Shannara II
Weg dorthin, wohin ich niemals in meinem Leben zurückkehren wollte.«
Sie stand auf und tat ein paar Schritte. Als er sich ebenfalls erhob, wandte sie sich ihm zu. »Eines sollst du wissen: Ich halte diese Reise nach Arborlon für sinnlos. Ich glaube, daß Allanon sich täuscht. Weder der Ellcrys noch das Elfenvolk werden mich wieder aufnehmen; denn ich bin keine Erwählte mehr, ganz gleich, was der Druide meint. Aber etwas anderes zu tun, hätte wohl auch nicht viel Sinn, wie?«
»In meinen Augen nicht.«
Sie nickte. »Dann ist es abgemacht.« Das kindliche Gesicht war ernst, als sie ihn ansah. »Ich hoffe nur, daß alles nicht ein großer Irrtum ist.«
Wil seufzte. »Wenn es das ist, werden wir es wahrscheinlich bald genug erfahren.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Komm, holen wir Artaq und reiten wir los. Dann wird es sich schon zeigen.«
Zwei Tage lang ritten sie nun in nord-westlicher Richtung durch das weite Grasland von Callahorn. Das Wetter war warm und trocken, und die Zeit flog schnell dahin. Gegen Mittag des ersten Tages ballten sich im Norden über den scharf zackigen Felsgipfeln der Drachenzähne drohende Gewitterwolken zusammen, doch bei Sonnenuntergang hatten frische Winde sie nach Osten zur Rabb-Ebene getrieben und endgültig verjagt.
Wil und Amberle suchten Artaq zu schonen, indem sie abwechselnd zu Fuß gingen oder beide zusammen auf ihm ritten. Artaq wirkte auch noch frisch, nachdem er sie mehrere Stunden getragen hatte, aber Wil wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Von den Dämonen, die sie am Silberfluß abgeschüttelt hatten, sahen sie keine Spur, doch sie zweifelten nicht daran, daß die Ungeheuer weiterhin nach ihnen auf der Suche waren. Und wenn sie ihnen erneut auf die Spur kommen sollten, dann mußte Artaq bei Kräften sein.
Da sie außer einem kleinen Jagdmesser, das Wil im Gürtel trug, keine Waffen besaßen, mußten sie sich von Früchten und Kräutern nähren, die in der weiten, grasigen Ebene wild wuchsen.
In der ersten Nacht schliefen sie unter einer Gruppe von Balsampappeln, dicht gelegen an einer kleinen Quelle, die ihnen frisches Trinkwasser spendete. Am Nachmittag des zweiten Tages erreichten sie den Mermidon und folgten seinem Lauf in nördlicher Richtung. Bisher waren sie keiner Menschenseele begegnet, doch nun stießen sie auf ein halbes Dutzend Reisender, von denen einige zu Fuß unterwegs waren, andere zu Pferd. Alle tauschten sie ein freundliches Wort und ein Winken mit ihnen, bevor sie ihre Reise fortsetzten.
Bei Sonnenuntergang schlugen sie am Ufer des Mermidon im Schutz eines Wäldchens aus Föhren und Weiden ihr Lager auf. Sie befanden sich nun südwestlich der Stadt Tyrsis. Aus einer Weidengerte, einem Stück Schnur und einem Haken seines Umhangs fertigte Wil eine Angel, und eine halbe Stunde später hatte er tatsächlich zwei Barsche gefangen. Er hockte noch am Flußufer und schuppte die Fische, als aus Süden ein Wagenzug in Sicht kam, der gemächlich zum anderen Ufer hin in Bewegung war. Hell blitzten die hübsch bemalten Häuser auf Rädern mit ihren Spitzdächern aus Holzschindeln, die handgeschnitzten Holztüren und messingverzierten Fensterrahmen in der Abendsonne. Die Wohnwagen wurden von kräftigen Pferden gezogen, auf deren Geschirr Silberbeschläge funkelten. Mehrere Reiter begleiteten den Zug. Sicher und anmutig saßen sie in ihren seidenen Umhängen in den Sätteln ihrer Pferde, von deren Zügeln wehende bunte Bänder herabhingen.
Unwillkürlich hielt Wil in seiner Arbeit inne und beobachtete den seltsamen Zug, der sich dem Flußufer näherte. Achsen stöhnten, Lederriemen knarrten, laute Rufe der Aufmunterung schallten durch die Stille. Beinahe gegenüber von der Stelle, wo Wil saß, bildeten die Wagen einen Kreis und hielten an. Männer, Frauen und Kinder kletterten heraus und machten sich daran, die Pferde auszuspannen.
Aus den Bäumen hinter Wil tauchte Amberle auf und kam näher. Wil warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu und sah dann wieder zum anderen Ufer hinüber.
»Fahrendes Volk«, meinte er nachdenklich.
Sie nickte. »Ich weiß. Die Elfen haben für diese Leute nicht viel übrig.«
»Niemand hat für sie viel übrig.« Er machte sich wieder über das Schuppen der Fische. »Sie stehlen alles, was nicht niet- und nagelfest ist oder beschwatzen einen mit solcher Beharrlichkeit, bis man es ihnen freiwillig gibt. Sie haben ihre eigenen Gesetze und geben nichts auf die anderer.«
Amberle berührte seinen Arm. Er blickte
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