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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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als sei er zu Tode erschöpft von dem Ritt. Die dunklen Gewänder waren vom Regen durchweicht und klebten an seinem langgliedrigen Körper.
    Wil erschien alles plötzlich nicht ganz geheuer. Dieser Reiter, der sich aus der Ferne näherte, war kein Stor. Er hatte keine Ähnlichkeit mit den Menschen, wie er sie kannte.
    »Das kann doch nicht sein…« hörte er Flick murmeln.
    Der alte Flick verstummte. Er drängte sich an Wil vorbei und trat an den Rand der Veranda. Mit ausgebreiteten Armen stützte er sich auf das regennasse Geländer. Wil trat neben ihn. Der Reiter hielt direkt auf sie zu. So stark war das Gefühl düsterer Vorahnung, das der nahende Reiter in ihm auslöste, daß der junge Mann für einen Augenblick daran dachte, die Flucht zu ergreifen. Doch er war keiner Bewegung fähig. Er konnte nur stehen und warten und unverwandt der geisterhaften Gestalt entgegenblicken.
    Vor den beiden Männern hielt der Reiter an. Sein Kopf war gesenkt, das Gesicht im Schatten einer dunklen Kapuze verborgen.
    »Sei mir gegrüßt, Flick.«
    Die Stimme des Reiters war ein tiefes, rauhes Flüstern. Wil bemerkte, wie sein Onkel zusammenfuhr.
    »Allanon!«
    Der hochgewachsene Mann glitt vom Rücken seines Pferdes, ein Arm jedoch blieb um den Hals des Tieres gelegt, als vermöchte er nicht, allein zu stehen. Wil trat einen Schritt näher und blieb stehen. Es war offensichtlich, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    Allanons Blick wanderte zu ihm.
    »Wil Ohmsford?«
    Der junge Talbewohner nickte überrascht.
    »Lauf schnell und bitte die Stors, sich hier zu versammeln - « begann er und ging plötzlich in die Knie. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zu fangen, bevor er völlig zusammenbrach.
    Augenblicklich sprang Wil von der Veranda, um dem Druiden Beistand zu leisten, doch er hielt inne, als der große Mann warnend die Hand hob.
    »Tu, was ich dir sage, Wil Ohmsford! Beeile dich!«
    Da erst sah Wil klar und deutlich, was die Nässe des Regens bisher verborgen hatte. Allanons Gewänder waren von Blut durchtränkt. Ohne ein weiteres Wort stürzte der junge Mann die Straße hinauf zum Krankenhaus, und alle Müdigkeit fiel von ihm ab wie ein Traum, der dem Schläfer beim Erwachen entgleitet.

Kapitel 8
    Die Stors brachten Allanon ins Krankenhaus. Wil und Flick wollten den verwundeten Druiden begleiten, doch man gab ihnen mit freundlicher Bestimmtheit zu verstehen, daß ihre Hilfe weder erforderlich noch erwünscht sei. Schweigend und rätselhaft verschwanden die Stors und der Druide in den Gängen des Krankenhauses, und die beiden Talbewohner blieben draußen im Regen zurück. Da im Augenblick keine weiteren Auskünfte über das Kommen des Druiden zu erwarten waren, wünschte Wil Ohmsford seinem Onkel gute Nacht und zog sich zurück.
    Am frühen Abend desselben Tages ließ Allanon den beiden Talbewohnern mitteilen, daß er sie zu sprechen wünsche. Wil nahm die Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits war er neugierig und gespannt darauf zu erfahren, was dem Druiden zugestoßen war. Allanon war ihm aus den Geschichten, die sein Großvater und Flick immer wieder erzählt hatten, wohl vertraut. Doch nirgends in den Berichten war von Verletzungen die Rede gewesen, die so schwer waren wie jene, die der Druide offensichtlich vor seiner Ankunft in Storlock erlitten hatte. Nicht einmal der Schädelträger, der ihn auf der Suche nach dem Schwert von Shannara in der Feuerkammer von Paranor überfallen hatte, hatte ihn so übel zugerichtet, und Wil hätte gern gewußt, was für ein schreckliches Wesen es war, das gefährlicher war als die geflügelten Kämpfer des Dämonen-Lords.
    Andererseits beunruhigte ihn das Auftauchen des Druiden in Storlock. Es mochte Zufall sein, daß Allanon gerade zu einer Zeit gekommen war, als Flick und Wil sich beide im Dorf aufhielten. Es konnte Zufall sein, daß er gerade auf sie gestoßen war. Doch daran glaubte Wil nicht. Allanon war mit Bedacht zu ihnen gekommen. Aber aus welchem Grund? Und warum bat er sie nun zu dieser Zusammenkunft? Daß Allanon mit Flick sprechen wollte, konnte Wil noch verstehen; sie kannten einander und teilten gemeinsame Erinnerungen. Doch was wollte er von Wil? Der Druide kannte den jüngsten Ohmsford nicht einmal. Welches Interesse konnte Allanon an einem Zusammentreffen mit ihm haben?
    Trotz dieser Zweifel machte er sich gehorsam auf den Weg und eilte in der dichter werdenden Dunkelheit über den Dorfplatz zum Gästepavillon, wo, wie er wußte, Flick ihn erwartete. Wenn

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