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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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mit letzter Kraft auch auf und warf sich dem Rucksack mit den kostbaren Elfensteinen entgegen. Er glitt zwischen mehreren Tentakeln hindurch, stieß die Hand in den Rucksack, fand den Beutel, als der erste Greifarm seine ungeschützten Beine umfaßte. Stoßend und um sich schlagend kämpfte er darum, seine Freiheit für die wenigen Sekunden zu verteidigen, die er brauchte, um die Steine zu finden. Einen Augenblick glaubte er, sie seien ihm wieder entglitten, dann schloß sich seine Hand um den kleinen Beutel, und er riß ihn heraus. Ein plötzlicher Hieb der zuckenden Greifarme entriß ihm die Steine beinahe wieder, und er preßte den Beutel an seine Brust, als er die Schnur aufzog. Flick war so weit zurückgetrieben worden, daß er über Shea stolperte und hinstürzte, so daß die Greifarme auf beide herabstießen. Nun stand nur noch die schlanke Gestalt Menions dazwischen, deren Hände das große Schwert umfaßten.
    Shea spürte, fast ohne zu wissen wie, die drei Steine in seiner Hand. Er stürzte nach hinten und raffte sich auf, stieß einen wilden Triumphschrei aus und streckte die Hand mit den schwach leuchtenden Elfensteinen vor. Die darin verschlossene Kraft flammte sofort auf und durchflutete die Dunkelheit mit gleißendem blauem Licht. Flick und Menion wichen zurück und bedeckten die Augen. Die Arme verhielten zögernd, und als die drei Männer einen Blick riskierten, sahen sie das grelle Licht der Elfensteine hinauszucken in den Nebel über dem Sumpf, die Schwaden wie mit einem Messer zerteilend. Sie sahen den Strahl die riesige, unfaßbare Masse treffen, von der sie angegriffen worden waren und die nun träge im schleimbedeckten Wasser versank. Im selben Augenblick erreichte das Gleißen über dem verschwindenden Ungeheuer die Leuchtkraft einer kleinen Sonne, und auf dem Wasser dampften blaue Flammen, die zum verhüllten Himmel hinaufloderten. Im nächsten Augenblick waren das blendende Licht und die Flammen verschwunden. Nebel und Nacht kehrten zurück, und die drei Kameraden standen wieder allein im Dunkel des Sumpflandes.
    Sie steckten schnell ihre Waffen weg, griffen nach ihren Rucksäcken und eilten zurück unter die riesigen schwarzen Bäume. Der Sumpf blieb still wie vorher, das brackige Wasser zeigte keine Bewegung. Einige Augenblicke lang blieben die Männer stumm, als sie unter den Bäumen zusammensanken und tief atmeten, froh, noch am Leben zu sein. Der ganze Kampf war schnell abgelaufen, wie das Vorbeihuschen eines kurzen, entsetzlichen Augenblicks in einem nur allzu wirklichen Alptraum. Flick war vom Sumpfwasser völlig durchnäßt, Shea bis zu den Hüften. Beide fröstelten in der kalten Nachtluft; nach nur wenigen Augenblicken der Rast standen sie auf und machten sich Bewegung, um der Kälte zu trotzen.
    Menion sah ein, daß sie schnell vom Sumpf fort mußten, raffte sich auf und warf sich den Rucksack auf die Schultern. Shea und Flick folgten seinem Beispiel, wenn auch mit geringer Begeisterung. Sie besprachen sich kurz, um zu entscheiden, welche Richtung sie nun am besten einschlagen sollten. Die Wahl war einfach: Weitergehen durch die Schwarzen Eichen und Gefahr laufen, sich zu verirren und von den herumziehenden Wolfsrudeln angefallen zu werden, oder am Sumpfufer weitergehen und vielleicht ein zweitesmal mit dem Nebelgespenst zusammenstoßen. Beides verlockte wenig, aber der Kampf mit dem Nebelgespenst war noch zu frisch im Gedächtnis, als daß sie bereit gewesen wären, sich auf eine Neuauflage einzulassen. Sie beschlossen also, im Wald zu bleiben, sich möglichst am Verlauf des Ufers zu orientieren und zu hoffen, daß sie in einigen Stunden offene Landschaft erreichen würden.
    Der Marsch ging weiter wie zuvor, mit Menion an der Spitze, Shea einige Schritte hinter ihm und Flick als Nachhut. Sie schritten schweigend aus, die Sinne auf das ersehnte freie, von der Sonne beschienene Grasland gerichtet, das sie zum Anar bringen würde. Der Nebel schien sich ein wenig zu lichten; während Menion nur ein Schatten war, konnte Shea ihn doch stets vor sich ausmachen. Die Minuten vergingen mit quälender Langsamkeit, dehnten sich zu endlosen Stunden, und sie stapften noch immer durch den nebligen Dunst des Eichenwaldes. Sie konnten nicht mehr beurteilen, wie weit sie gekommen waren oder wieviel Zeit insgesamt vergangen war. Bald spielte das keine Rolle mehr. Sie wurden zu Schlafwandlern in einer Welt halber Träume und wirrer Gedanken, ohne Unterbrechung im ermüdenden Marsch, eingesäumt von

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