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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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laut. Er konnte den Kopf nicht wenden, um zu sehen, wer sich näherte. Eine tiefe Baßstimme warnte ihn auch davor, sich zu bewegen. Der Baum schien zum Angriff auszuholen, aber kurz bevor er wieder seine tödlichen Nadeln abfeuerte, wurde er von einer schweren Keule getroffen, die über die Schulter Menions flog. Der Baum wurde von dem mächtigen Hieb umgeworfen. Offenkundig verletzt, raffte er sich auf, um weiterzukämpfen. Hinter sich hörte Menion das Sirren einer Bogensehne, und ein langer, schwarzer Pfeil grub sich tief in den dicken Stamm des Baumes. Augenblicklich lockerten die Wurzeln um Menions Füße ihren Griff, zogen sich in die Erde zurück, und der Baum erbebte heftig, schwenkte die Äste und schleuderte seine Nadeln in alle Richtungen. Augenblicke später sank er langsam zu Boden und erschlaffte.
    Von der Droge noch immer schwer betäubt, spürte Menion, wie die starken Hände seines Retters seine Schultern packten und ihn auf den Boden legten, während ein breites Jagdmesser die letzten Stränge um seine Füße zertrennte. Die Gestalt vor ihm war ein kräftig gebauter Zwerg, in grüner und brauner Waldbewohnerkleidung. Er war groß für einen Zwerg, etwas über fünf Fuß, und hatte ein kleines Waffenarsenal um seine Hüften gebunden. Er sah auf den betäubten Menion hinunter und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Ihr müßt ein Fremder sein, um so etwas Dummes zu tun«, rügte er mit einer überraschend tiefen Baßstimme. »Niemand, der bei Verstand ist, läßt sich mit den Sirenen ein.«
    »Ich komme von Leah… im Westen«, stieß Menion gepresst hervor.
    »Ein Hochländer - hätte ich mir denken können.« Der Zwerg lachte auf. »Nun, keine Angst, in ein paar Tagen seid Ihr wieder ganz gesund. Die Droge kann Euch nichts anhaben, wenn wir Euch behandeln, aber Ihr werdet eine Weile nicht bei Besinnung sein.« Er lachte wieder und holte seine Streitkeule. Menion packte ihn mit letzter Kraft am Rock.
    »Ich muß zum… Anar… Culhaven«, ächzte er. »Bringt mich zu Balinor…«
    Der Zwerg sah ihn scharf an, aber Menion hatte schon das Bewußtsein verloren. Der Zwerg murmelte vor sich hin und hob die Waffen auf. Dann hob er mit erstaunlicher Kraft Menion auf seine breiten Schultern und begann, unablässig vor sich hinmurmelnd, auf die Wälder des Anar zuzustapfen.

Kapitel 8
    Flick Ohmsford saß auf einer langen Steinbank in einem der oberen Stockwerke des herrlichen Meade-Gartens in der Zwergen-Gemeinde Culhaven. Er hatte einen weiten Blick auf die erstaunlichen Gärten, die sich in Terrassen über dem felsigen Hügelhang erstreckten, an den Rändern abgeschlossen mit sorgfältig aufgeschichteten Steinen. Die Schaffung der Gärten an diesem einst unfruchtbaren Hang war eine wahrhaft wunderbare Leistung. Man hatte aus fruchtbareren Gebieten besonders reichen Humus geholt und ihn hier abgelagert, so daß das ganze Jahr über im milden Klima des unteren Anar Tausende herrlicher Blumen und Pflanzen gedeihen konnten. Die Farbenpracht war unbeschreiblich. Die zahllosen Farbtöne der Blumen mit den Farben des Regenbogens zu vergleichen, wäre eine große Ungerechtigkeit gewesen. Flick versuchte kurze Zeit, die verschiedenen Schattierungen zu zählen, gab es aber bald auf und wandte seine Aufmerksamkeit den Vorgängen unterhalb der Gärten zu, wo Angehörige der Zwergengemeinde zu ihrer Arbeit unterwegs waren. Ein seltsames Volk, dachte Flick, so erpicht auf harte Arbeit und ein geordnetes Leben. Alles, was sie taten, war gründlich vorausgeplant, sorgfältig ausgedacht bis zu einem Punkt, wo sogar der ähnlich veranlagte Flick den Kopf zu schütteln begann. Aber die Leute waren freundlich und zuvorkommend, von einer Güte, die den beiden Talbewohnern wohl tat.
    Sie waren nun schon zwei Tage in Culhaven und hatten noch immer nicht erfahren können, was mit ihnen geschehen war, weshalb sie sich hier befanden oder wie lange sie bleiben würden. Balinor hatte nichts gesagt und nur erklärt, er wisse selbst wenig und sie würden mit der Zeit schon alles erfahren. Von Allanon war nichts zu sehen und zu hören. Das Schlimmste war, daß es keine Nachricht von Menion gab und man den Brüdern verboten hatte, den Ort zu verlassen, aus welchem Grund auch immer. Zu ihrer eigenen Sicherheit, hieß es. Flick schaute wieder hinunter, um sich zu vergewissern, ob sein persönlicher Leibwächter noch zur Stelle war, und entdeckte ihn etwas abseits. Shea war von dieser Behandlung nicht angetan gewesen, aber Balinor hatte

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