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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verwandeln. Der Malmschlund ist ein nützlicher, wenn auch gefährlicher Sklave. Bei Nacht gräbt er Tunnel in den Boden. Bei Tag schläft er. Wie der Koden ist er blind - durch die Magie und durch die Natur seiner Tätigkeit - gräbt in der Finsternis und sieht selten das Licht.« Sie schaute wieder zur Stadt hinüber. »Er wird vermutlich nie erfahren, daß wir hier sind, wenn wir uns in acht nehmen.«
    »Also haben wir nichts anderes zu tun, als den Elfenstein zu stehlen«, lächelte Pe Ell. »Den Elfenstein stehlen, und Vater und Sohn einander auffressen lassen. Nicht weiter kompliziert, oder?« Er sah Quickening scharf an. »Oder?«
    Sie begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, doch sie gab ihm keine Antwort. Pe Ells Lächeln wurde eisig, als er sich in den Schatten zurücklehnte.
    Eine Weile herrschte angespanntes Schweigen, dann wandte sich Morgan Leah an Horner Dees: »Was ist mit diesem Schleicher, von dem du gesprochen hast?«
    Auch Dees schaute mürrisch drein. Er beugte sich schwerfällig nach vorn, und seine Augen verengten sich mißtrauisch. »Vielleicht kann das Mädchen dir mehr darüber sagen«, antwortete er leise. »Ich habe das Gefühl, sie weiß noch eine ganze Menge mehr und sagt es uns nicht.«
    Quickenings Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck, kalt und perfekt sah sie den alten Fährtensucher an. »Ich weiß, was mein Vater mir erzählt hat, Horner Dees - sonst nichts.«
    »König vom Silberfluß, Herr der Gärten des Lebens«, knurrte Pe Ell aus dem Schatten. »Hüter finsterer Geheimnisse.«
    »Wie du gesagt hast, gibt es einen Schleicher in der Stadt Eldwist«, fuhr Quickening fort. Sie ignorierte Pe Ell, und ihr Blick war auf Dees gerichtet. »Uhl Belk nennt ihn den Kratzer. Der Kratzer ist schon seit vielen Jahren dort, ein Straßenkehrer für Lebewesen, der den Bedürfnissen seines Herrn dient. Er kommt in der Dunkelheit heraus und reinigt die Straßen und Gehsteige der Stadt. Wir werden uns sehr vor ihm hüten müssen, wenn wir hineingehen.«
    »Ich hab’ ihn bei der Arbeit gesehen«, knurrte Dees. »Vor zehn Jahren nahm er ein halbes Dutzend von uns beim ersten Durchgang, und zwei weitere kurz darauf. Er ist groß und schnell.« Er erinnerte sich jetzt, und sein Zorn auf Quickening schien sich aufzulösen. Zweifelnd schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht, er stöbert dich auf, findet dich und bringt dich um. Wenn’s sein muß, geht er auch in die Gebäude. Tat er damals jedenfalls.«
    »Dann wäre es also ratsam, den schwarzen Elfenstein so schnell wie möglich zu finden, nicht wahr?« flüsterte Pe Ell.
    Dann verstummten sie, und nach einer Weile zog sich einer nach dem anderen in die Schatten zurück. Den Rest der Nacht versuchten sie zu schlafen. Morgan döste ein, doch nie lange. Walker saß am Felsrand und betrachtete die Stadt, als der Hochländer einnickte, und saß noch immer dort, als er wieder aufwachte. Sie waren alle müde und erschöpft - alle außer Quickening. Sie stand frisch und schön im schwachen Licht des Sonnenaufgangs, so hinreißend wie bei ihrer ersten Begegnung. Morgan störte das irgendwie. Sie war in dieser Hinsicht gewiß mehr als gewöhnlich. Er beobachtete sie und schaute schnell weg, als sie sich zu ihm umdrehte, weil er fürchtete, ertappt zu werden. Es störte ihn, daß es zwischen ihnen doch Unterschiede geben könnte, und schlimmer noch, daß diese Unterschiede beträchtlich sein könnten.
    Sie frühstückten ebenso lustlos, wie sie am Vorabend zu Abend gegessen hatten. Das Land hatte eine öde, bedrohliche Ausstrahlung und beobachtete sie aus verborgenen Augen. Nebel hing über der Halbinsel, stieg von den Klippen, auf denen die Stadt ruhte, bis hinauf zu den Spitzen der höchsten Türme und ließ den Eindruck entstehen, Eldwist stünde in den Wolken. Die Seevögel waren wieder da, Möwen, Taucher und Seeschwalben, und segelten rufend über den schwarzen Wassern des Gezeitenstroms. Mit der Morgendämmerung war die Luft feucht geworden, und Wassertröpfchen perlten auf der Haut der sechs Gefährten.
    Nachdem Dees sie vor dem gewarnt hatte, was ihnen bevorstand, sammelten sie Regenwasser aus Pfützen hoch in den Felsen, verpackten die wenigen Nahrungsmittel, die ihnen blieben, gegen die Nässe und machten sich auf, die Landenge zu überqueren.
    Sie brauchten länger, als sie gedacht hatten. Die Entfernung war nicht groß, aber der Weg war trügerisch. Der Felsen war kreuz und quer von Spalten durchzogen, die Oberfläche durch frühere

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