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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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der Donner einer langen Reihe von Explosionen ließ den Boden erzittern. Einen Augenblick lang waren die Nordland-Soldaten schattenhafte Gestalten, erfaßt vom gleißenden Licht, im nächsten waren sie zur Gänze verschwunden. Säulen knisternder Flammen fauchten wie Riesenzungen in die Nacht empor, durch Dunkelheit und Nebel hinauf zum Himmel. Flick starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Mahlstrom der Vernichtung und glaubte, das Ende der Welt sei gekommen. Endlose Minuten lang loderte der Feuerwall himmelwärts und versengte die Nachtluft, bis die Hitze Flicks Haut zu verbrennen drohte. Dann zuckte die Wand mit einem letzten Aufflackern von Energie grell auf und verschwand in einem Wirbel von Rauch und Dampf, verschmolz mit Nebel und Regen, bis nur noch die starke Hitze der Nachtluft blieb, die sich aber rasch verflüchtigte.
    Flick erhob sich vorsichtig auf ein Knie und starrte in die Leere, dann fuhr er herum, als er hinter sich jemanden eher herankommen fühlte als hörte. Aus dem wallenden Nebel und Dampf tauchte eine riesenhafte schwarze Gestalt auf, gekleidet in fließende Roben, die Arme ausgestreckt, als wolle der Todesengel sich seine Beute holen. Flick riß in dumpfem Entsetzen die Augen auf, dann erkannte er schlagartig die Gestalt, die sich ihm näherte. Es war der schwarze Wanderer. Es war Allanon.

Der Erbe
von Shannara

Kapitel 27
    Der Morgen war eben mit gleißender Helligkeit an einem wolkenlosen, dunkelblauen Himmel heraufgekommen, als der letzte Trupp von Flüchtlingen aus der Inselstadt Kern Tyrsis erreichte und durch ein Tor der gewaltigen Außenmauer schritt. Verschwunden waren der feuchte, undurchdringliche Nebel und die riesige schwarze Decke aus Gewitterwolken, von denen das Land Callahorn so viele Tage eingehüllt gewesen war. Das Grasland blieb durchtränkt und übersät von kleinen Pfützen, die der gesättigte Boden noch nicht hatte aufnehmen können, aber der anhaltende Regen war weitergezogen, abgelöst von klarem Himmel und Sonne, die dem Morgen Fröhlichkeit verliehen. Die Bewohner von Kern waren über Stunden hinweg in versprengten Gruppen eingetroffen, allesamt erschöpft, entsetzt von dem Geschehenen, in Angst vor dem Bevorstehenden. Ihre Heimat war zur Gänze zerstört. Alle wussten noch gar nicht, dass die Nordländer nach dem unerwarteten Angriff auf ihr Heerlager alles in Brand gesteckt hatten.
    Die Evakuierung der todgeweihten Stadt war ein Wunder an Erfolg gewesen. Die Menschen besaßen zwar kein Zuhause mehr, aber sie waren am Leben und, für den Augenblick, in Sicherheit. Die Nordländer hatten den Massenausbruch nicht bemerkt, weil ihre Aufmerksamkeit ganz von dem tapferen Haufen der Legionärssoldaten in Anspruch genommen worden war. Die Legionäre hatten das Heerlager angegriffen und erreicht, dass selbst die am weitesten vorgeschobenen Außenposten zurückgeholt worden waren, da man der irrigen Ansicht gewesen war, es handele sich um einen Großangriff. Bis der Feind dahinter kam, dass es sich nur um ein Ablenkungsmanöver handelte, das Verwirrung stiften sollte, war die Insel schon evakuiert; die Bevölkerung hatte sich auf dem schnellströmenden Mermidon-Fluß in Sicherheit gebracht und war vom wutentbrannten Feind nicht mehr einzuholen gewesen.
    Menion Leah betrat als einer der letzten die ummauerte Stadt, zerschlagen und ausgelaugt. Die Wunden an seinen Füßen hatten sich auf dem Zehnmeilenmarsch vom Mermidon nach Tyrsis wieder geöffnet, aber er hatte es abgelehnt, sich tragen zu lassen. Mit letzter Kraft schleppte er sich die breite Rampe zum Tor in der Außenmauer hinauf, auf der einen Seite gestützt von der getreuen Shirl, die ihm keinen Schritt von der Seite gewichen war, auf der anderen gehalten von dem ebenso müden Janus Senpre.
    Der jugendliche Legionskommandeur hatte die Kämpfe der grausamen nächtlichen Schlacht überlebt und war auf demselben kleinen Floß entkommen, das auch Menion und Shirl fortgetragen hatte. Die Strapazen, die sie hatten erdulden müssen, hatten sie einander näher gebracht, und auf der Fahrt nach Süden hatten sie offen, wenngleich mit gedämpften Stimmen, über die Auflösung der Grenzlegion gesprochen. Sie waren sich einig darin, dass die Legion gebraucht wurde, wenn Tyrsis den Ansturm einer Streitmacht von der Größe der Nordland-Armee überstehen wollte. Überdies besaß nur der vermisste Balinor genug Erfahrung und Geschicklichkeit im Kampf, um sie zu führen. Der Prinz musste also schnell gefunden und an die Spitze

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