Shannara V
bereits sein kurzes Schwert.
Das Wolfswesen kam zurück ins Licht. Es bewegte sich ohne Schmerzen, ohne Anstrengung, die Zähne in einem furchterregenden Grinsen entblößt.
Das Wolfswesen.
Das Schattenwesen.
Wren wußte plötzlich, daß sie nicht fähig sein würden, es zu töten - sondern daß sie getötet werden würden.
Sie trat schnell zurück neben Garth. Sie war jetzt wahnsinnig vor Angst und hatte Mühe, ihren Verstand beisammen zu halten. Er zog sein langes Messer und gab es ihr. Sie konnte das abgerissene Geräusch seines Atems hören. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, ihn anzusehen.
Das Schattenwesen griff sie erneut an und prallte mit einem Sprung auf sie. Im letzten Moment drehte es zu Garth ab. Der große Fahrende begegnete seinem Stoß und erwiderte ihn, aber die Wucht des Angriffs riß ihn von den Füßen. Sofort war das Schattenwesen über ihm und knurrte. Garth drängte mit seinem Schwert die Wolfsschnauze zurück. Er war stärker als jeder andere Mann, den Wren je gekannt hatte. Aber nicht stärker als dieses Monster. Sie konnte bereits sehen, daß seine Kraft nachließ.
Garth!
Sie warf sich auf das Wolfswesen und stieß das lange Messer in seinen Körper. Es schien nichts davon zu bemerken. Sie klammerte sich an die Bestie und bemühte sich, sie wegzuziehen. Darunter konnte sie Garths dunkles Gesicht erkennen, schweißgetränkt und hart. Sie schrie vor Wut.
Dann schüttelte sich das Schattenwesen, und sie wurde abgeworfen. Sie blieb verrenkt liegen, ohne Waffe und hilflos. Sie zog sich auf die Knie und merkte plötzlich, daß sie von der Hitze des Feuers brannte. Das Brennen - wie lange war es schon da? - hatte sich auf ihrer Brust verstärkt. Sie untersuchte ihren Körper, denn sie glaubte, irgendwie Feuer gefangen zu haben. Nein, da waren keine Flammen, wie sie feststellte, nichts außer…
Ihre Finger zuckten zurück, als sie auf den kleinen Lederbeutel mit den bemalten Steinen stießen. Das Brennen war dort!
Sie riß den Beutel los und schüttete die Steine, fast ohne darüber nachzudenken, in ihre Handfläche.
Sofort explodierten sie in einem erschreckenden Licht, das sie benommen machte. Sie bemerkte, daß sie sie nicht loslassen konnte. Die Farbe, die die Steine bedeckt hatte, verschwand, und die Steine wurden… Sie konnte es nicht über sich bringen, das Wort zu denken, und es war auch keine Zeit, überhaupt zu denken. Das Licht flackerte und sammelte sich zu einer Art Lebewesen. Jenseits der Lichtung sah sie den wolfsähnlichen Kopf des Schattenwesens hochschrecken. Sie sah das Glitzern in seinen Augen. Sie und Garth hatten vielleicht noch eine Chance zu überleben, wenn…
Sie handelte instinktiv, als sie das Licht mit einem einzigen Gedanken vorwärts schießen ließ. Es warf sich mit erschreckender Schnelligkeit nach vorne und prallte in das Schattenwesen. Es wurde von Garth fortgeschleudert, drehte sich und schrie. Das Licht wickelte sich um das Wolfswesen herum. Feuer war überall, es versengte und verbrannte es schließlich. Wren streckte ihre Hand aus und dirigierte das Feuer. Die Magie erschreckte sie, aber sie bezwang ihre Panik. Macht durchpulste sie, düster und heiter, beides zugleich. Das Schattenwesen wehrte sich, rang mit dem Licht und kämpfte darum, wieder freizukommen. Es gelang ihm nicht. Wren schrie triumphierend auf, als das Schattenwesen starb. Sie beobachtete, wie es explodierte, sich zu Staub verwandelte und verschwand.
Dann verschwand auch das Licht, und sie war mit Garth allein.
Kapitel 37
Wren arbeitete flink, als sie Garths Wunden versorgte. Er hatte keine Knochenbrüche erlitten, aber eine Reihe tiefer Fleischwunden an den Unterarmen und der Brust und war von Kopf bis Fuß zerschnitten und mit blauen Flecken übersät. Er hatte sich auf den Boden zurückgelegt, während sie über ihm kniete und die Heilsalben und Kräuter auftrug, die die Fahrenden überallhin mitnahmen. Sein dunkles Gesicht war ruhig: Eisen-Garth. Der riesige, muskulöse Körper zuckte ein- oder zweimal zusammen, als sie die Wunden säuberte und verband, nähte und umwickelte, aber das war alles. Sein Gesicht und seine Augen zeigten nichts von der Erschütterung und dem Schmerz, die er auszuhalten hatte.
Einen Augenblick lang traten ihr Tränen in die Augen, und sie senkte den Kopf, damit er es nicht sah. Er war ihr engster Freund, und sie hatte ihn fast verloren.
Wenn da nicht die Elfensteine gewesen wären…
Und es waren Elfensteine. Wirkliche Elfensteine.
Denk
Weitere Kostenlose Bücher