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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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auf und sah einen hochgewachsenen Mann, der unter einem waldgrünen Umhang ganz in Schwarz gekleidet war. Er begleitete zwei ältere Frauen in langen bunten Röcken und Blusen zum Wasser hinunter. Als die Frauen sich bückten, um ihre Eimer zu füllen, lüftete der Mann seinen breitkrempigen Hut und verneigte sich mit schwungvoller Bewegung zu Wil und Amberle hin. Auf dem dunkel-gebräunten Gesicht mit dem schwarzen Bart blitzte ein breites Lächeln. Wil hob einen Arm und winkte freundlich zurück.
    »Ich bin nur froh, daß sie nicht auf unserer Seite sind«, bemerkte er zu Amberle, als sie aufstanden, um zu ihrem Lager zurückzukehren.
    Nach dem Mahl mit Fisch, Gemüse, Obst und Quellwasser ließen sie sich am Feuer nieder und blickten zwischen den Bäumen hindurch zu den lodernden Feuern der Fahrensleute am anderen Ufer hinüber. Lange schwiegen sie beide, jeder in seine Gedanken vertieft. Dann sah Wil Amberle an.
    »Wie kommt es, daß du so viel über das Wesen und das Wachstum von Pflanzen weißt? Hat jemand dich das alles gelehrt?«
    Überraschung flog über ihre Züge.
    »Dafür, daß du Elfenblut in deinen Adern hast, weißt du wahrhaftig nicht viel von uns, wie?«
    Wil zuckte die Schultern.
    »Nein, eigentlich nicht. Das Elfenblut hab' ich von meinem Vater, und der starb, als ich noch sehr jung war. Ich glaube nicht, daß mein Großvater je im Westland war - zumindest spricht er nie davon. Ich habe wahrscheinlich einfach nie viel darüber nachgedacht, was es bedeutet, mit Elfenblut geboren worden zu sein.«
    »Darüber hättest du aber nachdenken sollen«, versetzte sie leise, und ihre grünen Augen sahen ihn an. »Wenn wir verstehen wollen, wer wir sind, müssen wir erst verstehen, wer wir waren.«
    Die Worte klangen vorwurfsvoll. Doch der Vorwurf galt nicht Wil, sondern eher Amberle selbst. Wil verspürte ein plötzliches Verlangen, mehr über dieses Mädchen zu erfahren, sie irgendwie dazu zu bewegen, sich ihm wenigstens ein klein wenig zu öffnen.
    »Vielleicht könntest du mir helfen, das zu verstehen«, meinte er nachdenklich.
    Augenblicklich verdunkelte Zweifel ihre Augen. Es war beinahe so, als glaubte sie, er wolle sie zum Narren halten. Lange zauderte sie, ehe sie ihm antwortete.
    »Also gut, ja, vielleicht kann ich es.« Sie wandte sich zu ihm um, so daß sie ihm ins Gesicht blicken konnte. »Als erstes mußt du folgendes wissen: Die Elfen sind der Überzeugung, daß die Erhaltung der Erde und aller Wesen, die auf ihr leben, Tiere wie Pflanzen, eine moralische Verpflichtung ist. Diese Überzeugung hat vor allem anderen ihr Verhalten als Geschöpfe dieser Erde bestimmt. In der alten Welt widmeten sie ihr ganzes Leben der Pflege der Wälder, in denen sie lebten, kümmerten sich um die Pflanzen aller Art, die in ihnen gediehen, und um die Tiere, die in ihnen hausten. Damals gab es natürlich kaum andere Aufgaben, derer sie sich annehmen mußten, denn sie lebten ja völlig abgeschieden wie Einsiedler. Das ist jetzt anders, aber die Elfen halten auch heute an der Überzeugung fest, daß sie für den Zustand ihrer Welt die moralische Verantwortung tragen. Von jedem Elf wird erwartet, daß er einen Teil seines Lebens dem Bemühen widmet, der Erde etwas von dem zurückzugeben, was er von ihr bekommen hat. Das soll heißen, es wird von jedem Elf erwartet, daß er einen Teil seines Lebens dafür gibt, zum Wohl der Erde zu arbeiten - sei es, daß er Schäden beheben hilft, die durch Mißbrauch oder Vernachlässigung entstanden sind, sei es, daß er sich der Tiere annimmt oder der Bäume und anderen Pflanzen, die Pflege und Fürsorge brauchen.«
    »Und das hast du in Havenstead getan?«
    Sie nickte. »In gewisser Weise. Die Erwählten sind von diesem Dienst an der Erde befreit. Als ich nicht mehr zu den Erwählten gehörte und in meiner Heimat nicht mehr willkommen war, beschloß ich, der Erde zu dienen. Die meisten Elfen suchen sich ihre Aufgaben im Westland, weil das ihr Heimatland ist. Wir sind aber der Meinung, daß die Sorge um die Erde in der Verantwortung aller Menschen liegt. Bis zu einem gewissen Grad teilen die Zwerge unser Interesse, aber die anderen Rassen haben sich immer ziemlich gleichgültig gezeigt. Deshalb ziehen manche Elfen aus dem Westland in andere Gemeinden und versuchen, den Menschen, die dort leben, ihre Verantwortlichkeit für die Pflege und Erhaltung ihres Landes begreiflich zu machen. Ich habe das in Havenstead versucht.«
    »Und zu diesem Zweck hast du mit den Kindern des Dorfes

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