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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sie durch ein Wäldchen zu den Koppeln führte und von dort zu den Stallungen. Mit einem sanften Wort der Beschwichtigung entließ Andor den alten Knecht, und Allanon und er traten hinein.
    Öllampen erhellten schwach eine Doppelreihe von Boxen, und langsam schritt Allanon an den Boxen entlang, und sein Blick wanderte prüfend von Pferd zu Pferd. Andor folgte ihm abwartend.
    Schließlich blieb der Druide stehen und wandte sich nach Andor um.
    »Den da«, sagte er und wies auf das Pferd. »Der ist der richtige für mich.«
    Andor blickte voll Unbehagen auf das Pferd, das Allanon gewählt hatte. Es war ein mächtiger, rabenschwarzer Hengst namens Artaq, groß und kräftig genug, einen Reiter von Allanons Größe zu tragen, ein Pferd, das große Strapazen ertragen konnte. Es war ein Jagdroß, mehr auf Ausdauer denn auf Schnelligkeit gezogen. Doch Andor wußte, daß er auf kurzen Strecken auch hoher Geschwindigkeit fähig war. Der Hengst hatte einen schmalen Kopf, klein im Verhältnis zu seinem gewaltigen, breitbrüstigen Körper. Die weit auseinanderliegenden Augen strahlten in einem verblüffenden Himmelblau. Intelligenz lag in diesen Augen; Artaq war kein Pferd, das sich willig von jedem führen ließ.
    Genau da lag das Problem. Artaq war eigenwillig und unberechenbar. Er machte sich einen Spaß daraus, mit seinem Reiter zu spielen, und diese Spiele endeten im allgemeinen damit, daß die Reiter abgeworfen wurden. Nicht wenige hatten bei diesen Abwürfen mehr oder minder schwere Verletzungen davongetragen. Wenn der Reiter auf Artaqs Rücken nicht kraftvoll und flink war, es zu verhindern, gelang es Artaq unweigerlich, ihn innerhalb weniger Sekunden nach dem Aufsitzen aus dem Sattel zu werfen. Es gab kaum jemanden, der sich noch auf dieses Risiko einließ. Selbst der König ritt den Hengst nur noch selten, obwohl er einst sein Lieblingspferd gewesen war.
    »Es sind andere Pferde da…« meinte Andor etwas zaghaft, doch Allanon schüttelte ablehnend den Kopf.
    »Dieser Hengst ist der richtige. Wie heißt er?«
    »Artaq«, antwortete der Elfenprinz.
    Allanon musterte das Pferd eine Weile peinlich genau, dann klappte er den Riegel hoch und trat in die Box. Andor kam näher, um zu sehen, wie die Dinge sich entwickelten. Der Druide blieb ruhig vor dem großen Rappen stehen, hob dann lockend eine Hand. Zu Andors Überraschung kam Artaq zu ihm. Allanon streichelte mit langsamen und behutsamen Bewegungen den seidig glänzenden Hals und neigte den Kopf, um dem Pferd etwas ins Ohr zu flüstern. Dann legte er ihm ein Halfter an und führte es aus der Box, den Gang dorthin hinunter, wo Sättel und Zaumzeug aufgehängt waren. Kopfschüttelnd folgte Andor. Der Druide wählte Sattel und Zügel und zäumte das Pferd, nachdem er ihm das Halfter abgenommen hatte. Mit einem Wort der Aufmunterung schwang er sich dann auf den Rücken des Hengstes.
    Andor hielt den Atem an. Gemächlichen Schrittes ließ Allanon den Rappen den Gang hinuntertrotten und den anderen wieder hinauf. Artaq gehorchte ihm willig und aufmerksam; mit diesem Reiter konnte man nicht spielen. Allanon ritt ihn zu Andor zurück und schwang sich aus dem Sattel.
    »Während meiner Abwesenheit, Elfenprinz«, sagte er, die schwarzen Augen fest auf Andor gerichtet, »vertraue ich Euch die Sorge um Euren Vater an. Seht darauf, daß er keinen Schaden nimmt.« Er machte eine Pause. »Ich verlasse mich auf Euch.«
    Andor nickte, erfreut, daß Allanon ihm solches Vertrauen entgegenbrachte. Der Druide blickte ihn noch einmal forschend an, dann wandte er sich ab. Gefolgt von dem Elfenprinzen, führte er Artaq zum rückwärtigen Teil des Stalles und stieß die breite zweiflügelige Tür auf.
    »Lebt wohl, Andor Elessedil«, grüßte er Abschied nehmend, bestieg wieder das Pferd und ritt in schnellem Trab davon.
    Andor blickte ihm nach, bis ihn die Dunkelheit verschluckt hatte.
     
    Zwei Nächte und zwei Tage ritt Allanon gen Osten, Paranor entgegen. Sein Weg führte ihn durch die tiefen Wälder von Westland zur Pforte des historischen Rhenn-Tales und von dort in das weite, leere Ödland der Streleheim-Ebene. Er ritt in zügigem Tempo, legte nur kurze Pausen ein, um Artaq zu füttern und zu tränken und achtete darauf, sich wo immer möglich auf geschütztem Gebiet zu halten und das offene Land zu meiden. Um Handelsstraßen und vielbereiste Marschwege schlug er einen großen Bogen. Bisher wußten nur der Elfenkönig und sein Sohn, daß er in die vier Länder zurückgekehrt war. Keiner

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