Shannara I
Obwohl von den geflügelten Jägern des Dämonen-Lords nichts mehr zu sehen war und die Verfolgung von ihnen aufgegeben worden zu sein schien, lieferte das wenig Trost. Die Stunden schleppten sich dahin, die Stille wurde immer tiefer, das Land immer trostloser. Selbst Menions Munterkeit verlor sich, und er wurde von Zweifeln beschlichen. Er begann sich zu fragen, ob sie die Richtung verloren und sie sich vielleicht im Kreis bewegt hatten. Er wußte, daß das Land es ihnen nicht verzeihen würde und daß sie, einmal in die Irre gegangen, nie mehr hinausfinden würden. Shea und Flick empfanden die Unruhe noch stärker. Sie wußten nichts vom Tiefland und verfügten nicht über Menions Jägerinstinkte. Sie verließen sich völlig auf ihn, spürten aber, daß nicht alles stimmte, obwohl der Hochländer seine Zweifel bewußt für sich behalten hatte. Die Stunden gingen, und die Kälte, die Nässe und die Leblosigkeit des Landes blieben unverändert. Sie spürten, wie ihre letzten Reste an Vertrauen zueinander schwanden. Schließlich, als der fünfte Tag des Marsches sich dem Ende zuneigte und die Trostlosigkeit des Tieflands sich vor ihnen erstreckte, ohne von den langerwarteten Schwarzen Eichen etwas ahnen zu lassen, gebot Shea halt und sank zu Boden, während er den Prinzen von Leah fragend ansah.
Menion zuckte die Achseln und schaute zweifelnd in die Runde.
»Ich will euch nicht belügen«, sagte er leise. »Ich bin nicht sicher, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Es könnte sein, daß wir im Kreis laufen. Vielleicht haben wir uns hoffnungslos verirrt.«
Flick entledigte sich seiner Traglast erbost und warf seinem Bruder einen Blick zu, der ihm sagte: "Was habe ich erwartet?"
»Ich kann nicht glauben, daß wir uns verirrt haben«, sagte Shea hastig zu Menion. »Können wir uns nirgends orientieren?«
»Ich warte auf Vorschläge.« Menion lächelte schief, reckte sich und ließ auch seinen Rucksack auf den Boden fallen. »Was ist los, Flick? Habe ich dich wieder mit hineingerissen?«
Flick sah ihn zornig an, aber als er in die grauen Augen blickte, besann er sich. Dort war echte Sorge zu lesen, und sogar eine Spur von Traurigkeit darüber, daß er sie im Stich gelassen hatte. Flick streckte plötzlich die Hand aus und berührte den anderen kameradschaftlich an der Schulter, während er stumm nickte. Shea sprang plötzlich auf und begann in seinem Rucksack zu kramen.
»Die Steine können uns helfen!« rief er.
Einen Augenblick starrten ihn die beiden anderen verständnislos an, bis ihnen ein Licht aufging und sie erwartungsvoll zu ihm traten. Shea zog den kleinen Lederbeutel mit seinem kostbaren Inhalt heraus. Sie blickten gebannt auf den Beutel, in der Hoffnung, die Elfensteine würden endlich ihren Wert beweisen und ihnen helfen. Shea zog die Schnur auseinander und schüttete die kleinen Steine in seine Handfläche. Sie schimmerten schwach, während die drei sie anstarrten und warteten.
»Halt sie hoch, Shea«, drängte Menion schließlich. »Vielleicht brauchen sie Licht.«
Shea tat, wie ihm geheißen, und beobachtete die blauen Steine angespannt. Nichts geschah. Er wartete noch einen Augenblick, bevor er die Hand sinken ließ. Allanon hatte ihn gewarnt, die Elfensteine nur im äußersten Notfall anzuwenden. Vielleicht kamen sie ihm nur in besonderen Lagen zu Hilfe. Er spürte, wie die Verzweiflung in ihm hochkam, und starrte seine Freunde an.
»Na, versuch etwas anderes!« stieß Menion hervor.
Shea nahm die Steine zwischen beide Hände und rieb sie heftig aneinander, schüttelte sie und warf sie wie Würfel in die Luft. Noch immer geschah nichts. Er hob sie langsam von der feuchten Erde wieder auf und wischte sie ab. Ihre dunkelblaue Farbe schien ihn anzuziehen, und er starrte tief in ihr klares, glasartiges Inneres, als sei dort die Antwort zu finden.
»Vielleicht sollst du mit ihnen reden, oder…« Flicks Stimme erstarb, denn Shea veränderte sich merkwürdig.
Das Bild von Allanons dunklem Gesicht, gesenkt und in tiefer Konzentration, tauchte plötzlich vor Sheas innerem Auge auf. Vielleicht war das Geheimnis der Elfensteine auf andere Weise zu entschlüsseln. Er streckte die Hand mit den Steinen aus, schloß die Augen und konzentrierte seine Gedanken darauf, tief in die dunkle Bläue hineinzugreifen, auf der Suche nach der Macht, die sie so nötig brauchten. Stumm flehte er die Elfensteine an, ihnen zu helfen. Lange Momente vergingen, fast wie Stunden. Er öffnete die Augen, und die drei
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