Shannara IV
verschwunden.
Damson Rhee flüsterte Par ins Ohr: »Wissen sie, daß du verschwunden bist?«
Par zögerte. »Ich bin mir nicht sicher«, flüsterte er zurück.
Sie schob ihre weiche Hand unter sein Kinn und drehte sein Gesicht dem ihren zu. »Ich hab’ euch nicht verraten. Vielleicht spricht alles dafür, aber ich hab’ es nicht getan. Wenn ich vorgehabt hätte, dich an die Föderation zu verraten, hätte ich dich einfach und schmerzlos den beiden Soldaten übergeben können.«
Ihre Augen glänzten im schwachen Licht des Mondes, das zwischen den Bäumen in ihr Versteck fiel.
Par sah Damson Rhee in die Augen und entdeckte darin kein Anzeichen einer Täuschung. Trotzdem zögerte er.
»Du mußt dich hier und jetzt entscheiden, ob du mir glaubst oder nicht«, sagte sie ruhig.
Er schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht.«
»Es muß aber einfach sein. Schau mich an, Par. Ich habe niemand verraten - weder dich noch Padishar noch die anderen, weder jetzt noch vorher! Warum sollte ich so etwas tun? Ich hasse die Föderation so sehr wie du!« Erzürnt hielt sie inne. »Ich habe dir gesagt, daß es ein gefährliches Unterfangen werden würde. Ich habe dich vor der Schlucht gewarnt, vor dem schwarzen Loch, das Männer mit Haut und Haar verschlingt. Padishar war derjenige, der darauf bestanden hat, es trotzdem zu versuchen.«
»Deswegen ist er noch lange nicht für das verantwortlich, was passiert ist.« Mit knappen Worten erzählte ihr Par von den Ereignissen um ihre Gefangennahme einschließlich des entsetzlichen Verschwindens des Geächteten Blue. Die Umstände seines eigenen Entkommens schilderte er absichtlich vage. Die Magie war seine Sache. Ihr Geheimnis gehörte nur ihm.
Aber Damson Rhee war nicht so leicht zu beschwichtigen. »Das heißt also, daß du genauso gut wie ich der Verräter sein könntest«, sagte sie. »Wie hättest du anders entkommen können?«
Par errötete, empört über die Beschuldigung, erzürnt über ihre Beharrlichkeit. »Warum sollte ich meinen Freunden so etwas antun?«
»Genau meine Worte«, erwiderte sie.
Wortlos sahen sie einander an, schätzten die Stärke des anderen ab. Par wußte, daß Damson Rhee recht hatte. Es gab genauso viel, das auf ihn als Verräter hindeutete wie auf sie. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, daß er wußte, daß er es nicht war, wohingegen er sich bei ihr nicht sicher sein konnte.
»Entscheide dich, Par«, drängte sie ihn leise. »Glaubst du mir, oder glaubst du mir nicht?«
Im spärlichen Licht war der Ausdruck auf ihrem Gesicht ausgeglichen und arglos. Par stellte fest, daß er sich auf eine Weise zu ihr hingezogen fühlte, die er nicht für möglich gehalten hätte. Irgend etwas Besonderes umgab dieses Mädchen, etwas, das ihn seine Bedenken und Zweifel beiseite schieben ließ. Ihre Augen hielten ihn fest, waren einnehmend und überzeugend. Er sah in ihnen nichts als die Wahrheit. »Gut, ich glaube dir«, sagte er schließlich.
»Dann erzähle mir, wie du entkommen konntest und die anderen nicht«, forderte sie. »Nein, versuch nicht, dich herauszureden. Ich muß einen Beweis für deine Unschuld haben, wenn wir einander und unseren Freunden helfen wollen.«
Pars Entschluß, das Geheimnis des Wunschliedes für sich zu behalten, begann zu wanken. Wieder hatte sie recht. Sie stellte lediglich die Frage, die er an ihrer Stelle ebenfalls gestellt hätte. »Ich habe Magie benutzt«, erklärte er.
Sie rückte näher, als ob sie die Wahrheit seiner Aussage dadurch besser beurteilen könnte. »Magie? Welche Art von Magie?«
Er zögerte immer noch.
»Taschenspielertricks? Zaubersprüche?« drängte sie. »Oder verfügst du über größeres Wissen?«
»Ja«, erwiderte er. »Ich kann mich, wenn ich will, unsichtbar machen.«
Es folgte ein langes Schweigen. Er sah die Neugier in ihren Augen.
»Du verfügst über echte Magie, nicht wahr?« sagte sie schließlich. »Nicht die vorgetäuschte Art, die ich vorführe, indem ich Münzen verschwinden und wieder auftauchen lasse und Feuer herbeizaubere. Du verfügst über die verbotene Magie. Deshalb ist Padishar so an dir interessiert.« Sie schwieg. »Wer bist du, Par Ohmsford?«
Par wog seine Antwort sorgfältig ab. »Ich bin halb Elfe und verfüge über die Magie meiner Vorfahren. Ich kann über ihre Magie gebieten, wenigstens über einen kleinen Teil davon.«
Sie sah ihn lange Zeit schweigend an. Endlich schien sie zu einem Entschluß gekommen zu sein. Sie kroch aus ihrem Versteck
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