Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
auch Balinors Freunde hier irgendwo eingesperrt, als sie in den Palast gegangen waren, um sich gegen die Auflösung der Grenzlegion auszusprechen. Das Gefängnis war gut verborgen, und Balinor bezweifelte, daß man sie finden würde.
    Die Diskussion wurde schnell abgeschlossen. Es gab wenig zu sagen. Balinor hatte Hauptmann Sheelon seine Anweisungen gegeben.
    Wenn sie nicht zurückkehrten, sollte er Ginnisson und Fandwick aufsuchen, zwei von Balinors zuverlässigsten Befehlshabern, und sie veranlassen, die Grenzlegion wieder aufzustellen, um mit ihr den Angriff des Dämonen-Lords und seiner Invasionsarmee abzuschlagen. Außerdem sollte Sheelon Botschaften an die Elfen- und Zwergen-Nationen senden, sie warnen und um ihre schnelle Unterstützung bitten. Eventine würde nicht zulassen, daß seine Vettern lange Zeit Gefangene in Callahorn blieben, und auch Allanon würde schnell erscheinen, sobald er von ihrem Mißgeschick erfuhr. Aber die Zeit war kostbar, und da Palance entschlossen war, den Thron von Callahorn zu besteigen, schwebten sie in höchster Lebensgefahr. Balinor bedauerte im stillen, Durins Rat nicht gefolgt zu sein, eine Konfrontation mit seinem Bruder zu meiden, bis er sich des Ausgangs sicher gewesen wäre.
    Er hatte nie geglaubt, daß es so schlimm kommen könnte. Palance war wie ein Besessener gewesen, sein Haß so verzehrend, daß er sich nicht einmal angehört hatte, was Balinor ihm sagen wollte. Aber sein irrationales Verhalten gab wenig Rätsel auf. Es war mehr als eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Brüdern, die zu dieser Wahnsinnstat geführt hatte. Es war mehr als die Krankheit seines Vaters, an der Palance seinem Bruder die Schuld zu geben schien. Es hing zusammen mit Shirl Ravenlock, der verlockenden Schönheit, in die Palance sich vor Monaten verliebt und die zu heiraten er geschworen hatte, obwohl sie eher zu zögern schien. Dem jungen Mädchen aus Kern war etwas zugestoßen, und Balinor war die Schuld zugeschrieben worden. Palance würde alles tun, um sie zurückzugewinnen, wenn sie wirklich vermißt wurde.
    Balinor erläuterte den Elfen-Brüdern die Lage. Er war überzeugt davon, daß Palance bald erscheinen und Auskunft über die junge Frau heischen würde. Aber er werde ihnen nicht glauben, wenn sie antworteten, sie wüßten nichts…
    Mehr als vierundzwanzig Stunden vergingen, und noch immer tauchte niemand auf. Es gab nichts zu essen. Auch als ihre Augen sich mit der Zeit an das Dunkel gewöhnt hatten, gab es nichts zu sehen als ihre eigenen schauerhaften Gestalten und die Mauern. Sie wechselten sich beim Schlafen ab, um ihre Kräfte für das Bevorstehende zu schonen, aber die unheimliche Stille verhinderte tiefen, festen Schlaf, und sie fanden sich mit unruhigem, leichtem Schlummer ab, der sie körperlich und seelisch wenig erfrischte. Anfangs hatten sie versucht, an den Angeln der massiven Tür eine schwache Stelle zu finden, aber ohne Erfolg. Ohne Werkzeug vermochten sie auch den steinharten Boden nicht aufzugraben. Die Steinmauern waren alt, aber noch immer fest und massiv, ohne bröckelnde Steine. Sie gaben ihre Fluchtversuche schließlich auf und lehnten sich stumm an die Wände.
    Schließlich, nach schier endlosen Stunden des Wartens in der kalten Stille, hörten sie in der Ferne klirrendes Metall, als irgendwo über ihnen eine alte Tür geöffnet wurde. Stimmen ertönten dumpf und leise, dann näherten sich Schritte. Sie standen schnell auf und drängten sich an die Zellentür, als Schritte und Stimmen näherrückten. Balinor erkannte die Stimme seines Bruders über den anderen, seltsam zögernd und brüchig. Dann wurden die schweren Riegel zurückgezogen, deren Kreischen den Gefangenen in den Ohren gellte, und sie traten von der dicken Tür zurück, als sie geöffnet wurde. Grelles Licht von Fackeln fiel in den dunklen Raum, und die Gefangenen bedeckten die geschwächten Augen. Während sie sich langsam an die Helligkeit gewöhnten, traten mehrere Gestalten ein und blieben stehen.
    Der jüngere Sohn des kranken Königs von Callahorn stand vor drei anderen Gestalten, das breite Gesicht ruhig, die Unterlippe vorgeschoben. Allein seine Augen verrieten den Haß, der in ihm loderte, und sie glitten unruhig, beinahe verzweifelt von einem Gefangenen zum anderen, während er hinter dem Rücken die Fäuste ballte und wieder öffnete. Hinter ihm stand ein Mann, den sogar die Elfen-Brüder erkannten, obwohl sie ihn vorher noch nie gesehen hatten. Es war Stenmin, ein hagerer, leicht

Weitere Kostenlose Bücher