Shannara V
Sie sah haselnußbraune Augen, die selten stillstanden, ein halbes Lächeln, das zeigte, daß sie sich einen ganz persönlichen Spaß machte, und aschblondes Haar, das kurz geschnitten und stark gelockt war. Es war eine Gespanntheit in ihr, so dachte sie - eine Anspannung, die nicht vergehen würde, unabhängig davon, wie sehr auch immer sie sich darum bemühen würde.
Sie wippte auf ihren Fersen und erlaubte sich noch ein leichtes Lächeln, während sie entschied, daß sie das, was sie sah, genug mochte, um noch ein wenig länger damit zu leben.
Sie faltete die Hände im Schoß und senkte den Kopf. Die Suche nach den Elfen - wie lange dauerte sie nun schon? Wir lange war es her, daß der alte Mann - der behauptete, Cogline zu sein - zu ihr gekommen war und von den Träumen gesprochen hatte? Wochen? Aber wie viele? Sie hatte das Zeitgefühl verloren. Der alte Mann hatte von den Träumen gewußt und sie aufgefordert, selbst die dahinter liegende Wahrheit herauszufinden. Und sie hatte beschlossen, seine Herausforderung anzunehmen, zum Hadeshorn im Tal von Shale zu gehen und den Schatten Allanons zu treffen. Warum sollte ich dies nicht tun, hatte sie sich gesagt. Vielleicht würde sie etwas darüber erfahren, woher sie kam, über ihre Eltern, die sie nie gekannt hatte, oder über ihre Geschichte.
Seltsam. Bis der alte Mann aufgetaucht war, war sie an ihrer Herkunft nicht interessiert gewesen. Sie hatte sich selbst davon überzeugt, daß dies nicht wichtig sei. Aber etwas an der Art, in der er zu ihr sprach, an den Worten, die er gebrauchte, irgend etwas hatte sie verändert.
Sie streckte die Hand aus, um voller Befangenheit den Lederbeutel an ihrem Hals zu betasten und fühlte die harten Linien der bemalten Steine, der Elfensteine, ihrem einzigen Verbindungsglied zur Vergangenheit. Woher kamen sie? Warum hatte man sie ihr gegeben?
Elfenzüge, Ohmsfordblut und das Herz und das Können einer Fahrenden - das alles gehörte ihr. Aber wie war sie dazu gekommen?
Wer war sie?
Sie hatte es am Hadeshorn nicht herausgefunden. Allanon war gekommen, wie versprochen, dunkel und drohend sogar im Tod. Aber er hatte ihr nichts gesagt. Statt dessen hatte er ihr eine Aufgabe aufgetragen - hatte jedem von ihnen eine Aufgabe aufgetragen, den Kindern von Shannara, wie er sie nannte, Par und Walker und ihr selbst. Aber ihre Aufgabe? Sie schüttelte bei dieser Erinnerung den Kopf. Sie sollte die Elfen suchen, sie finden und zurückbringen in die Welt der Menschen. Die Elfen, die über hundert Jahre lang von niemandem gesehen worden waren, von denen die meisten glaubten, sie hätten überhaupt nie existiert und die für ein Kindermärchen gehalten wurden - die sollte sie finden.
Sie hatte zunächst nicht suchen wollen. Sie war verwirrt gewesen durch das, was sie gehört hatte und was es an Gefühlen in ihr auslöste, nicht gewillt, sich einzulassen oder sich selbst für etwas zu opfern, das sie nicht verstand und das ihr gleichgültig war. Sie hatte die anderen verlassen und war mit Garth als ihrem einzigen Begleiter wieder zurück ins Westland gegangen. Sie hatte vorgehabt, ihr Leben als Fahrende wiederaufzunehmen. Die Schattenwesen waren nicht ihre Sorge. Die Probleme der Rassen waren nicht ihre eigenen. Aber die Ermahnung des Druiden war ihr nicht aus dem Sinn gegangen, und fast ohne es zu merken, hatte sie dennoch mit ihrer Suche begonnen. Es hatte mit Fragen angefangen, die sie hier und dort stellte. Hatte jemand gehört, ob es wirklich Elfen gab? Hatte jemand sie überhaupt je gesehen? Wußte jemand, wo man sie finden konnte? Es waren Fragen, die sie zunächst mühelos stellte, ganz nebenbei, aber im Laufe der Zeit mit wachsender Neugier und schließlich fast mit Dringlichkeit.
Was, wenn Allanon recht hatte? Was, wenn die Elfen noch immer irgendwo da draußen waren? Was, wenn nur sie besaßen, was gegen die Schattenwesenplage half?
Aber die Antworten auf ihre Fragen waren alle gleich gewesen. Niemand wußte etwas von den Elfen. Niemand kümmerte sich darum.
Und dann hatte es angefangen, daß etwas ihnen folgte - jemand oder etwas, ihr Schatten, wie sie es schließlich nannten, ein Wesen, das klug genug war, ihnen trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen zu folgen, und listig genug, dabei nicht erwischt zu werden. Zweimal hatten sie vorgehabt, es zu fangen, waren aber gescheitert. Mehrere Male hatten sie versucht, denselben Weg zurückzugehen, um hinter das Wesen zu gelangen, und konnten es nicht. Sie hatten niemals sein Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher