Shannara I
mitgeht, nicht wahr?« sagte Flick aufgebracht. »Das ist das Hinterlistigste, was mir je begegnet ist!«
»Laß das, Flick.« sagte Shea. »Menion wußte, was er tat, und er hat richtig gehandelt. Ich hätte mich ohnehin nicht anders entschieden - das hoffe ich jedenfalls. Jetzt müssen wir die Vergangenheit hinter uns lassen, unsere Meinungsverschiedenheiten vergessen und zusammenhalten, um die Gefahren zu bestehen.«
Die Tür zum Besprechungszimmer ging plötzlich auf, und Balinor trat heraus. Er lächelte ein wenig.
»Ich bin froh, daß ihr euch alle entschlossen habt mitzukommen«, sagte er. »Ohne dich wäre das Unternehmen aussichtslos gewesen, Shea, das muß ich sagen. Ohne den Erben von Jerle Shannara ist das Schwert nur ein Ding aus Metall.«
»Was könnt Ihr uns über diese magische Waffe sagen?« fragte Menion.
»Das überlasse ich Allanon«, erwiderte Balinor. »Er wird bald herauskommen und mit euch reden.«
Menion nickte, während Shea und Flick einen Blick tauschten. Endlich würden sie erfahren, was im Nordland vorging.
»Warum seid Ihr hier, Balinor?« fragte Flick.
»Das ist eine lange Geschichte - sie würde euch nicht interessieren«, antwortete der andere. »Meine Familie und ich verstehen uns in der letzten Zeit nicht gut. Mein jüngerer Bruder und ich hatten Meinungsverschiedenheiten, und ich wollte die Stadt eine Weile verlassen. Allanon bat mich, ihn zum Anar zu begleiten. Höndel und die anderen sind alte Freunde, und ich war einverstanden.«
»Kommt mir bekannt vor«, sagte Menion trocken. »Dergleichen erlebe ich auch öfter.«
Balinor nickte und lächelte schief, aber Shea merkte, daß er die Dinge nicht als komisch empfand. Was ihn auch veranlaßt haben mochte, Callahorn zu verlassen, es war ernster als alles, was Menion je in Leah begegnet war.
»Was könnt Ihr uns über Allanon sagen?« erkundigte sich Flick hastig. »Wir scheinen ihm sehr viel Vertrauen entgegenzubringen, ohne viel über ihn zu wissen. Wer ist er?«
Balinor zog die Brauen hoch und schmunzelte, dann entfernte er sich ein paar Schritte, kam aber sofort wieder zurück und deutete auf das Fenster.
»Ich weiß eigentlich selbst nicht sehr viel über ihn«, sagte er. »Er reist viel, durchwandert das Land und zeichnet die Veränderungen auf, denen er begegnet. Er ist überall bekannt - ich glaube, er hat alle Nationen besucht. Das Ausmaß seines Wissens über diese Welt ist ungewöhnlich - das meiste davon steht nicht in Büchern. Er ist sehr bemerkenswert…«
»Aber wer ist er?« drängte Shea.
»Ich kann es nicht mit Gewißheit sagen, weil er sich auch mir nicht ganz anvertraut hat, obwohl er mich fast wie einen Sohn behandelt«, sagte Balinor leise. »Die Älteren der Zwerge und meines eigenen Reiches sagen, er sei der Größte der Druiden, von jenem fast vergessenen Rat, der die Menschen vor über tausend Jahren regiert hat. Sie sagen, er sei ein direkter Nachkomme des Druiden Brimen - vielleicht sogar von Galaphile selbst. Ich glaube, daran ist etwas Wahres, weil er oft in Paranor gewesen und dort lange geblieben ist, um seine Erkenntnisse in den großen Büchern niederzulegen.« Er schwieg einen Augenblick, und seine Zuhörer sahen sich an und fragten sich, ob der düstere Historiker wahrhaftig ein direkter Nachkomme der Druiden sein konnte. Shea hatte schon früher vermutet, daß Allanon einer der alten Philosophen und Lehrer sei, die man Druiden genannt hatte, und es hatte den Anschein, als besitze der Mann ein größeres Wissen von den Rassen und den Ursprüngen der Bedrohung, der sie sich gegenübersahen, als irgendein anderer.
»Ich kann es nicht erklären«, fuhr Balinor fort, »aber ich glaube, wir könnten in keiner besseren Gesellschaft sein, egal, vor welcher Gefahr wir stehen, sogar wenn wir dem Dämonen-Lord selbst gegenübertreten müßten. Ich kann es zwar nicht beweisen, bin aber gewiß, daß Allanons Macht alles übertrifft, was wir uns vorstellen können. Er wäre ein ungeheuer gefährlicher Feind.«
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel«, sagte Flick trocken.
Nur Minuten danach ging die Tür auf, und Allanon trat heraus. Im bleichen Mondlicht wirkte er riesig und unheimlich, fast wie das Ebenbild der schrecklichen Totenschädelträger, die sie so fürchteten. Der schwarze Mantel blähte sich, als er auf sie zuging, das schmale Gesicht in den Tiefen der Kapuze verborgen. Sie blickten ihn stumm an und fragten sich, was er ihnen zu sagen haben und was das für die kommenden
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