Shannara II
Vorstellung würde unbemerkt bleiben? Was denkst du wohl, wie es kam, daß diese Banditen euch fanden?«
»Du wußtest also auch davon?«
»Heiler, du bist ein Narr.« Sie sagte es voller Freundlichkeit, während sie mit einer Hand seine Wange tätschelte. »Die Fahrensleute wissen immer als erstes alles, was an den Orten geschieht, wo ihre Reisen hinführen. Wenn dem nicht so wäre, würden sie nicht lange überleben - das scheint mir eine Lektion zu sein, die du noch lernen mußt. Als die Geschichte von der wunderbaren Heilung der dicken Wirtin bekannt wurde, mußte jedem mit dem kleinsten Funken Verstand klar sein, daß gewisse Leute unweigerlich früher oder später zu dem Schluß gelangen würden, einer mit deiner Begabung müsse ein reicher Mann sein. Du hast Glück, daß du noch am Leben bist.«
»Ja, wahrscheinlich«, bekannte er bekümmert. »Ich hätte ein bißchen vorsichtiger sein sollen.«
»Stimmt genau. Zum Glück für dich wußte ich gleich, daß nur du es sein konntest, und setzte Cephelo so lange zu, bis er mir erlaubte, dich zu suchen. Sonst hätten dich die freundlichen Leute hier wahrscheinlich ihren Hunden zum Fraß vorgeworfen.«
»Eine reizende Vorstellung.« Wil zog ein Gesicht. Dann sah er sie an.» Cephelo weiß, daß ich hier bin?«
»Natürlich.« Sie lächelte, und der Schalk blitzte wieder in ihren Augen. »Macht dir das Angst?«
»Sagen wir, es macht mir Sorge«, gab Wil zurück. »Wie kommt er dazu, mir nach den Vorfällen damals im Tirfing überhaupt zu helfen?«
Eretria neigte sich nahe zu ihm und legte ihm ihre schlanken dunklen Arme um den Hals.
»Weil seine Tochter sehr beredsam ist, Heiler - so beredsam, daß sie manchmal sogar einen schwierigen Mann wie Cephelo beeinflussen kann.« Sie zuckte die Schultern. »Außerdem hat er Zeit gehabt, sich die Geschehnisse im Tirfing noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich glaube, ich habe ihn davon überzeugt, daß das alles nicht deine Schuld war - sondern daß du im Gegenteil der Familie das Leben gerettet hast.«
Wil schüttelte skeptisch den Kopf.
»Ich trau’ dem Burschen nicht.«
»Daran tust du auch ganz recht«, meinte sie zustimmend. »Aber heute nacht wenigstens brauchst du dir seinetwegen keine Sorgen zu machen. Er wartet sicher bis zum Morgen, ehe er von dir Rede und Antwort verlangt. Und bis dahin werden eure Verfolger von der wilden Jagd nach euch genug haben und schon wieder in der Schenke sitzen.«
Sie stand auf und eilte in einer raschelnden Wolke blauer Seide davon. Einen Augenblick später kam sie mit einem feuchten Tuch und einer Schüssel voll Wasser zurück, die sie neben dem Lager auf den Boden stellte.
»Zunächst müssen wir dich säubern, Heiler. Du riechst ganz fürchterlich nach Schweiß und Schmutz, und deine Kleider sind ruiniert. «Sie hielt inne. »Zieh dich aus, dann wasche ich dich.«
Wil schüttelte den Kopf.
»Ich wasche mich selbst. Kannst du mir ein paar Sachen zum Anziehen leihen?«
Sie nickte, machte aber keine Anstalten zu gehen. Wil errötete.
»Ich möchte das gern allein machen, wenn du nichts dagegen hast.«
Das strahlende Lächeln leuchtete in ihrem Gesicht auf.
»Ich hab’ aber was dagegen.«
Er schüttelte den Kopf.
»Du bist wirklich unverbesserlich.«
»Du bist mir bestimmt, Wil Ohmsford. Das habe ich dir schon einmal gesagt.«
Das Lächeln erlosch, wich einem so sinnlichen und verführerischen Blick, daß Wil alles andere um sich herum vergaß. Als sie sich zu ihm neigen wollte, setzte er sich hastig im Bett auf. Heftiger Schwindel erfaßte ihn, doch er hielt sich gewaltsam aufrecht.
»Würdest du mir die Sachen bringen?«
Ihre Augen verdunkelten sich vor Zorn. Dann stand sie auf, trat zu einem Schrank, nahm ein paar Kleider heraus und brachte sie ihm.
»Die hier kannst du haben.« Sie warf sie ihm in den Schoß. Sie wollte an ihm vorübergehen, doch da beugte sie sich plötzlich zu ihm hinunter und küßte ihn schnell auf den Mund. »So, und jetzt wasch dich und kleide dich an.« Damit huschte sie davon.
Sie öffnete eine Tür am Ende des Wagens und verschwand in der Nacht. Wil hörte, wie sie von außen den Riegel vorschob. Unwillkürlich mußte er lachen. Ganz gleich, was sie für Absichten haben mochte, entkommen lassen würde sie ihn nicht.
Rasch streifte er seine verschmutzten Kleider ab, wusch sich und legte die Sachen an, die Eretria ihm gebracht hatte. Sie paßten ihm gut, aber er kam sich recht exotisch vor in dieser Pracht.
Er war gerade mit
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