.«
Mother blickte zum Horizont, während ihr ein seltsamer Gedanke kam: Was würde aus Shane Schofield werden, wenn er einmal eine solche Konfrontation verlieren sollte?
Zehn Minuten später erreichte der Black Raven die bretonische Küste.
Rufus und Mother sahen die von der Forteresse ausgehende gewundene Küstenstraße - sahen die Explosionskrater auf der Straße, die Granateinschläge in den Klippen, sahen die zerbeulten und qualmenden Überreste der Sattelschlepper, Rallyewagen und Helikopter, die überall verstreut waren.
»Was zum Teufel war hier los?«, staunte Rufus.
»Scarecrow war los«, antwortete Mother. »Die große Frage ist bloß, wo steckt er jetzt?«
Französischer Flugzeugträger Richelieu
Vor der französischen Atlantikküste
26. Oktober, 15.45 Uhr Ortszeit
(09.45 Uhr E. S.T. USA)
Der große französische Marinehubschrauber vom Typ Super Puma landete auf dem Flugdeck des Flugzeugträgers - mit an Bord Shane Schofield, in Handschellen, entwaffnet und bewacht von nicht weniger als sechs Marinesoldaten.
Das Patrouillenboot hatte ihn bei den Klippen aufgenommen und zum französischen Zerstörer gebracht. Von dort hatte man ihn mit dem Helikopter zur Richelieu, einem riesigen Flugzeugträger der Charles-de-Gaulle-Klasse, verfrachtet, der weiter vor der Küste Stellung bezogen hatte.
Kaum war der Helikopter auf dem Flugdeck gelandet, bewegte sich der Boden - nach unten. Der Super Puma war auf einem der großen, seitlich angebrachten Aufzüge gelandet, der sich nun in die Tiefe senkte.
Vor einem großen, unmittelbar unter dem Flugdeck gelegenen Innenhangar kam der Aufzug ruckartig zum Stehen. Im Hangar wimmelte es von Mirages, Anti-U-Boot-Flugzeugen, Tanklastern und Jeeps.
Und inmitten dieses Durcheinanders erwarteten vier ranghohe französische Persönlichkeiten das Eintreffen des Aufzugs mit dem Helikopter.
Ein Marineadmiral.
Ein Armeegeneral.
Ein Kommodore der Luftwaffe.
Und ein Mann in einem schlichten grauen Anzug.
Schofield wurde aus dem Super Puma gestoßen, die Hände vor der Brust mit Handschellen gefesselt.
Man führte ihn zu den vier wartenden Franzosen.
Abgesehen von Schofields sechs Bewachern hielt sich kein Personal dort unten auf. Es war ein seltsamer Anblick: eine Ansammlung winziger Gestalten, die umgeben von Flugzeugen in dem höhlenartigen, aber menschenleeren Hangar standen.
»Sie sind also Scarecrow«, schnaubte der Armeegeneral. »Der Mann, der in der Antarktis ein Team meiner besten Fallschirmjäger ausgeschaltet hat.«
»Ich habe damals ein U-Boot verloren«, sagte der Admiral. »Der Verantwortliche wurde bis heute nicht dingfest gemacht.«
So viel dazu, dass der Vorfall in der Antarktis vergessen sein könnte, dachte Schofield.
Der Mann im Anzug trat vor. Er wirkte glatter als die beiden anderen, präziser,
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