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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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Wassernebel in die Höhe und zeigte den Ort des dunklen Falls. Zur einen Seite verschwand die Landschaft an der großen Kante im Nichts. Zur anderen Seite erstreckte sich die kahle, zerklüftete Hochebene bis hin zu den schneebedeckten Bergketten, die in der Ferne sichtbar waren. Der allgegenwärtige Wind des Nordens fegte über das Land und trieb ihr die Tränen in die Augen.
    Sie waren alle sehr schweigsam an diesem Nachmittag. Shanera, Koras und Zela blieben nicht lange auf der Hochebene, sondern stiegen bald über einen schmalen Pfad wieder in die Wand. Etwa einen Sandlauf später erreichten sie einen besser ausgebauten Weg und beeilten sich, so schnell wie möglich weiterzukommen.
    Shanera blickte immer wieder zurück, aber es war kein Schiff oder sonst etwas Ungewöhnliches zu sehen. Sie fragte sich, wie es den Ysrens ergehen würde und ob sie sie wirklich zum letzten Mal gesehen hatte.
    Niemand begegnete ihnen und es gab kein Anzeichen einer Siedlung in der Nähe, so dass sie ungestört vorankamen.
    Die kühle Nacht verbrachten sie halbwegs geschützt unter einem großen Felsvorsprung. Auf ein Feuer verzichteten sie aus Angst, gesehen zu werden. Koras und Zela schliefen eng aneinander gekuschelt, während Shanera vorläufig nur blieb, von Gira zu träumen.
    * * * * * * * * *
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Tag 43
    Schneller als erwartet erreichten sie nach siebzehn Tagen den Vorberg. Sie waren auf tiefliegenden Pfaden geblieben, teilweise schon im warmen Dunst der Tiefebene, und hatten alle Dörfer umgangen. Obwohl die Wege hier schlecht gepflegt waren, waren sie schnell vorangekommen, angetrieben durch Shanera, die keine Zeit mehr verlieren wollte.
    Nur zweimal waren sie anderen Kintari begegnet, die es aber eilig hatten und zu ihrer Erleichterung wenig Interesse an ihrem Woher und Wohin zeigten.
    Der Abschied Shaneras von Zela und Koras war schmerzhaft, aber sie verabredeten, sich spätestens zur nächsten Tagundnachtgleiche wieder am gleichen Ort zu treffen.
    „Mach‘s gut.“, flüsterte Shanera und umarmte ihre Freundin. Zu Koras sagte sie: „Du auch! Und mach Zela nicht unglücklich, sonst komme ich und trete Dir in den Hintern.“
    „Alles klar.“, erwiderte Koras und grinste. „Ich passe gut auf sie auf. Hab keine Sorge, auch wegen Gira. Es wird bestimmt alles gut werden.“
    „Wenn sogar Du so was sagst! Danke noch mal, dass Ihr mich begleitet habt. Lasst Euch von den Ältesten nicht runtermachen. Ich denke, wir wissen inzwischen alle mehr als sie.“
    „Das glaube ich auch. Bitte sei vorsichtig, wenn Du allein unterwegs bist.“, meinte Zela. „Und bring Gira mit, wenn wir uns treffen. Die möchte ich gerne mal kennenlernen, die Dir so den Kopf verdreht hat.“
    „Wenn alles gut geht – warum nicht? Ihr könnt ja schon mal ausloten, wie es mit einem Handelsabkommen aussieht. Und ich sehe mal, ob ich sie zu einer Reise überreden kann.“
    * * * * * * *
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Tag 56
    Als Shanera die weißen Blüten sah, wusste sie, dass sie angekommen war. Zwar hatte sie nicht mehr den gleichen Weg gefunden wie bei ihrer ersten Begegnung mit den Waldleuten, doch das spielte keine Rolle.
    Vorsichtig stieg sie abwärts, vorbei an den weiß blühenden Kletterpflanzen, vorbei an Wurzeln und Ästen in die Tiefe. Die allgegenwärtigen blauen Leuchtkügelchen brachten schimmerndes Licht, Insekten und Vögel und die Millionen Geräusche des Urwalds begleiteten sie.
    Als Shanera ein gutes Stück in die Tiefe gestiegen war, kam sie an eine große Brücke aus mehreren miteinander verwachsenen Ästen. Vorsichtig ging sie auf die andere Seite, wo so etwas wie eine kleine Plattform war, eine von Pflanzenbewuchs frei gehaltene Baumgabelung, von der Wege in mehrere Richtungen weitergingen.
    Shanera war sich sicher, dass man ihre Anwesenheit im Gebiet des Waldvolks inzwischen bemerkt haben musste. Sie legte ihren Rucksack ab und setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken an den weiter nach oben ragenden Riesenbaum gelehnt.
    Sie holte das Leuchtholz aus ihren Sachen und drehte es in der Hand. Wie um sich zu vergewissern, berührte sie auch noch einmal ihr Armband mit den kleinen Perlen.
    Sie dachte an Gira und ihr Herz schlug bis zum Hals. Was, wenn sie sich geirrt hatte? Oder auch Kessy? Vielleicht bedeuteten die Zeichen doch etwas ganz anderes? Oder sie hatte zu lange gebraucht, um zurückzukommen? Vielleicht war Gira auch gar nicht in der Nähe und sie würde weitere endlose Tage warten müssen, bevor sie Klarheit bekam?
    Ein

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