Shannara II
wessen die Dämonen fähig sind. Ich habe gesehen, wie sie die Verteidigungsstellungen gesprengt haben, die mein Vater für unerschütterlich hielt. Dies ist ein Feind von besonderer Art, gegen den wir kämpfen. Die Dämonen hassen die Elfen, sie werden von diesem Haß getrieben - dieser Haß brennt so heiß, daß selbst der Tod ihnen nichts bedeutet. Können wir, denen das Leben so kostbar ist, das gleiche von uns sagen? Ich glaube es nicht. Wir bedürfen etwas ganz anderes als der üblichen Strategien, wenn wir diesen Zusammenstoß überleben wollen.«
Aus den Augenwinkeln fing er Allanons flüchtiges Nicken auf.
Pindanon wurde ärgerlich. »Euch fehlt das Vertrauen, mein Prinz. Euer Vater würde nicht so schnell - «
»Mein Vater ist nicht anwesend«, unterbrach Andor ihn. »Aber wenn er unter uns wäre, dann würde er so mit Euch sprechen, wie ich gesprochen habe. Ich erwarte Vorschläge, Befehlshaber - und suche keinen Streit.«
Pindanon lief vor Empörung rot an, dann wandte er sich unvermittelt gegen Allanon.
»Und was hat dieser hier zu sagen? Hat er keine Vorschläge zu unterbreiten, wie diese Dämonen aufgehalten werden können?«
Allanons dunkles Gesicht blieb ausdruckslos.
»Wir können sie nicht aufhalten, Befehlshaber. Ihr könnt nur ihren Vormarsch verzögern.«
»Verzögern?«
»Ja, verzögern, nicht mehr, um der Botin des Ellcrys den Vorsprung zu verschaffen, um das Blutfeuer zu finden und nach Arborlon zurückzukehren.«
»Hört mir damit auf!« rief Pindanon verächtlich schnaubend. »Soll unser Schicksal in den Händen dieses Mädchens liegen? Druide, ich glaube nicht an die Legenden der alten Welt. Wenn das Westland gerettet werden soll, dann kann es nur durch den Mut seiner waffentragenden Männer gerettet werden - durch das Geschick und die Erfahrung seiner Soldaten. Dämonen sterben genau wie andere Wesen aus Fleisch und Blut.«
»Ja, ebenso wie Elfen«, versetzte der Druide vielsagend.
Darauf lastete eine bedrückende Stille im Raum. Pindanon wandte den anderen zornig den Rücken zu. Nach einer Weile wirbelte er herum.
»Treten wir ihnen nun am Baen Draw entgegen oder nicht, Prinz Andor? Bisher habe ich nur meine eigenen Vorschläge vernommen.«
Andor zögerte, wünschte, Allanon würde dem etwas entgegnen. Doch es war Stee Jans, der vortrat, und dessen tiefe Stimme das Schweigen brach.
»Herr, gestattet Ihr, daß ich spreche?«
Andor hatte beinahe vergessen, daß auch der Befehlshaber der Freitruppe anwesend war. Er sah den kräftigen, hochgewachsenen Mann an und nickte.
»Herr, während ihres Einsatzes in den Grenzländern hat sich die Freitruppe mehr als einmal ähnlichen Situationen gegenübergesehen. Wir sind stolz darauf, daß wir stets den Sieg davongetragen haben, obwohl unsere Feinde uns häufig an Zahl überlegen waren. Wir sind durch eine harte Schule gegangen, aber wir haben einiges gelernt. Beispielsweise dies: Niemals sollte man feste Verteidigungsstellungen errichten, wenn die Gefahr besteht, daß ein zahlenmäßig überlegenes Heer einen überrennen wird. Wir haben gelernt, unsere Abwehrfront in eine Anzahl beweglicher Linien aufzuteilen, die immer wieder den Standort wechseln. Diese Linien greifen nacheinander an und weichen dann wieder zurück, wobei sie den Feind bald in der einen, bald in der anderen Richtung mit sich ziehen. Immer greifen sie an den Flügeln an, so daß der Feind gezwungen wird, sich dorthin zu konzentrieren, und entziehen sich dann mit schneller Flucht dem Gegenangriff des Feindes.«
Pindanon lachte verächtlich. »Auf diese Weise macht ihr keinen Boden gut, ja, ihr könnt die Stellungen nicht einmal halten, Befehlshaber.«
Stee Jans wandte sich ihm zu.
»Wenn man mit diesen Flügelangriffen die feindlichen Linien weit genug auseinandergezogen hat, dann schließt man an beiden Flügeln die Reihen und nimmt ihn in die Zange. Etwa so!«
Er legte die Hände V-förmig gegeneinander und schlug sie klatschend zusammen. Verblüfftes Schweigen folgte der Demonstration.
»Ich weiß nicht«, murmelte Pindanon zweifelnd.
»Wie würdet Ihr Baen Draw verteidigen?« fragte Andor gespannt.
»Ich würde eine Variation dessen, was ich Euch eben geschildert habe, anwenden«, antwortete Stee Jans. »Bogenschützen an den Hängen des Kensrowe unmittelbar über der Einmündung in den Engpaß, um den Vormarsch zu stören. Fußsoldaten am Ende des Passes, so als wolltet Ihr den Baen Draw auf die gleiche Art und Weise zu halten versuchen wie das
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