Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
allein und vergessen, Balinor, bis du stirbst - das Schicksal, das du mir zugedacht hast, wirst du erleiden!«
    Er wandte sich plötzlich ab und lachte kurz auf, als er zur geschlossenen Tür ging. Balinor glaubte, er werde sie öffnen, aber Palance blieb stehen und drehte sich um. Seine Augen wirkten wieder traurig.
    »Du hättest dich von diesem Land fernhalten und ungefährdet leben können«, murmelte er beinahe verwirrt. »Stenmin sagte aber, du würdest zurückkommen, selbst als ich ihn vom Gegenteil überzeugen wollte. Er hatte wieder einmal recht. Er hat immer recht. Warum bist du gekommen?«
    Balinor überlegte schnell. Er mußte seinen Bruder dazu bewegen, preiszugeben, was mit seinem Vater und seinen Freunden geschehen war.
    »Ich… ich habe entdeckt, daß ich mich geirrt hatte - daß ich unrecht gehabt habe«, sagte er stockend. »Ich bin heimgekehrt, um mit unserem Vater und mit dir zu sprechen, Palance.«
    »Vater«, sagte der Prinz tonlos und trat einen Schritt näher. »Ihm ist nicht mehr zu helfen, er liegt wie ein Toter im Südflügel. Stenmin kümmert sich um ihn, wie ich auch, aber man kann nichts tun. Er scheint nicht mehr leben zu wollen.«
    »Aber was fehlt ihm?« rief Balinor ungeduldig und ging drohend auf Palance zu.
    »Bleib mir vom Leib, Balinor!« Palance wich hastig zurück, zog einen Dolch und duckte sich. Balinor zögerte. Es wäre leicht gewesen, Palance den Dolch zu entreißen und den Prinzen zu überwältigen, als Geisel für seine Freilassung. Aber irgendetwas hielt ihn zurück, eine innere Stimme, die ihn vor einem solchen Schritt warnte. Er blieb stehen, hob die Arme und wich an die Rückwand zurück.
    »Du darfst nicht vergessen, daß du mein Gefangener bist«, sagte Palance und nickte zufrieden. »Du hast den König vergiftet und versucht, mich zu vergiften. Ich könnte dich töten lassen. Stenmin hat mir geraten, dich sofort hinrichten zu lassen, aber ich bin nicht so feige wie er. Ich habe die Grenzlegion auch kommandiert, bevor… Aber sie ist jetzt aufgelöst, die Leute sind zu ihren Familien zurückgekehrt. Meine Regierungszeit soll eine des Friedens sein. Das verstehst du nicht, Balinor, nicht wahr?«
    Sein Bruder schüttelte den Kopf, verzweifelt bemüht, die Aufmerksamkeit des anderen noch einige Minuten festzuhalten. Offenbar hatte Palance den Verstand verloren. Ob das an einem Geburtsfehler lag oder an der Belastung durch die Geschehnisse, seitdem er, Balinor, Tyrsis verlassen hatte, war nicht ersichtlich. Jedenfalls war Palance nicht mehr der Bruder, mit dem Balinor aufgewachsen war und den er geliebt hatte wie keinen anderen. Es war ein Fremder, der in der körperlichen Hülle seines Bruders lebte - ein Fremder, besessen von dem Drang, König von Callahorn zu sein. Dahinter steckte Stenmin, das stand für Balinor fest. Der Mystiker hatte den Geist seines Bruders beeinflußt, ihn seinen eigenen Zwecken gefügig gemacht, ihn mit Versprechungen seiner Bestimmung als König bedrängt. Palance hatte schon immer der Herrscher von Callahorn sein wollen. Schon als Balinor die Stadt verlassen hatte, war ihm klargewesen, daß Palance sich eines Tages als König sah. Stenmin hatte ihn beraten und unterstützt, sein Gemüt gegen Palances Bruder vergiftet. Aber Palance war ein geistig und körperlich gesunder Mann gewesen, mit starkem Willen, unabhängig, nicht leicht zu zerbrechen. Nun hatte er sich völlig verändert. Höndel hatte Palance falsch gesehen, aber Balinor offenkundig auch. Keiner hatte so etwas vorausgesehen, und nun war es zu spät.
    »Shirl - was ist mit Shirl?« sagte Balinor.
    Wieder verschwand der Zorn aus den Augen seines Bruders, und Palance lächelte schwach.
    »Sie ist so schön - so wunderschön.« Er seufzte und ließ den Dolch auf den Boden fallen, um mit Gesten seine Worte zu unterstreichen. »Du hast sie mir weggenommen, Balinor, du hast versucht, sie mir vorzuenthalten. Aber jetzt ist sie in Sicherheit. Sie wurde von einem Südländer gerettet, einem Prinzen, wie ich es bin. Nein, ich bin jetzt König von Tyrsis, und er ist nur ein Prinz. In einem ganz kleinen Reich; ich habe noch nie davon gehört. Er und ich werden gute Freunde sein, Balinor, so, wie wir es einst gewesen sind. Aber Stenmin… sagt, ich darf keinem trauen. Ich mußte sogar Messaline und Acton einsperren. Sie kamen zu mir, als die Grenzlegion heimgeschickt wurde, und wollten mich überreden… nun, ich sollte meine Friedenspläne aufgeben. Sie begriffen nicht… warum…« Er

Weitere Kostenlose Bücher