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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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einhüllte, sich mit gnadenloser Härte an die zerklüfteten Wände krallte, breitete seine bösartige Aura über das ganze Land, mit unverwechselbarem Haß auf die wenigen Reste von Leben und Schönheit, denen es auf irgendeine Weise gelungen war, zu überleben. Eine dem Untergang geweihte Ära wartete still im Nordlandreich des Dämonen-Lords. Nun herrschte die Stunde des Todes, die letzten Anzeichen von Leben zerschmolzen langsam im Hintergrund, während nur die Hülle der Natur blieb, einst hell und großartig leuchtend.
    Den Schädel des einsamen Berges durchzogen Hunderte zeitloser Höhlen, deren alles überdauernde Felswände sonnenlos in der nie veränderten Grauschwärze des Himmels dahinter verschwammen. Sie wanden sich mit der unbarmherzigen Bösartigkeit einer in die Enge getriebenen Schlange in zahllosen Spiralen durch den Fels. Alles war Stille und Tod im grauen Nebel des Geisterreichs, eine alles durchdringende Düsterkeit, die das gänzliche Ersterben jeder Hoffnung, den totalen Untergang von Fröhlichkeit und Licht bezeichnete. Es gab jedoch sogar hier Bewegung, aber es war Leben ganz unähnlich jedem, das sterbliche Menschen kannten. Seine Quelle war die isolierte schwarze Kammer an der Spitze des Berges, ein ungeheurer Raum, dem trüben Licht des trostlosen Himmels offen wie der endlosen Kette dräuender Berge, die das Nordtor zum Reich bildeten. In diesem höhlenartigen Raum, dessen Wände feucht waren von der messergleich durch das Gestein dringenden Kälte, huschten die tintigen Gehilfen des Dämonen-Lords umher. Ihre kleinen, schwarzen Formen krochen am Boden der stillen Kammer herum, die rückgratlosen Leiber gebeugt und zerquetscht von der furchtbaren, alles verrenkenden Macht, die ihr Meister über sie ausübte. Selbst aufrechtes Gehen wäre in ihrem Dasein eine Erlösung gewesen. Sie waren hirnlose Gespenster, nur dazu da, dem einen zu dienen, der sie versklavte. Sie murmelten, während sie umhereilten, stießen leise Schreie aus und weinten wie in unvorstellbarer Qual. In der Mitte des Raumes erhob sich ein großes tiefes Tal mit einem Becken voll Wasser, dessen dunkle Oberfläche still und tödlich war. Von Zeit zu Zeit hastete eines der kleinen, kriechenden Wesen zum Rand und starrte angstvoll ins kalte Wasser, die Augen hin- und herdrehend, wartend, aufmerksam beobachtend. Einen Augenblick später huschte es dann wimmernd davon und verschmolz mit den Schatten der Höhle. »Wo ist der Meister, wo ist der Meister?« tönten die Rufe wie Flüstern durch das Grau, während die kleinen Wesen unsicher durcheinanderliefen. »Er wird kommen, er wird kommen, er wird kommen«, tönte das Echo voller Haß zurück.
    Dann regte sich heftig die Luft, als befreie sie sich von dem Raum, in dem sie festgehalten war, und der Nebel schien sich zu einem riesigen, schwarzen Schatten zu verdichten, der am Rand des Beckens langsam materielle Gestalt annahm. Der Nebel sammelte sich und wirbelte und wurde zum Geister-Lord, einer riesenhaften, vermummten schwarzen Gestalt, die in der Luft zu schweben schien. Die Ärmel hoben sich, aber darin befanden sich keine Arme, und die Falten der wallenden Gewänder bedeckten nichts als den Boden. »Der Meister, der Meister!« riefen die Stimmen der entsetzten Wesen im Chor, und ihre gebückten Gestalten duckten sich tiefer vor ihm. Die gesichtslose Kapuze wandte sich ihnen zu und blickte hinunter, und in der Schwärze sahen sie das Aufleuchten winziger Flammen, die in befriedigtem Haß loderten, funkenartig in einem verschwommenen grünen Nebel aufzuckend, der das Innere der Robe ausfüllte. Dann wandte der Dämonen-Lord sich ab, und sie waren vergessen, als er in das Wasser des seltsamen Beckens starrte und auf das Erscheinen des befohlenen geistigen Bildes wartete. Sekunden später verflog die Dunkelheit, und an ihre Stelle trat der Feuerofenraum in Paranor, wo Allanons Leute dem gefürchteten Schädelträger gegenüberstanden. Die lodernden Augen im grünen Nebel starrten zuerst auf Flick und verfolgten dann den Kampf zwischen den beiden schwarzen Gestalten, bis sie in die Flammen hinabstürzten. In diesem Augenblick veranlaßte ein Geräusch den Geister-Lord, sich umzudrehen. Zwei von seinen Schädelträgern betraten den Raum durch einen der dunklen Tunnel und warteten stumm auf seine Weisung. Er war noch nicht bereit für sie und wandte sich wieder dem Becken zu. Erneut wurde das Wasser hell und zeigte ein Bild des Turmes, wo die fünf Männer fassungslos vor dem

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