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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Entsetzen erfaßte ihn. Das, was er am meisten befürchtet hatte, war geschehen - er konnte die Kraft der Elfensteine nicht lenken, Allanon hatte sich geirrt. Nur sein Großvater hatte die Kraft der Steine beschwören können; er vermochte es nicht. Ihm standen sie nicht zu Gebote. Ihm gehorchten sie nicht.
    Aber sie mußten es! Er versuchte es noch einmal. Während er sich auf die Form und Substanz der Steine in seiner Hand konzentrierte, rief er die Zauberkräfte an, die irgendwo in ihrem Inneren verborgen lagen. Doch noch immer geschah nichts. Diesmal jedoch spürte er etwas, was ihm zuvor entgangen war - eine Sperre, die sich seinen Bemühungen entgegenstellte, eine Sperre, die sich irgendwo in seinem eigenen Inneren befand.
    Die Rufe und Schreie der Fahrensleute brachen in seine Überlegungen ein, und er sah, daß der Dämon direkt auf ihn zukam. Die Verteidiger befanden sich jetzt hinter dem Geschöpf, stachen und hieben mit ihren Waffen nach seinen Beinen und Flanken, während sie sich bemühten, es von Wil abzulenken. Mit gewaltigem Arm schlug der Dämon zu, zwei der Männer stürzten, während die anderen angstvoll auseinanderstoben. Das dröhnende Gebrüll quoll aus dem aufgerissenen Rachen. Auf eine abgebrochene Lanze gestützt eilte Cephelo hinkend zu seinen kämpfenden Leuten. Seine Kleider waren zerfetzt und von Staub und Blut bedeckt. Wil sah das Geschehen wie aus weiter Ferne, während er sich verzweifelt bemühte, die Kraft freizusetzen, die in den Elfensteinen eingeschlossen war. Der Gedanke zu fliehen kam ihm gar nicht; unerschütterlich stand er in der Mitte des Lagers, eine einsame Gestalt, die einen Arm zum Nachthimmel emporgeschwungen hatte.
    Plötzlich tauchte Eretria auf. Ihre schlanke, zierliche Gestalt huschte wie ein Schatten zwischen Dämon und Talbewohner hindurch, während eine braune Hand dem Ungeheuer eine lodernde Fackel ins Gesicht schleuderte. Der Dämon fing das brennende Holz mit seinem Maul auf, schlug krachend die mächtigen Kiefer darüber zusammen; doch er blieb dabei stehen, als machten ihm Feuer und Rauch etwas zu schaffen. Eretria nutzte diese Gelegenheit, um Wil am Arm zu packen und hastig nach hinten zu ziehen, bis sie beide stolperten und zu Boden stürzten. Augenblicklich scharten sich die Verteidiger wieder um sie, rissen brennende Holzscheite vom Feuer und schleuderten sie dem Dämon entgegen, um ihn in Verwirrung zu bringen. Doch das Ungeheuer rückte schon wieder vor. Hastig sprang Wil wieder auf die Beine und zog Eretria mit sich hoch. In demselben Augenblick tauchte Amberle an seiner Seite auf. In ihren kleinen Händen hielt sie mit festem Griff einen langen Spieß. Wortlos nahm Wil sie beim Arm und stieß die beiden Frauen hinter sich, während er sich gleichzeitig umdrehte, dem herankommenden Dämon die Stirn zu bieten.
    Fast schon hatte das Ungeheuer sie jetzt erreicht. Wil Ohmsford streckte die Hand aus, die die Elfensteine umschloß. Keine Unschlüssigkeit, keine Verwirrung verunsicherten ihn jetzt. In die Tiefe tauchend, sprengte er die Sperre, die zwischen ihm und der Kraft der Steine stand, zertrümmerte sie mit der Kraft seines Willens, die aus Verzweiflung und dringender Notwendigkeit geboren war. Und in diesem Moment spurte er, wie etwas in seinem Inneren sich veränderte, das er nicht erklären konnte. Er hatte nur den Eindruck, daß es nicht unbedingt gut war. Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Tief in das Herz der Elfensteine eindringend, brachte er sie endlich zum Leben. Leuchtend blaues Licht züngelte von seiner geballten Faust in die Höhe, sammelte sich, schoß in einer Stichflamme vorwärts und traf den Dämon. Das gewaltige Ungeheuer heulte brüllend auf, als die Kraft der Steine sich brennend in es hineinfraß. Dennoch stolperte es weiter, und seine Klauenhände suchten wild tastend nach einem Opfer. Wil hielt stand. Er tauchte noch tiefer in die Steine ein und spürte, wie ihre Kraft immer stärker wurde. Alles um ihn herum verschwamm in ihrem blauen Glühen, und wieder schlugen die Elfensteine nach dem Dämon. Diesmal konnte das Geschöpf des Bösen dem Zauber nicht widerstehen. Die massige Gestalt ging in Flammen auf und wurde zu einer Säule blendenden Lichts. Einen Moment lang loderte sie tiefblau im Dunkel der Nacht, dann zerfiel sie in Asche und war verschwunden.
     
    Langsam senkte Wil Ohmsford den Arm. Dort, wo der Dämon gestanden hatte, war jetzt nur noch verkohlte Erde, von der ein schwarzer Rauchfaden in die Dunkelheit

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