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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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war zuerst, zuletzt und immer da, eine tiefe und allgegenwärtige graue See. Träge hing er in der Luft, unbeweglich bedeckte er Bäume und Sträucher; er glich einem Schleier, durch die das Licht und die Wärme der Sonne nicht durchdringen konnte. Er berührte die Haut mit einer kalten, feuchten Beharrlichkeit, die von toten Dingen kündete.
    Par und Coll bewegten sich langsam, vorsichtig durch ihren Wachtraum, während sie gegen das Gefühl ankämpften, körperlose Wesen zu sein. Ihre Augen glitten von Schatten zu Schatten, suchten nach Spuren von Bewegung und fanden nur Bewegungslosigkeit. Die Welt, die sie betreten hatten, schien ohne Leben, als wären die Schattenwesen, die sie dort wußten, nicht vorhanden, sondern einfach eine Lüge ihres Traums, die sie mit ihren Sinnen nicht begreifen konnten.
    Sie begaben sich schnell zu den Trümmern der Sendic-Brücke. Lautlos schritten sie durch das hohe Gras und über die feuchte Erde. Par warf einen Blick zu der Tür zurück, durch die sie gekommen waren. Sie war nirgendwo zu sehen.
    In wenigen Sekunden war all das, was vom Palast der Könige von Tyrsis übriggeblieben war, ebenfalls verschwunden.
    Als ob es nie da gewesen wäre, dachte Par düster. Ihm war kalt, aber auch wieder heiß. Den Gefühlen, die in seinem Inneren tobten, konnte er weder Beachtung schenken noch ihrer Herr werden; sie schrien mit Stimmen, die verwirrt klangen, jede verzweifelt darum bemüht, sich Gehör zu verschaffen. Er spürte, wie sein Herz in der Brust hämmerte, und fühlte das nahe Bevorstehen seines Todes bei jedem Schritt, den er tat. Er wünschte, er wäre in der Lage, die Magie kurz zu beschwören, um die Gewißheit zu haben, daß er ein gewisses Maß an Macht besaß, um sich zu verteidigen. Aber die Anwendung der Magie würde die Wesen, die in der Schlucht lebten, warnen, und er wollte glauben, daß dies bisher noch nicht geschehen war.
    Coll berührte seinen Arm und deutete auf eine Stelle, wo sich eine Spalte vor ihnen auftat. Sie mußten sie umgehen. Par nickte und ging voran. Colls Anwesenheit gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, so als könne seine bloße Gegenwart das Böse, das sie bedrohte, von ihnen abhalten. Seine Freude darüber, daß sein Bruder ihn begleitete, ließ sich nicht mit Worten beschreiben. Colls Mut in dieser Situation war zu einem großen Teil Quelle seines eigenen.
    Sie umgingen die Falle und arbeiteten sich wieder zu den Trümmern der Brücke zurück. Alles um sie herum war unverändert, still und bewegungslos, bar allen Lebens.
    Aber dann schimmerte etwas dunkel im vor ihnen liegenden Nebel, eckige Umrisse, die sich aus den Trümmern erhoben.
    Hastig eilten sie darauf zu, Par voraus, Coll nur einen Schritt hinter ihm. Steinerne Wände kamen plötzlich in Sicht. Pflanzen rankten sich daran hoch und über das schräge Dach. Der Kuppelbau war größer, als Par ihn sich vorgestellt hatte, gute fünfzehn Meter im Durchmesser und mindestens sechs Meter hoch. Er erinnerte an eine Krypta.
    Die Talbewohner bogen vorsichtig um die Ecke. Sie stießen auf in den Stein gehauene Zeilen, uralt und durch Zeit und Wetter fast zerstört, so daß viele Worte fast schon unsichtbar waren. Atemlos hielten sie an und lasen: »Hier liegt Herz und Seele der Nationen, ihr Recht, freie Menschen zu sein, ihr Wunsch, in Frieden zu leben, ihr Mut, die Wahrheit zu suchen. Hier liegt das Schwert von Shannara.«
    Dahinter war eine riesige Steintür, die nur angelehnt war. Die Brüder sahen einander an, bevor sie sich in Bewegung setzten. Als sie die Tür erreichten, spähten sie hinein. Sie erblickten eine Art Korridor, der in der Dunkelheit verschwand.
    Par runzelte die Stirn. Er hatte nicht damit gerechnet, daß der Kuppelbau eine ganze Anlage war; er hatte geglaubt, nichts weiter als einen einzigen Raum vorzufinden, in dessen Mitte sich das Schwert von Shannara befand. Doch das, was er sah, ließ etwas anderes vermuten.
    Er blickte Coll an. Sein Bruder war offensichtlich bestürzt; besorgt sah er sich um, ließ seinen Blick zuerst zum Eingang, dann zum dunklen Wald, der sie umgab, gleiten. Coll streckte die Hand aus und zog an der Tür. Sie ließ sich ohne große Mühe öffnen.
    »Das sieht nach einer Falle aus«, flüsterte Coll so leise, daß Par ihn kaum hören konnte.
    Par hatte soeben das Gleiche gedacht. Eine Tür zu einem Kuppelbau, der dreihundert Jahre alt war und der der Witterung in der Schlucht ausgesetzt war, hätte sich nicht so leicht öffnen lassen sollen. Es würde ein

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