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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wieder ein, wie die Addershag ihre Brust berührt hatte, wo die Elfensteine in ihrem Lederbeutel hingen, und wie sie unerwartet »Magie!« geschrien hatte. Damals hatte sie nicht einmal an die bemalten Steine gedacht. Ihr ganzes Leben lang hatte sie das Ohmsfordvermächtnis gekannt und die Magie, die zu ihnen als den Erben des Elfenhauses von Shannara gehörte. Doch sie hatte niemals daran gedacht, selbst von der Magie Gebrauch machen zu können. Sie hatte es sich nicht einmal gewünscht. Nun gehörte sie ihr, wie auch die Elfensteine ihr gehörten, und was sollte sie dagegen tun? Sie wollte die Verantwortung nicht, die die Steine oder ihre Magie ihr antrugen. Sie wollte das Vermächtnis nicht. Es war ein Mühlstein, der sie hinabziehen würde. Sie war eine Fahrende, frei geboren und erzogen, und das war es, was sie kannte und was für sie ein angenehmes Leben ausmachte - nichts von all dem anderen. Sie hatte ihr Elfenaussehen akzeptiert, ohne danach zu fragen, was es bedeuten könnte. Es war ein Teil von ihr, aber ein geringerer Teil, der absolut nicht zu dem Teil in ihr gehörte, der die Fahrende ausmachte. Sie fühlte sich, als sei sie bei der Entdeckung der Elfensteine von innen nach außen gekehrt worden, als habe ihr die Magie, als sie in ihr Leben getreten war, ihre Lebenskraft genommen und sie verändert. Sie mochte das Gefühl nicht. Sie war nicht begierig darauf, in jemand anderen verwandelt zu werden.
    Sie grübelte den ganzen Tag lang über ihr Unbehagen nach und war noch zu keinem Ergebnis gekommen, als sie zum Lager zurückkehrte. Das Signalfeuer war ein deutlich sichtbares Zeichen, und sie folgte seinem Glühen, bis sie dort ankam, wo Garth wartete. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht - sie konnte es in seinen Augen sehen. Aber er sagte nichts, reichte ihr Essen und ein Getränk und lehnte sich dann zurück, um sie schweigend beim Essen zu beobachten. Sie erzählte ihm, sie habe keine Spuren anderer Schattenwesen entdeckt. Sie erzählte ihm nicht, daß sie begann, ganz anders über die ganze Sache zu denken. Sie hatte sich schon zuvor gefragt, ganz am Anfang einmal, als sie sich gerade erst entschlossen hatte, etwas über ihre Herkunft herauszufinden, was wohl geschehen würde, wenn ihr nicht gefiel, was sie entdeckte. Sie hatte diese Möglichkeit ausgeschlossen. Doch jetzt befürchtete sie, einen sehr großen Fehler gemacht zu haben.
    Auch die zweite Nacht verging ohne Zwischenfälle. Sie hielten das Signalfeuer beständig am Brennen, indem sie neues Holz auflegten, wenn das alte verglüht war, und warteten geduldig. Ein weiterer Tag begann und endete, und noch immer erschien niemand. Sie suchten den Himmel und das Land von Horizont zu Horizont ab, aber es war kein Zeichen von irgend jemandem zu entdecken. Bei Einbruch der Nacht waren sie beide gereizt. Garths oberflächliche Wunden waren bereits geheilt, und die tieferen begannen sich zu schließen. Er schlich um das Lager herum wie ein gefangenes Tier und führte wiederholt nutzlose Tätigkeiten aus, um nicht einfach dasitzen zu müssen. Wren blieb sitzen, um nicht herumschleichen zu müssen. Sie schliefen, so oft es ging, ruhten sich aus, weil es notwendig war und weil die Zeit verging. Wren stellte fest, daß sie an der Addershag zu zweifeln, die Worte der alten Frau in Frage zu stellen begann. Wie lange war die Addershag schon von jenen Männern gefangengehalten worden, angekettet und eingesperrt in jenem Keller? Vielleicht war sie verwirrt. Aber sie hatte nicht schwach oder verwirrt geklungen. Sie hatte gefährlich geklungen. Und was war mit dem Schattenwesen, das ihnen durch das ganze Westland gefolgt war? All die Wochen hatte es sich verborgen gehalten und war ihnen nur in einiger Entfernung gefolgt. Es hatte sich erst gezeigt, nachdem sie das Signalfeuer entfacht hatten. Da war es hervorgekommen, um sie zu vernichten. War es nicht vernünftig, anzunehmen, daß sein Erscheinen durch das hervorgebracht worden war, was es sie hatte tun sehen, daß es das Signalfeuer als Bedrohung angesehen hatte, die beseitigt werden mußte? Warum sonst hatte es ausgerechnet in diesem Moment angegriffen?
    Also gib nicht auf, sagte sich Wren immer wieder, und die Worte waren eine Litanei der Hoffnung, um ihr Vertrauen aufrechtzuerhalten. Gib nicht auf.
    Die dritte Nacht schleppte sich dahin und ließ Minuten zu Stunden werden. Sie wechselten sich häufig mit Wachehalten ab, weil sie inzwischen beide nicht mehr lange schlafen konnten, ohne aufzuwachen. Sehr oft

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