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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gehen. Ihre Gedanken waren auf die Zukunft gerichtet, auf die Vorhersagen Eowens und auf das Schicksal des Elfenvolkes. Sie war davon überzeugt, daß ihr Volk überleben würde. Sie würde auf das Mädchen warten, so lange sie konnte, so lange die Magie die Feinde fernhielt. Sie würde darum beten, daß sich Eowens Visionen bewahrheiteten.
    Sie war Ellenroh Elessedil, die Königin der Elfen, und sie würde tun, was sie tun mußte.
    Feuer.
    Es brannte auch in ihr.
    Eingehüllt in die Rüstung ihres Wissens ging sie in den geruhsamen Stunden des frühen Morgens hinunter und hinaus aus den Gärten des Lebens, um sich zur Ruhe zu begeben.

Kapitel 35
    Wren Ohmsford gähnte. Sie saß auf einer Klippe und sah über die Blaue Spalte, den Rücken an den glatten Stamm einer uralten Weide gelehnt. Das Meer erstreckte sich vor ihr, ein schimmerndes Kaleidoskop von Farben am Rande des Horizonts, wo der Sonnenuntergang das Wasser mit roten und goldenen und purpurfarbenen Spritzern zierte und tiefhängende Wolken seltsame Muster vor dem dunkler werdenden Himmel bildeten. Ein Halbdunkel breitete sich geruhsam aus, ein Grauwerden des Lichts, das Wispern einer Abendbrise vom Wasser her, ein ruhiges Herabsinken. Grillen begannen zu zirpen, und flimmernd kamen Glühwürmchen in Sicht.
    Wren zog die Knie bis zur Brust hoch, denn sie kämpfte darum, aufrecht sitzen zu bleiben, da sie sich in Wirklichkeit viel lieber hingelegt hätte. Sie hatte jetzt schon fast zwei Tage lang nicht geschlafen, und die Müdigkeit holte sie allmählich ein. Es war schattig und kühl auf diesem Platz unter dem Baldachin der Weide, und es wäre leicht gewesen, loszulassen, hinabzusinken, sich neben ihrer Rinde zusammenzurollen und zu entgleiten. Ihre Augen schlossen sich unfreiwillig bei diesem Gedanken, wurden aber dann sofort wieder aufgerissen. Sie konnte nicht schlafen, solange Garth nicht zurückgekehrt war, das wußte sie. Sie mußte wachsam bleiben.
    Sie erhob sich und verließ den Rand der Klippe. Sie spürte die Brise auf ihrem Gesicht und ließ die Wohlgerüche des Meeres ihre Sinne erfüllen. Kraniche und Möwen glitten über das Wasser und stießen herab, anmutig und träge in ihrem Flug. Weit draußen, zu weit, als daß man es deutlich hätte sehen können, zerteilte irgendein großer Fisch mit kraftvollem Schwung das Wasser und verschwand. Sie ließ ihren Blick wandern. Ohne Unterbrechung führte die Küstenlinie von der Stelle, wo sie stand, soweit, wie sie sehen konnte: zerklüftete, baumbestandene Klippen, von den starren, weißbehüteten Bergen des Rock Spur im Norden und dem Irrybis im Süden gestützt. Eine Reihe felsiger Strände trennte die Klippen vom Wasser, am Flutsaum waren sie mit Treibholz und Muscheln und Strängen von Meeresalgen übersät.
    Jenseits der Strände war nur die leere Weite der Blauen Spalte. Ich bin bis ans Ende der bekannten Welt gereist, dachte sie bekümmert, und noch immer dauerte die Suche nach den Elfen an.
    Eine Eule schrie in den tiefen Wäldern hinter ihr und brachte sie dazu, sich umzuwenden. Sie spähte vorsichtig umher, ob sich etwas bewegte, suchte nach einem Hinweis auf eine Störung und fand keinen. Es gab auch kein Zeichen auf Garth. Er war noch immer draußen auf Spurensuche…
    Sie schlenderte zurück zu der verglimmenden Asche der Kohlen und trat die Überreste mit ihrem Stiefel aus. Garth hatte jede Art offenen Feuers verboten, bis er sich versichert hatte, daß sie in Ruhe gelassen wurden. Er war den ganzen Tag gereizt und mißtrauisch gewesen, beunruhigt durch etwas, das keiner von ihnen sehen konnte. Ihn quälte ein Gefühl, daß irgend etwas nicht richtig sei. Wren neigte dazu, seine Unruhe seinem Mangel an Schlaf zuzuschreiben. Andererseits waren Garths Vorahnungen selten falsch gewesen. Wenn er beunruhigt war, dann spürte sie es, ohne ihn fragen zu müssen.
    Sie wünschte, er würde zurückkehren.
    Inmitten der Bäume hinter der Klippe befand sich ein Teich, und sie ging hin, kniete sich nieder und benetzte ihr Gesicht mit Wasser. Die Oberfläche des Teichs kräuselte sich bei der Berührung durch ihre Hände und glättete sich wieder. Sie konnte sich selbst auf dem Wasser gespiegelt sehen, als sich die Verzerrung auflöste, bis ihr Bild fast einem Spiegelbild entsprach. Sie starrte darauf hinab - auf ein kaum erwachsenes Mädchen, mit entschieden elfischen Zügen, mit scharf gespitzten Ohren, schrägstehenden Brauen, einem schmalen Gesicht mit hohen Wangenknochen und nußbrauner Haut.

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