Shannara I
warf.
»Berg-Trolle!« rief Balinor. »Sie werden Messaline und alle seine Leute vernichten. Gebt das Zeichen für den Rückzug, Janus!«
Der junge Kommandeur zog an einer Fahnenstange einen großen, roten Wimpel auf. Menion Leah starrte den König von Callahorn an. Es hatte so ausgesehen, als sei die Schlacht beinahe gewonnen, und trotzdem befahl Balinor den Rückzug. Menion begegnete dem Blick des Königs, aber dieser lächelte, als er die fragenden Augen seines Kampfgenossen sah.
»Berg-Trolle sind von klein auf für den Kampf ausgebildet - sie kennen nichts anderes. Beim Kampf von Mann gegen Mann sind sie sogar den Legionären überlegen. Sie sind besser ausgebildet und körperlich weitaus stärker. Wir haben keine Chance, wenn wir die Attacke fortsetzen. Wir haben dem Feind bereits schwere Verluste zugefügt und halten nach wie vor die Klippe. Wenn wir den Sieg erringen wollen, müssen wir das Schritt für Schritt versuchen.«
Menion nickte verständnisvoll. Balinor winkte seinen Freunden kurz zu und kehrte wieder auf seinen Posten zurück. Im Augenblick kam es ihm darauf an, den Rückzugsweg für seine beiden Regimenter offenzuhalten, und das verlangte eine erfolgreiche Verteidigung der fahrbaren Rampen, der einzigen Verbindung zwischen den Soldaten und ihrer Stadt. Balinor Menion sah der breiten Gestalt nach und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kampf zu. Das Blutbad auf der Ebene war grauenhaft. Von der Klippe bis zu den hinteren Linien des Nordland-Heeres lagen überall Tote und Verwundete. Es war das schrecklichste Gemetzel, das irgendeiner der Beobachter je gesehen hatte, und sie verfolgten den Fortgang der Feindseligkeiten bedrückt und sprachlos.
In größerer Entfernung hatten die Fußsoldaten der Legion unter Messalines Kommando mit dem geordneten Rückzug begonnen, aber den riesenhaften Berg-Trollen war es beinahe schon gelungen, die durcheinanderwogenden Reihen ihrer eigenen Verbündeten zu durchstoßen, um die verhassten Bewohner von Tyrsis zu verfolgen. Während die Fußsoldaten sich noch ohne Gegenwehr zurückzogen, war das berittene Regiment auf unerwarteten Widerstand der angreifenden Gnomen-Reiter gestoßen. Die beiden Einheiten lieferten sich auf der linken Seite der vorrückenden Trolle heftige Kämpfe. Acton war offenbar nicht fähig oder nicht bereit, sich von den Angreifern zu lösen. Seine Reiter waren so einem verheerenden Kreuzfeuer der Gnomen-Bogenschützen ausgesetzt. Ein großer Trupp von Gnomen- und Trollen-Schwertkämpfern hatte sich zusätzlich hinter den angreifenden Reitern zum Kampf bereitgestellt, und Actons Leute sahen sich plötzlich auf drei Seiten eingeschlossen.
Höndel stieß zornige Laute aus. Zum erstenmal begann Menion sich Sorgen zu machen. Selbst Janus Senpre ging nervös hin und her. Einen Augenblick später bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen. Die nachsetzende Troll-Einheit, noch kampffrisch, war so schnell vorgestürmt, dass die sich zurückziehenden Legionäre, erschöpft von ihrem Gegenangriff, die Stadt nicht zu erreichen vermochten. Hundert Meter vor der Rampe mussten sie sich zum Kampf stellen. Der wallende Rauch schob sich wie eine schwarze Wand vor die niedrigen Schanzen und nahm Balinor jede Sicht, aber den entsetzten Männern auf der Mauer entging von den schrecklichen Ereignissen nichts.
»Ich muss Balinor warnen!« schrie Höndel plötzlich und sprang von der Brustwehr herunter. »Die ganze Einheit wird sonst aufgerieben!«
Janus Senpre folgte ihm. Menion und die beiden Elfen blickten weiterhin hilflos zu, wie die riesigen Berg-Trolle gegen Messalines erschöpfte Leute anstürmten. Die Soldaten der Legion hatten sich mit Schildern und Speeren eingeigelt. Auch die Trolle hatten eine Schlachtformation gebildet, etwas breiter als lang. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie von drei Seiten auf die Südländer losstürzen und sie überwältigen wollten. Menion blickte hastig über die Mauer, aber Balinor hatte sich nicht bewegt; er ahnte noch immer nicht, dass ein ganzes Regiment in Gefahr war, vernichtet zu werden.
Als Menion den Blick wieder auf die Walstatt richtete, erreichten Höndel und Janus gerade den König und begannen wild zu gestikulieren. Zu spät, dachte Menion dumpf. Es war schon zu spät.
Aber plötzlich geschah etwas Seltsames. Actons Kavallerie, von den Beobachtern auf der Mauer vorübergehend aus den Augen gelassen, löste sich plötzlich von den angreifenden Gnomen, wendete und stürmte auf die Trolle von
Weitere Kostenlose Bücher