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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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runzelte die Stirn. Er erinnerte sich, wie sie bei ihrem letzten Besuch sich mit Menion in dem gefürchteten Wald mehrere Tage lang verirrt hatten, bedroht von Wölfen, gequält vom Hunger. Sie waren nur knapp mit dem Leben davongekommen.
    »Der alte Flick erinnert sich an die Schwarzen Eichen«, meinte Menion lachend, als er die düstere Miene des anderen sah. »Nun, Flick, diesmal sind wir besser vorbereitet. Das Land ist gefährlich, aber niemand kennt es besser als ich. Und dort folgt uns sicher keiner. Wir werden niemandem erzählen, wohin wir gehen. Wir sagen einfach, wir machen einen längeren Jagdausflug. Mein Vater ist mit seinen eigenen Problemen beschäftigt und wird mich gar nicht vermissen. Er ist daran gewöhnt, daß ich oft wochenlang fort bin.«
    Shea grinste.
    »Menion, ich wußte, daß wir uns auf dich verlassen können. Ich bin froh, dich dabei zu haben.«
    Flick rollte die Augen zum Himmel, und Menion, der das bemerkte, konnte der Versuchung, sich auf Flicks Kosten ein wenig zu belustigen, nicht widerstehen.
    »Ich finde, wir sollten noch darüber sprechen, was bei der Sache für mich abfällt«, sagte er plötzlich. »Ich meine, was habe ich eigentlich davon, wenn ich dich sicher nach Culhaven bringe?«
    »Was du davon hast?« entfuhr es Flick. »Weshalb solltest du -?«
    »Schon gut«, unterbrach ihn der andere schnell. »Ich hatte dich vergessen, alter Flick, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Von deinem Anteil beanspruche ich nichts.«
    »Wovon redest du überhaupt?« brauste Flick auf. »Ich hatte nie die Absicht, irgend etwas…«
    »Das genügt!« Shea beugte sich mit gerötetem Gesicht vor. »So kann das nicht weitergehen, wenn wir gemeinsam unterwegs sein wollen. Menion, du mußt aufhören damit, meinen Bruder zu ärgern, und du, Flick, mußt ein für allemal deinen grundlosen Argwohn Menion gegenüber ablegen. Wir müssen einander vertrauen und Freunde sein!«
    Menion machte ein Schafsgesicht, und Flick biß sich auf die Unterlippe. Shea lehnte sich zurück, als sein Zorn verflog.
    »Gut gesagt«, meinte Menion nach einer Pause. »Hier meine Hand darauf, Flick. Wir schließen wenigstens Waffenstillstand - für Shea.«
    Flick betrachtete die ausgestreckte Hand und griff schließlich danach.
    »Du bist um Worte nie verlegen, Menion. Hoffentlich meinst du es diesmal ernst.«
    Der Hochländer reagierte mit einem Lächeln.
    »Waffenstillstand, Flick.« Er ließ die Hand des Talbewohners los und leerte sein Glas. Er wußte, daß er Flick nicht überzeugt hatte.
    Es wurde spät, und die drei jungen Männer hatten es eilig, ihre Pläne abschließend zu besprechen und schlafen zu gehen. Sie einigten sich darauf, am frühen Morgen aufzubrechen. Menion veranlaßte, daß sie ausgerüstet wurden mit leichter Marschausrüstung einschließlich Rucksäcken, Jagdmänteln, Vorräten und Waffen. Dazu gehörte auch eine Karte der Gebiete östlich von Leah, die aber nicht viele Einzelheiten anzeigte, weil man das Gelände nicht gut genug kannte. Das Tiefland von Clete, vom Hochland östlich bis zu den Schwarzen Eichen reichend, war ein tristes, heimtückisches Moor - auf der Karte aber nur ein weißer Fleck. Die Schwarzen Eichen traten auffallend hervor, eine dichte Masse Waldland, vom Regenbogen-See südwärts reichend, wie eine große Mauer zwischen Leah und dem Anar. Menion besprach mit den Brüdern kurz seine Kenntnis des Geländes und der Wetterbedingungen zu dieser Jahreszeit, aber auch hier gab es große Lücken.
    Um Mitternacht lagen alle drei in ihren Betten. Shea ließ sich in dem Zimmer, das er mit Flick teilte, in die weichen Kissen zurücksinken und blickte in die Dunkelheit vor seinem Fenster. Der Himmel hatte sich bewölkt, verschwunden war die Hitze des Tages, von den kühlenden Nachtwinden nach Osten verweht. In der ganzen Stadt herrschte friedliche Stille. Flick schlief schon und atmete regelmäßig. Shea betrachtete ihn eine Weile. Sein eigener Kopf war schwer, der Körper wie ausgelaugt, aber schlafen konnte er trotzdem noch nicht. Shea wußte, daß sie, selbst wenn sie den Anar erreichten, keine Ruhe finden würden. Er war allein mit seiner Angst und kämpfte lange dagegen an, bis er endlich einschlief.
    Der nächste Tag war trüb und ohne Sonne, feucht und kühl für die Menschen. Shea und seine Begleiter entbehrten jede Wärme und jeden Trost, als sie durch das nebelige Hochland von Leah zogen und in das triste Klima des Tieflands hinabzusteigen begannen. Sie sprachen nicht

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