Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
Vom Netzwerk:
gewesen zu sein schien, er war nun erfüllt von fließenden Schlangenarmen. Die Bestie, von der Koras erzählt hatte!
    Entsetzt sahen die Kintari, wie die schlängelnden Körper sich zu einer Spitze auftürmten, die immer höher wuchs und sich zielstrebig in ihre Richtung bewegte.
    Unterwegs bildeten sich Seitenarme, die einige der Riesenkriecher vom Fels pflückten, als wären es Pilze. Sie wurden nachlässig in die Mitte des Schlunds geworfen und verschwanden zwischen dem Gewürm der Schlangenarme.
    „Wir müssen weg!“, schrie Shanera, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    Koras packte Noor und Rey und schlang das Seil um sie, etwas geschickter als diese es zuvor selbst fertiggebracht hatten, aber sicher nicht bequem. Er gestikulierte heftig nach oben. Mit einem Ruck wurden die beiden wieder aus dem Fels gehoben und schwebten in Richtung Schiff.
    Mit bangem Blick beobachtete Shanera das näher kommende schwarze Gewürm. Waren es viele Tiere, die zusammenarbeiteten, oder nur Teile eines riesenhaften Wesens? Sie hatte nicht vor, zu bleiben, um es herauszufinden.
    „Komm hoch!“, rief sie Koras zu. „Wir müssen höher klettern!“
    Ihr Begleiter setzte sich in Bewegung und während er das kurze Stück zu ihr hinauf stieg, sah sie sich nach dem Schiff um. Die Ysrens hatten offenbar den Vorraum erreicht und versuchten wohl, Boden unter die Füße zu bekommen und das Seil zu lösen. Shanera hätte ihnen am liebsten zugeschrien, sich zu beeilen.
    Koras erreichte ihren Standort, doch ein Blick hinter ihn machte ihr klar, dass sie nicht mehr genug Zeit hatten. Die schlängelnden Arme hatten ihre Höhe beinahe erreicht.
    „Das dauert zu lange und wir sind zu langsam!“ Sie zeigte nach oben. „Wir müssen uns dort in der Spalte verstecken, bis wir das Seil wieder bekommen!“
    „Die ist viel zu schmal!“, protestierte Koras, ließ sich aber mitziehen.
    Nur wenige Schritte oberhalb gab es hinter einer vorstehenden Steinplatte einen engen, aber ausgedehnten Spalt. Man konnte sich hinein quetschen und damit zumindest aus der direkten Sichtlinie des Abgrunds entkommen, und genau das taten sie.
    „Wir sitzen hier fest!“, zischte Koras.
    „Hast Du gesehen, wie das Ding diese Steinkriecher vom Fels gepflückt hat?“, entgegnete Shanera. „Draußen haben wir keine Chance! Hier kommt es nicht so leicht ran.“
    „Das Seil kriegen wie hier allerdings auch nicht so leicht!“
    „Die Spalte ist oben offen. Zela muss nur genau zielen.“
    „Zela fliegt nicht das Schiff und ich weiß nicht, ob Kessy das gut genug im Griff hat.“
    Shanera wollte etwas erwidern, verstummte jedoch, als sich der erste schwarze Umriss am Rand der Spalte zeigt. Sie drückte sich noch tiefer in ihre Nische. Koras klebte förmlich an ihr.
    „Was sind das für Dinger?“, flüsterte er.
    „Woher soll ich das wissen? Jedenfalls hatte Kessy recht: Das ist eine spannende Ecke.“
    „Auf diese Art von Spannung kann ich gerne verzichten.“
    Die schlängelnden Arme wanden sich zu beiden Seiten um die Steinplatte herum, konnten sie jedoch nicht erreichen.
    „Wie lange brauchen die denn mit dem Seil!“, schimpfte Koras.
    „Wenn Du mir hilfst, kann ich vielleicht oben aus dem Spalt herausschauen.“
    Shanera kletterte auf Koras verschränkte Hände, was sich aufgrund der drangvollen Enge schwierig gestaltete. Sie ignorierte seine ächzenden Laute und klammerte sich mit den Fingerspitzen an den oberen Rand der Felsplatte. Vorsichtig spähte sie über den Rand. Sie erhaschte tatsächlich einen kurzen Blick auf das Seil, das einige Schritt entfernt von ihr in der Luft baumelte, bevor sie von einem sich nähernden Schlangenarm zum Rückzug gezwungen wurde.
    „Das Seil ist da draußen! Wir müssen beide nach oben, damit wir es erreichen können.“
    „Na prima. Dann versuch mal, Dich irgendwo anders abzustellen als auf mir.“ Koras wand sich unter Shanera heraus und begann, sich an den Unebenheiten des Felsens in der Spalte nach oben zu arbeiten.
    Seine Begleiterin spreizte sich mit den Füßen in die Wand. Lange würde sie sich so aber nicht halten können. Sie riskierte noch einen Blick über die Kante und sah, worauf sie gehofft hatte: Das Schiff hatte sich offensichtlich in Bewegung gesetzt und das in der Luft hängende Seil kam auf sie zu.
    „Mach schnell!“, zischte sie Koras zu. „Gleich ist es da!“
    Das Seil war nur noch zwei Schritt entfernt und sie streckte den Arm aus, um es zu greifen, als es geschah: Eine glitschige schwarze

Weitere Kostenlose Bücher