Shannara II
folgte nun eine allgemeine Diskussion über verschiedene Fragen - Aufstellung der Soldaten, Verteilung der Waffen, Taktik und Strategie, Möglichkeiten zusätzlicher Verteidigungsmaßnahmen. Ehlron Tay von den Elfen-Jägern, Kerrin von der Leibgarde und Korold von der Schwarzen Wache berichteten. Browork tat seine Meinung über die bauliche Zuverlässigkeit der Abwehrvorrichtungen kund, und Stee Jans wurde darüber befragt, wie man durch taktische Maßnahmen die Überzahl der Dämonen vielleicht ausgleichen könnte. Selbst Dayn sprach kurz über die kämpferischen Fähigkeiten der Rocks und ihren Einsatz im Luftkampf.
Rasch flog die Zeit dahin, und die Nacht glitt davon. Andor war es schwindelig vor Müdigkeit, und seine Gedanken begannen zu wandern. Mitten aus einer dieser Wanderungen riß ihn donnerndes Krachen, als die Tür zum Ratssaal aufflog, und, von den Wachposten flankiert, ein verwirrter Gael erschien. Atemlos stürzte der kleine Elf in den Saal und ließ sich vor Andor auf die Knie fallen.
»Herr!« stieß er keuchend hervor, das Gesicht hochrot vor Erregung. »Herr, der König ist erwacht!«
Andor starrte ihn fassungslos an.
»Er ist wach?«
Dann war er schon auf den Beinen und stürzte aus dem Saal.
In seinem Schlaf war es Eventine Elessedil, als triebe er durch eine Schwärze aus hauchdünnen Fäden, die seinen Körper in einer nahtlosen Decke einhüllten. Er spürte, wie die Fäden ihn einer nach dem anderen umspannten, wie sie sich um ihn legten und eins mit ihm wurden. Zeit und Raum waren nichts; nur die Schwärze war da und das Weben der Fäden. Zu Beginn war es ein warmes, angenehmes Gefühl, voll von Trost und Liebe wie die Umarmung einer Mutter. Dann aber schien die Umarmung enger zu werden, und er bekam keine Luft mehr. Verzweifelt wehrte er sich gegen die Umklammerung, versuchte, sich zu befreien, aber es gelang nicht. Abwärts sank er durch die Schwärze in langsamen Wirbeln, und seine Decke war ein Totenschleier, und er war nicht mehr ein Geschöpf des Lebens, sondern eines des Todes. Voller Entsetzen schlug er in diesem seidenen Gefängnis um sich, riß und zerrte an dem Stoff, aus dem es gewirkt war, bis es plötzlich mit einem Ruck nachgab und verschwunden war.
Grelles, flackerndes Licht blendete ihn flüchtig. Verwirrt, orientierungslos blinzelte er in den blendenden Schein, während er sich mühte, herauszufinden, wo er war. Allmählich begannen die Umrisse eines Zimmers Formen anzunehmen, und er erkannte den Geruch von Öllampen, fühlte die Leintücher und die wollenen Decken, die eng um seinen Körper geschlungen waren. Alles, was in den Augenblicken geschehen war, bevor er das Bewußtsein verloren hatte, wurde in einer Serie von Bildern lebendig, die völlig außer Rand und Band und ohne Zusammenhang vor seinem inneren Auge abliefen - das Grimmzacken-Gebirge; das Halys-Joch und der Angriff der Dämonen aus den Tiefen wogenden Nebels; Reihen von Bogenschützen, Lanzern und Pikenieren, die zu seinen Füßen warteten; Schmerzens- und Todesschreie; dunkle Leiber, die sich ihm durch eine Mauer blauen Feuers entgegenwarfen; Allanon, Andor, das Blitzen von Waffen, dann ein plötzlicher Schlag.
Er zuckte heftig zusammen, und der Schweiß brach ihm am ganzen Körper aus. Unerwartet erkannte er das Zimmer, in dem er sich befand, mit einer plötzlichen Schärfe - es war sein Schlafgemach im Herrenhaus in Arborlon -, und er gewahrte eine Gestalt, die sich ihm näherte.
»Herr?« Gaels besorgte Stimme drang an sein Ohr, und das junge Gesicht neigte sich tief zu ihm hinunter. »Herr, seid Ihr wach?«
»Was ist geschehen?« murmelte der König, und seine Stimme war so heiser, daß er sie kaum wiedererkannte.
»Ihr wurdet verwundet, Herr - am Halys-Joch. Durch einen Schlag, der Euch hier getroffen hat.« Der Elf wies auf die linke Schläfe des Königs. »Seitdem seid Ihr bewußtlos gewesen. Herr, wir haben uns solche Sorgen gemacht…«
»Wie lange - habe ich geschlafen?« fragte er. Er hob die Hand, um seinen Kopf zu berühren, und der Schmerz fuhr ihm wie eine Stichflamme durch den Hals.
»Sieben Tage, Herr!«
»Sieben Tage!«
Gael trat vom Lager zurück.
»Ich hole Euren Sohn, Herr.«
Sein Kopf dröhnte. »Meinen Sohn?«
»Prinz Andor, Herr.« Der junge Elf war schon auf dem Weg zur Tür. »Er ist im Hohen Rat. Legt Euch wieder nieder - ich bringe ihn sogleich her.«
Eventine sah, wie der junge Elf die Tür aufriß, und hörte, wie er kurz mit jemandem im Flur sprach, und
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