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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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noch im Fleisch ein Kind der Rassen der Vier Länder und war es auch nie gewesen. Er konnte ihren Männern und Frauen auch kein Mitgefühl entgegenbringen. Er gehörte nicht zu ihnen. Er war gestraft mit seiner eigenen Magie, und sie hatte ihm seine Menschenwürde sowie seinen Platz unter den Menschen geraubt, hatte ihn von allen anderen Lebewesen isoliert. Es war eine Ironie, daß er als einziger keine Angst vor den Schattenwesen hatte. Möglicherweise konnte er sogar Schutz vor ihnen bieten, wenn er darum gebeten wurde. Aber keiner würde ihn darum bitten. Er war ebenso gefürchtet wie sie. Er war der Dunkle Onkel, der Nachfahre von Brin Ohmsford, Träger ihres Vermächtnisses, Vollstrecker einer namenlosen Aufgabe von Allanon…
    Aber die Aufgabe war nicht mehr namenlos. Das Geheimnis war enthüllt worden. Er sollte Paranor und den Druiden die Rückkehr ermöglichen, die Rückkehr aus der Vergangenheit, aus dem Nichts.
    Genau das hatte der Geist von ihm verlangt, und die Forderung geisterte unablässig durch die Windungen seines Gehirns, überwand Hindernisse, überlistete seinen Verstand.
    Er nagte an diesem Gedanken wie ein Hund an seinem Knochen, und die Tage schleppten sich dahin. Der Sturm ließ nach, die Sonne erschien am Himmel und trocknete die Ebenen, überzog jedoch die Wälder mit Hitze. Nach einiger Zeit verließ er das Haus, durchschritt das Tal in Begleitung von Ondit, der riesigen Moorkatze, die aus den Regenwäldern gekommen war. Die Katze war ihm ein Gefährte, doch sie bot ihm keinen Ausweg aus seinem Dilemma und keine Linderung seiner quälenden Gedanken. Im Verlauf der folgenden Tage und Nächte wanderten sie gemeinsam.
    In der Nacht, in der Par Ohmsford und seine Gefährten bei dem Versuch, das Schwert von Shannara in Besitz zu nehmen, verraten wurden, kehrte Cogline in das Kamintal zurück und zerstörte damit die Illusion der Abgeschiedenheit, die Walker Boh so verzweifelt aufrechtzuerhalten suchte. Es war spät am Abend, die Sonne war im Westen untergegangen, am Himmel standen der Mond und die Sterne, und die Sommerluft verströmte den Duft des neuen Wachstums. Walker Boh kehrte von einem Aufenthalt am Kaminfelsen zurück, einem Zufluchtsort, der ihm besonders tröstlich erschien; der riesige Stein war eine Quelle, aus der er Kraft schöpfen konnte. Obwohl die Tür seiner Hütte offen und die Zimmer wie immer beleuchtet waren, spürte Walker Boh sofort, noch bevor Ondits Schnurren verstummte, daß etwas anders war. Ganz vorsichtig trat er auf die Veranda und die Tür zu.
    Cogline saß am hölzernen Eßtisch. Ein großes, viereckiges Paket, in Öltuch eingewickelt und mit einer Schnur zusammengebunden, lag neben ihm. Ein fast unberührtes Glas Bier stand vor ihm auf dem Tisch. »Ich habe auf dich gewartet, Walker«, begrüßte er den anderen, der sich noch immer im Dunkeln auf der anderen Seite der Tür befand.
    Walker Boh trat ein. »Du hättest dir die Mühe sparen können.«
    »Mühe?« Der alte Mann streckte seine verknöcherte Hand aus, und Ondit trabte auf ihn zu, um zutraulich den Kopf an ihm zu reiben. »Es wurde Zeit, daß ich mein Zuhause wiedersah.«
    »Ist dies dein Zuhause?« fragte Walker Boh. Er wartete auf eine Antwort, doch sie blieb aus. »Wenn du gekommen bist, um mich dazu zu überreden, die Aufgabe, die mir vom Geist Allanons zugeteilt wurde, zu übernehmen, sollst du wissen, daß ich genau das niemals tun werde.«
    »Mein guter Walker, niemals ist eine unendlich lange Zeit. Außerdem habe ich nicht die Absicht, dich zu irgend etwas zu überreden. Ich nehme an, daß du bereits in ausreichendem Maß überredet worden bist.«
    Walker Boh begab sich zum Tisch, wo er sich Cogline gegenüber niedersetzte.
    Der alte Mann nahm einen Schluck Bier zu sich. »Vielleicht hast du nach meinem Verschwinden am Hadeshorn gedacht, daß ich für immer verschwunden sei«, sagte er leise. In seiner Stimme schwang ein Ton mit, den der andere weder deuten konnte noch wollte. »Vielleicht hast du’s dir sogar gewünscht.«
    Walker Boh sagte nichts.
    »Ich bin in der Welt draußen gewesen, Walker. Ich habe die Vier Länder und die Rassen gesehen, bin durch die Städte und das Land gezogen; ich habe den Puls des Lebens gespürt und habe festgestellt, daß er immer schwächer wird. Ein Bauer sprach mit mir, ein Mann, den die Sinnlosigkeit dessen, was er gesehen hat, zermürbt und zerbricht. 'Nichts wächst', flüsterte er. 'Die Erde krankt, als sei sie von irgendeiner Seuche befallen.' Die Vier

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