Shannara I
Preis zurückholen. Es bleibt uns keine andere Wahl. Wenn uns das nicht gelingt, wird das ganze Land in den größten Krieg gestürzt werden, den die Rassen seit der fast völligen Vernichtung des Lebens vor zweitausend Jahren erlebt haben. Das Schwert ist der Schlüssel. Ohne es müssen wir uns auf unsere sterbliche Kraft, unseren Kampfesmut verlassen - eine Schlacht mit Eisen und Muskeln, die nur dazu führen kann, daß auf beiden Seiten unzählige Tausende sterben werden. Das Böse ist der Dämonen-Lord, und er kann ohne die Hilfe des Schwertes nicht vernichtet werden - und ohne den Mut einiger Männer, zu denen auch wir gehören.« Es herrschte Totenstille, als er wieder in die Runde blickte. Plötzlich stand Menion Leah auf.
»Was Ihr meint, ist, daß wir nach Paranor gehen sollen, um das Schwert zurückzuholen.«
Allanon nickte mit schwachem Lächeln, als er auf die Reaktion der verwunderten Zuhörer wartete. Menion setzte sich langsam, mit ungläubiger Miene.
»Das Schwert ist noch in Paranor«, fuhr Allanon fort. »Es spricht vieles dafür, daß es dort bleiben wird. Weder Brona noch die Träger des Totenschädels können es selbst entfernen - sein bloßes Vorhandensein bedroht ihr Dasein in der sterblichen Welt. Jeder Kontakt über mehrere Minuten hinweg würde unerträgliche Qualen verursachen. Das heißt, daß jeder Versuch, das Schwert nach Norden zu befördern ins Reich der Totenschädel, mit Hilfe von Gnomen unternommen werden muß, die Paranor besetzt halten.
Eventine und seine Elfen-Krieger hatten den Auftrag, die Druidenfestung und das Schwert zu sichern. Paranor ist verloren, aber die Elfen halten noch den südlichen Teil von Streleheim nördlich der Festung, und jeder Versuch, nach Norden zum Schwarzen Lord zu gelangen, würde erfordern, daß ihre Patrouillen umgangen werden müssen. Anscheinend ist Eventine nicht in Paranor gewesen, als es erobert wurde, und ich habe keinen Grund anzunehmen, er werde nicht versuchen, das Schwert zurückzuholen oder zumindest jeden Versuch zu vereiteln, es zu entfernen. Der Dämonen-Lord ist sich darüber im klaren, und ich glaube nicht, daß er die Gefahr eingehen wird, die Waffe zu verlieren, indem er sie den Gnomen überläßt. Stattdessen wird er sich in Paranor verschanzen, bis seine Armee nach Süden marschiert.
Es besteht die Möglichkeit, daß der Dämonen-Lord von uns nicht erwartet, wir würden versuchen, das Schwert zurückzuholen. Vielleicht glaubt er, das Geschlecht von Shannara sei ausgerottet. Er mag damit rechnen, daß wir uns darauf konzentrieren, unsere Abwehr gegen seinen bevorstehenden Angriff zu verstärken. Wenn wir sofort handeln, mag es deshalb einer kleinen Gruppe gelingen, unbemerkt in die Burg zu gelangen und das Schwert zu holen. Ein solches Unternehmen wäre gefährlich, aber wenn selbst die geringste Aussicht auf Erfolg besteht, lohnt sich der Einsatz.«
Balinor hatte sich erhoben. Allanon nickte und nahm Platz.
»Ich verstehe die Macht des Schwertes über den Dämonen-Lord nicht - soviel gebe ich zu«, begann Balinor. »Ich weiß aber, welche Bedrohung uns allen erwächst, wenn Bronas Armee ins Südland eindringt, wozu man entschlossen scheint. Meine Heimat wird als erste bedroht sein, und wenn ich das auf irgendeine Weise verhindern kann, bleibt mir keine Wahl. Ich gehe mit Allanon.«
Die Zwerge sprangen auf und schrien durcheinander. Allanon erhob sich von seinem Platz und hob die Hände.
»Diese beiden jungen Elfen neben mir sind Vettern von Eventine. Sie werden mich begleiten, denn ihr Einsatz ist mindestens ebenso groß wie euer eigener. Balinor schließt sich an, und ich werde einen der Zwergenführer mitnehmen - nicht mehr. Die Gruppe muß klein gehalten werden, wenn wir Erfolg haben sollen. Sucht den besten Mann unter euch aus und schickt ihn mit.« Er schaute hinunter zum Ende des Tisches, wo Shea und Flick halb verwirrt, halb entsetzt um sich blickten. Menion Leah saß mit gesenktem Kopf da. Allanon sah Shea erwartungsvoll an, und sein Gesicht wurde plötzlich weicher, als er die erschrockenen Augen des jungen Talbewohners sah, der so viele Gefahren überwunden hatte, nur um jetzt zu vernehmen, daß er eine noch viel riskantere Reise nach Norden unternehmen sollte. Allanon schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Ich glaube, ich komme lieber mit«, sagte Menion, der wieder aufgestanden war. »Ich bin mit Shea gegangen, um dafür zu sorgen, daß er Culhaven sicher erreicht. Meine Pflicht ist getan, aber ich schulde es
Weitere Kostenlose Bücher