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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Ziel nie aufgegeben. Und als er an dem Tag, an dem er ins Mannesalter eintrat, verkündet hatte, er hätte die Absicht, die Heilkunst zu studieren, aber nicht bei den Heilkundigen des Südlands, sondern bei den besten Heilkundigen in den vier Ländern - bei den Stors -, da war ihre Haltung schlagartig in das Gegenteil umgeschlagen. Der gute Onkel Flick wußte genau, was man von den Gnomen und dem Ostland zu halten hatte, und war nicht bereit, diese Meinung zu ändern. Selbst sein Großvater war skeptisch gewesen. Kein Südländer hatte je bei den Stors studiert. Wie konnte Wil, der nicht einmal ihre Sprache beherrschte, erwarten, in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden?
    Wil jedoch war trotz ihrer Vorbehalte in das Ostland gereist - nur um unmittelbar nach seiner Ankunft vor den Gemeinderat gebracht und höflich, aber bestimmt davon unterrichtet zu werden, daß nie jemand, der nicht aus dem Dorf Storlock stammte, die Erlaubnis bekommen hatte, hier zu studieren. Er könne bleiben, solange er wolle, aber einer der ihren könne er niemals werden. Wil gab nicht auf. Er sagte sich, er müsse zuerst ihre Sprache erlernen, und widmete sich zwei Monate lang ausschließlich dieser Aufgabe. Dann trat er wieder vor den Gemeinderat und versuchte erneut - diesmal in der Landessprache - die Gnomen umzustimmen. Wieder war ihm das Glück nicht hold. Danach sprach er einen Monat lang mindestens einmal in der Woche beim Stadtrat vor, um sein Anliegen durchzubringen. Er berichtete den Gnomen in aller Ausführlichkeit über sich selbst und seine Familie, erklärte ihnen, was zu seiner Entscheidung, ein Heilkundiger zu werden, geführt hatte - unterbreitete ihnen alles, von dem er glaubte, es könne sie günstig beeinflussen. Und irgend etwas wirkte tatsächlich, denn schließlich wurde ihm ohne ein Wort der Erklärung mitgeteilt, daß er bleiben und bei ihnen lernen könne. Wenn er sich als gewissenhaft und fähig erweise, würde er von ihnen zum Heilkundigen ausgebildet werden.
    Er hing versonnen lächelnd diesen Erinnerungen nach. Wie glücklich er gewesen war - und wie sehr sein Großvater und Flick sich gefreut hatten, als sie von seiner Aufnahme gehört hatten. Flick allerdings gab das so wenig zu, wie er den wahren Grund seiner Mißbilligung dieses ganzen Unternehmens eingestand. Wirklichen Kummer nämlich bereitete Flick die große Entfernung, die ihn nun von Wil trennte. Ihm fehlten die Ausflüge zur Jagd und zum Fischen, die Erkundungsexpeditionen, die er gemeinsam mit Wil unternommen hatte, als dieser noch ein Junge gewesen war. Es schmerzte ihn, Wil nicht mehr in seiner Nähe zu haben. Flicks Frau war vor langer Zeit gestorben, und die beiden hatten keine eigenen Kinder gehabt. Wil war ihm wie ein Sohn gewesen. Flick hatte immer geglaubt, Wil würde in Shady Vale bleiben und mit Shea und ihm zusammen das Gasthaus führen. Doch nun war Wil fort und lebte weit entfernt von Shady Vale unter Fremden. Wil wußte, daß sein Onkel diese Entwicklung der Dinge einfach nicht akzeptieren konnte.
    »Hörst du mir eigentlich zu?« fragte Flick plötzlich, Ungeduld stand ihm im bärtigen Gesicht.
    »Aber natürlich«, versicherte Wil und legte eine Hand behutsam auf die Schulter seines Onkels. »Hab' Geduld, Onkel Flick, eines Tages kehre ich zurück. Aber noch gibt es so viel zu lernen.«
    »Mir geht es um dich, nicht um mich«, erklärte Flick eilig und straffte den untersetzten Körper. »Dein Großvater und ich kommen ohne dich gut zurecht, aber ich frage mich, ob du auch ohne uns auskommen kannst. Man braucht dich ja nur anzusehen. Du übernimmst dich, Wil! Du hast eine eigensinnige Ader, die dich blind dafür zu machen scheint, daß du einfach nicht alles tun kannst, was du gern tun würdest. Du bist ein normaler Mensch, genau wie alle anderen. Was muß ich denn nur tun, um dir das klarzumachen?«
    Es schien so, als hätte er am liebsten noch mehr gesagt, doch er gestattete es sich nicht. »Das ist nicht die Zeit dafür.« Er seufzte. Seine Hand berührte die von Wil. »Leg dich doch jetzt hin. Wir können später miteinander sprechen, wenn du - «
    Seine grauen Augen wandten sich plötzlich von Wil ab, und seine Stimme erstarb. Wil wandte sich hastig um und gewahrte eine Bewegung im Dunst - einen dunklen, einsamen Schatten. Neugierig beobachteten ihn die beiden Männer, sahen, wie er langsam Gestalt annahm. Aus dem Schatten wurde ein Pferd und ein Reiter, beide schwarz wie die Nacht. Der Reiter hing vornübergebeugt im Sattel, so

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