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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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völlig verrückt!« brauste Menion auf. »Wozu macht er das? Wir werden von einer Invasionsarmee belagert, und er amüsiert sich mit einer Truppenparade!«
    »Menion, überlegt Euch, was Ihr zu ihm sagt. Wir müssen Geduld haben, wenn wir Balinor von Nutzen sein wollen.« Shirl griff nach seiner Schulter und lächelte warnend. »Vergesst auch nicht, dass er mich liebt, so irregeleitet er auch sein mag. Er ist ein guter Mensch gewesen, und Balmors Bruder bleibt er.«
    Menion sah trotz seiner Ungeduld und Unbeherrschtheit ein, dass sie recht hatte. Es war nichts gewonnen, wenn er zeigte, dass er sich über das unsinnige Gepränge ärgerte; vielmehr war er gut beraten, sich den Launen des Prinzen zu fügen, bis Balinor gefunden und befreit war. Er lehnte sich zurück und blickte mit erzwungener Ruhe auf die Soldaten zu beiden Seiten der Zufahrt. Die Trompetenstöße schienen von allen Seiten zu ertönen, und im Vorhof des Palastes hatten Berittene Aufstellung genommen. Die Kutsche kam zum Stillstand, und an der Tür erschien die große Gestalt des neuen Herrschers von Callahorn. Sein breites Gesicht war von einem nervösen, freudigen Lächeln erhellt.
    »Shirl - Shirl, ich dachte schon, ich sehe dich nie wieder!« Er streckte die Arme aus, half ihr aus der Kutsche und drückte sie für einen Augenblick an sich, bevor er zurücktrat. »Ich… ich glaubte, ich hätte dick für immer verloren.«
    Menion Leah stieg langsam aus und lächelte schwach, als Palance sich ihm zuwandte.
    »Prinz von Leah, Ihr seid wahrlich willkommen in meinem Reich«, sagte Palance und griff nach seiner Hand. »Ihr habt mir… einen großen Dienst geleistet. Alles, was ich besitze, gehört auch Euch… alles. Wir werden Freunde sein, Ihr und ich. Enge Freunde. Es ist… so lange her, seit…« Er verstummte plötzlich und starrte Menion an, offenbar in Gedanken versunken. Seine Worte klangen unnatürlich und nervös, so, als wisse er selbst nicht immer genau, was er sagte. Wenn er nicht schon völlig dem Wahnsinn verfallen ist, dachte Menion, muss er zumindest schwer krank sein.
    »Ich freue mich sehr, in Tyrsis zu sein«, gab er zurück, »wenn ich mir auch wünsche, dass die Umstände für alle Beteiligten angenehmer sein möchten.«
    »Ihr meint natürlich meinen Bruder«, fuhr ihn Palance an, dessen Gesicht sich rötete. Menion war verblüfft.
    »Palance, er meint die Invasion der Nordland-Armee, die Verwüstung von Kern«, warf Shirl schnell ein.
    »Ja… Kern…« Seine Stimme erstarb, und er schaute sich besorgt um, als vermisse er jemanden. Menion folgte seinem Beispiel und registrierte, dass Stenmin nicht zur Stelle war. Nach Shirls und Senpres Worten war der Prinz stets in Begleitung seines Beraters. Menion wechselte mit Shirl einen Blick.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, My Lord?« Menion gebrauchte die förmliche Anrede, um die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu erregen.
    »Ihr könnt mir… und diesem Reich helfen, Menion Leah«, sagte Palance sofort. »Mein Bruder möchte sich an meiner Stelle zum König aufschwingen. Er möchte mich töten lassen. Mein Berater Stenmin hat mich davor bewahrt - aber es gibt noch andere Feinde… überall Feinde! Wir beide müssen Freunde sein. Wir müssen zusammenstehen gegen jene, die mir meinen Thron abjagen wollen - die Böses gegen Shirl im Schilde führen. Mit Stenmin kann ich nicht… reden wie mit einem Freund. Aber mit Euch könnte ich es.« Ersah Menion in beinahe kindlicher Erwartung an. Ein Gefühl starken Mitleids für diesen Sohn Ruhl Buckhannahs durchpulste den Hochländer, und er wünschte sich, für den Unglücklichen etwas tun zu können. Er lächelte traurig und nickte.
    »Ich wusste, dass Ihr zu mir steht!« rief Palance und lachte freudig. »Wir sind beide königlichen Geblüts, und das… verbindet uns. Wir werden uns gut verstehen, Menion. Aber nun müsst Ihr Euch ausruhen.«
    Plötzlich schien ihm einzufallen, dass seine Palastgarde noch immer stramme Haltung einnahm und geduldig darauf wartete, entlassen zu werden. Mit einer ruckartigen Handbewegung bedeutete der neue Herrscher Callahorns dem Kommandeur der Garde, dass er die Soldaten wieder zu ihren gewöhnlichen Pflichten einsetzen konnte. Dann betrat er mit Shirl und Menion das Gebäude, wo eine Anzahl von Dienern schon wartete, um die Gäste zu ihren Zimmern zu führen. Er blieb stehen, sah seine Besucher an und beugte sich vertraulich vor.
    »Mein Bruder ist in den Verliesen unter uns eingesperrt. Ihr braucht keine Angst

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