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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zerschneiden? Der Kratzer hatte ihn fast erreicht, als Pe Ell wieder aufsprang und mit der Behendigkeit einer Katze über den Laufsteg rannte. Er war bei ihnen angelangt, als der Kratzer ins Blickfeld kam und sich inzwischen schlangengleich durch die enge Tunnelöffnung zwängte.
    Und dann geschah das Unmögliche. Die Verankerung, an der Pe Ell herumgesägt hatte, knackte und brach durch. Der ganze Laufsteg kippte nach unten, blieb einen Moment so hängen und stürzte dann unter dem Gewicht des Kratzers in die Tiefe. Er krachte auf die Straße und zersplitterte in tausend Stücke. Staub und Gesteinsbrocken wirbelten auf und vermischten sich mit dem Nebel und der Nacht.
    Die sechs aus Rampling Steep starrten nach unten und warteten. Dann hörten sie etwas - ein Knirschen, das Geräusch von Metall, das über Stein kratzt.
    »Er ist nicht tot!« flüsterte Dees voller Entsetzen.
    Hastig zogen sie sich von der Öffnung zurück, schlüpften eine andere Treppe hinunter ins Erdgeschoß, verließen das Gebäude durch eine Tür am anderen Ende und gelangten auf die Straße. Pe Ell und Walker gingen voran. Sie konnten hören, daß der Schleicher die Suche nach ihnen wieder aufgenommen hatte.
    Fünf Blocks weiter gelangten sie an das Bauwerk, das Walker Boh gesucht hatte, einen gedrungenen, praktisch fensterlosen Bunker. Sie traten ein, wobei sie sich ängstlich umdrehten und schauten, wo sie waren. Es war tatsächlich wie ein Kaninchenbau, ein Labyrinth aus Zimmern und Fluren mit mehreren Treppenhäusern und einem halben Dutzend Eingängen. Sie gingen ins vierte Geschoß hinauf und ließen sich in einem zentralen Raum weit von den Fenstern entfernt nieder.
    Die Minuten verstrichen, und der Kratzer erschien nicht. Eine Stunde verstrich. Sie aßen ein kaltes Mahl und lehnten sich zurück. Keiner schlief.
    Sie saßen schweigend da. Ihr Atmen war das einzige Geräusch.
    Als der Morgen zu grauen begann, wurde Morgan Leah rastlos. Er mußte ständig an Pe Ells Messer denken - das Messer, das Stein zu schneiden vermochte. Das Messer faszinierte ihn. So wie Pe Ells Teilnahme an diesem Unterfangen war es ein ungelöstes Rätsel. Ungeachtet Walkers Warnung, sich von dem Mann fernzuhalten, beschloß er, zu sehen, was er herausfinden konnte. Er stand auf und ging in die dunkle Ecke, wo der andere mit dem Rücken an der Wand saß. Er konnte sehen, wie Pe Ells Augen ihn beobachteten, als er sich näherte.
    »Was willst du?« fragte Pe Ell eisig.
    Morgan hockte sich vor den anderen hm und zögerte. »Ich war neugierig wegen deines Messers«, gab er schließlich zu.
    Ihre Stimmen waren ein kaum wahrnehmbares Flüstern in der Stille. In dem dunklen Raum konnte sie keiner hören.
    Pe Ells Lächeln war kalt. »Ach, wirklich?«
    »Wir haben gesehen, was es geleistet hat.«
    Pe Ell hatte sein Messer schon gezogen und hielt die Klinge wenige Zentimeter vor Morgans Nase. Morgan hielt den Atem an und rührte sich nicht. »Das einzige, was du darüber zu wissen brauchst«, erklärte Pe Ell, »ist, daß es dich töten kann, ehe du mit der Wimper gezuckt hast. Dich. Deinen einarmigen Freund. Jeden.«
    Morgan schluckte heftig. »Selbst den Steinkönig?« Er zwang die Frage heraus, verärgert über sich selbst, weil er Angst hatte.
    Die Klinge verschwand wieder. »Ich werde dir was sagen. Das Mädchen behauptet, du hättest Magie. Ich glaube das nicht. Du hast überhaupt nichts. Der Einarmige ist der einzige von euch, der Magie hat, und seine Magie taugt einen Dreck! Sie tötet nicht. Er tötet nicht. Ich sehe es in seinen Augen. Keiner von euch hat in dieser Angelegenheit etwas zu bieten, ob ihr es wahrhaben wollt oder nicht. Ihr seid nichts als ein Haufen Idioten.«
    Er stieß Morgan mit dem Finger an. »Komm mir nicht in die Quere, Hochländer. Keiner von euch. Und erwartet nicht, daß ich euch wieder rette, wenn der Schleicher euch das nächste Mal jagt. Ich habe euch allesamt satt.« Er zog seinen Finger zurück. »Und jetzt hau ab.«
    Morgan zog sich wortlos zurück. Er warf einen kurzen Blick auf Walker, beschämt, daß er seine Warnung nicht befolgt hatte. Es war unmöglich festzustellen, ob der Dunkle Onkel ihn beobachtet hatte oder nicht. Dees und Carisman schliefen. Quickening war ein gesichtsloser, kaum wahrnehmbarer Schatten.
    Morgan setzte sich mit gekreuzten Beinen abseits in eine Ecke und kochte innerlich. Er hatte nichts erfahren. Er hatte sich nur selbst gedemütigt. Er preßte die Lippen zusammen. Eines Tages würde er sein Schwert

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