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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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Form schnellte von unten in ihr Blickfeld. Erschrocken riss sie den Arm zurück, doch das Schlangenwesen hatte es gar nicht auf sie abgesehen. Es bäumte sich auf, kam in Reichweite des Seils und hatte sich daran festgesaugt, bevor sie blinzeln konnte.
    „Oh nein!“, entfuhr es ihr.
    „Was ist jetzt?“, keuchte Koras und zog sich am Rand hoch. Als er die Bescherung sah, fluchte er laut. Der erste Schlangenarm arbeitete sich zügig am Seil nach oben, gefolgt von vielen weiteren, die mit ihm zusammen einen neuen Riesenarm bildeten.
    „Was ist, wenn sie das Schiff erreichen?“, fragte Shanera.
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    Diese Frage stellte sich Zela auch gerade, die entsetzt auf die sich rasch emporschlängelnden Riesenwürmer starrte.
    „Kessy!“, rief sie. „Die Viecher kommen hoch! Was soll ich tun?“
    Kessy konnte das Geschehen nur auf dem Außenbild verfolgen. Sie kontrollierte immer noch die Steuerung. Noor und Rey, die einige Blessuren davon getragen hatten, waren in einer Ecke des Raumes damit beschäftigt, sich wieder zu sammeln.
    „Lass das Seil nach! Nein, halt!“, korrigierte sich Kessy sofort. „Dann kommen noch mehr, tu gar nichts!“ Sie machte eine Handbewegung und das Schiff schoss mit einem Satz ein Stück nach oben.
    Wenn sie allerdings gehofft hatte, damit die Schlangen abzuschütteln, hatte sie sich getäuscht. Ein großer Klumpen klebte am Seil und war inzwischen nur noch wenige Schritte vom Eingang des Vorraums entfernt.
    „Geh wieder runter!“, schrie Zela. „Wir dürfen Koras und Shanera nicht allein lassen!“
    Kessy fluchte. Sie verließ die Steuerkontrollen und hastete in eine Ecke des Raums, wo sie durch Auflegen ihrer Hand einen verborgenen Stauraum öffnete. Sie riss ein Gerät von der Größe ihres Unterarms heraus und stürmte zu Zela.
    „Geh weg vom Eingang!“, rief sie ihr zu und zerrte sie nach innen.
    Als die Schlangenarme über die Ladekante zu kriechen begannen, richtete Kessy das Gerät in deren Richtung.
    Ein Geräusch wie von einer zerplatzenden Frucht ertönte und glitschige schwarze Fetzen flogen durch den Raum. Ein widerlicher Gestank breitete sich aus. Von den Schlangen war keine übrig geblieben.
    Zela fischte einen schleimigen Brocken von ihrer Schulter.
    „Ich glaube, mir wird schlecht.“, brachte sie heraus.
    Auch Kessy war etwas grün im Gesicht.
    „Ich wusste nicht, dass das …“, murmelte sie und verlor den Faden. „Es scheint auf diese Dinger anders zu wirken.“
    „Egal jetzt!“, erklärte Zela, entschlossen, diesmal nicht die Nerven zu verlieren. „Los, bring das Schiff wieder runter.“
    „Was soll das nutzen? Sie werden uns wieder angreifen!“
    „Mit ein paar von den Viechern werden wir schon fertig! Wir lassen das Seil erst runter, wenn wir genau über der richtigen Stelle sind.“
    „Also gut.“, schaltete sich Noor ein, der sich wieder aufgerafft hatte. „Ich steuere, Du hast das Seil. Kessy, stell die Waffe auf geringste Stärke und postier Dich am Eingang. Rey, Du hilfst den beiden rein, wenn sie hochkommen. Sobald wir sie an Bord haben, ziehe ich das Schiff nach oben und wir kümmern uns darum, das Gewürm loszuwerden.“
    Rey rappelte sich hoch und ging neben Kessy und Zela am Rand der Ladekante in Position. Sie versuchten, nicht auf die zerfetzten Überreste zu achten. Noor übernahm die Steuerung. Er korrigierte mit einigen kurzen Bewegungen die Lage des Schiffes und brachte es über den Felsspalt, in den sich Shanera und Koras geflüchtet hatten. Im Moment war allerdings nichts von ihnen zu sehen, sie hatten sich wohl tiefer zurückgezogen.
    Um den Spalt herum wimmelte es von den schlangenartigen Wesen. Sie krochen tastend hin und her, lösten sich aber nie voneinander. Auch blieben sie immer verbunden mit den anderen aus der Tiefe des Schlundes kommenden Armen, die einen hin und her schwankenden, sich ständig neu formierenden titanischen Baum bildeten. Die schwarz glänzenden Leiber zeigten aus der Ferne ein flirrendes, unbeständig mäanderndes Muster.
    Zela versuchte, ihre Freunde zwischen den Felsen auszumachen. Sie wollte das Seil nicht herunterlassen, wenn diese es nicht schnell erreichen konnten.
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    Inzwischen tasteten die Schlangenarme auch über den oberen Rand der Felsspalte. Shanera und Koras versuchten, sich möglichst klein zu machen und kauerten verkrümmt am Boden. Ihnen gingen die Optionen aus.
    „Wir müssen hier weg, und zwar schnell.“, zischte Koras. „Die werden immer mehr!“
    „Oder ,es‘ macht sich immer breiter.

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