Shannara I
fragte er erregt, und als der andere nickte, schlug er ihm auf die Schulter. »Besondere Stiefel, Handschuhe und ein Seil«, erläuterte er dem verwirrten Menion begeistert. »Flick ist der beste Kletterer im Tal, und wenn einer diese Giganten bezwingt, dann er!«
Menion schüttelte verständnislos den Kopf.
»Die Stiefel und Handschuhe werden vor dem Gebrauch mit einem besonderen Mittel bestrichen, wodurch die Oberfläche so rauh wird, daß sie selbst an feuchter, bemooster Rinde greift. Er kann morgen auf eine der Eichen steigen und den Stand der Sonne feststellen.«
Flick nickte und grinste selbstzufrieden.
»Ja, wahrhaftig, Wunder über Wunder.« Menion klatschte in die Hände. »Sogar die Begriffsstutzigen fangen an zu denken. Freunde, wir können es noch schaffen.«
Als sie am nächsten Morgen erwachten, war der Wald noch dunkel, und nur schwache Spuren von Tageslicht drangen durch die Wipfel der gigantischen Eichen. Vom Tiefland war ein dünner Nebel herangekrochen, der aus der Entfernung so düster und trist wirkte wie zuvor. Es war kalt im Wald - nicht zu vergleichen mit der feuchten, durchdringenden Kälte des Tieflands, aber doch ausgesprochen kühl. Ein typischer früher Waldmorgen. Sie frühstückten rasch, dann machte Flick sich bereit, auf einen der himmelhohen Bäume zu klettern. Er zog engschäftige, biegsame Stiefel und Handschuhe an, die Shea dann mit einer dicken, salbenartigen Masse aus einem kleinen Behälter bestrich. Menion sah zweifelnd zu, staunte aber, als Flick den Stamm umfaßte und mit einer Behendigkeit, die seiner gedrungenen Gestalt nicht anzusehen war, blitzschnell hinaufkletterte. Er erreichte das Gewirr der Äste und kam nur noch langsamer voran. Als er die obersten Äste erreicht hatte, war er kurze Zeit nicht mehr zu sehen, dann tauchte er wieder auf und kletterte herunter.
Sie packten ihre Sachen ein und marschierten in nordöstlicher Richtung los. Gestützt auf Flicks Sonnenbeobachtung, mußte ihr Weg zu einer bestimmten Stelle am Ostrand des Nebelsumpfs führen. Menion glaubte, daß der Marsch durch den Wald in einem Tag zu bewältigen sei. Es war jetzt früher Morgen, und sie waren entschlossen, die Schwarzen Eichen hinter sich zu lassen, bevor die Dunkelheit hereinbrach. Sie machten nur dreimal kurz Rast und aßen hastig zu Mittag, bevor sie jeweils wieder in größter Eile aufbrachen. Der Tag verging schnell, und bald zeigten sich die ersten Anzeichen für das Hereinbrechen der Nacht. Der Wald erstreckte sich noch immer vor ihnen ohne jede Lücke. Schlimmer noch, ein dichter grauer Nebel schien sich wieder ausbreiten zu wollen aber es war eine neue Art von Nebel, beinahe wie Rauch, der sich an Körper und Kleidung festsaugte. Er war, als griffen Hunderte kleiner, klammer, kalter Hände zu und versuchten den Körper niederzuziehen auf den Boden, und die die drei Wanderer verspürten Abscheu. Menion erklärt, daß der klebrige Dunst vom Nebelsumpf stamme und sie sich ganz in der Nähe des Waldrands befinden müßten.
Schließlich wurde der Nebel so dicht, daß sie nur noch ein paar Meter weit sahen. Menion verlangsamte seine Schritte immer mehr und sie blieben nah beieinander, um sich nicht aus den Augen zu verlieren. Inzwischen war der Tag so weit fortgeschritten, daß der Wald auch ohne den Nebel schon beinahe schwarz ausgesehen hätte. Mit der zusätzlichen Trübung, hervorgerufen durch die wirbelnde Wand nebeliger Feuchtigkeit, konnte man kaum den Boden vor den Füßen unterscheiden. Es war fast so, als schwebten sie in einer Vorhölle, wo nur die Festigkeit des Bodens unter ihren Füßen einen Bezug zur Wirklichkeit hatte. Die Sicht wurde schließlich so schlecht, daß Menion die beiden anderen anwies, sich und ihn mit einem Seil aneinanderzubinden damit sie sich nicht verlieren konnten. Das geschah, und der langsame Marsch ging weiter. Menion wußte, daß sie dem Nebelsumpf sehr nah sein mußten, und starrte angestrengt in das Grau.
Als er endlich den Rand des Moors erreichte, nahm er das trotzdem nicht gleich wahr, bis er schon knietief im dicken, grünen Schlick stand. Sein Warnruf rettete Shea und Flick vor einem ähnlichen Schicksal. Sie packten das Seil, mit dem sie aneinander gebunden waren, und zogen ihren Kameraden aus dem Morast. Das trübe, schwarze Wasser tarnte den Schlamm und wer einmal tief genug hineingeriet, war rettungslos verloren. Seit urdenklichen Zeiten hatte die stille Oberfläche unvorsichtige Wesen dazu verlockt, sie überwinden zu
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