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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sich halb um und sah sich nach einem anderen Weg um. Aber die Senke war schmal, und es blieb kein Platz zum Ausweichen. Er wich mit ausgebreiteten Stacheln zurück.
    Das dunkle Bild verschmolz und begann eine Form anzunehmen. Ein Wesen auf zwei Beinen kam auf sie zu. Garth scherte so lautlos wie ein Schatten zu einer Seite aus. Wren löste ihr Schwert aus der Scheide und hielt den Atem an.
    Die Gestalt trat aus dem Nebel hervor und wurde langsamer. Es war ein Mann, der in eng anliegende, erdfarbene Kleidung gehüllt war. Die Kleidung war zerknittert und zerschlissen, mit Asche und Ruß beschmutzt und hatte keine Metallösen oder Schnallen. Seine weichen Lederstiefel, die direkt über dem Knöchel endeten, waren abgetragen, und ihre oberen Ränder waren einmal umgeschlagen. Der Mann selbst war ein Spiegelbild seiner Kleidung. Er war mittelgroß, wirkte aber eher größer, weil er so kantig war. Er hatte ein schmales, runzeliges und bartloses Gesicht mit einer Hakennase, und sein dunkles Haar war fast völlig unter einer seltsamen Kappe verborgen, die an eine Zipfelmütze erinnerte. Alles in allem sah er so aus wie etwas, das hoffnungslos zerknittert und fadenscheinig geworden ist, weil es so lange zusammengefaltet und weggelegt worden war.
    Er schien nicht überrascht zu sein, sie zu sehen. Und er schien auch keine Angst zu haben. Er sagte nichts, sondern legte einen Finger an seine Lippen, sah kurz über seine Schulter und deutete dann zurück auf den Weg, den sie gekommen waren.
    Eine Minute lang rührten sie sich nicht, weil sie noch nicht sicher waren, was sie tun sollten. Dann erkannte Wren, was sie zuvor übersehen hatte. Unter der Kappe und dem zerzausten Haar waren spitze Ohren und schräge Augenbrauen zu sehen.
    Der Mann war ein Elf.
    Nach all dieser Zeit, dachte sie. Nach so vielen Mühen. Erleichterung durchflutete sie und gleichzeitig eine Fremdheit, die sie selbst nicht verstehen konnte. Es schien irgendwie seltsam, schließlich einem Ziel gegenüberzustehen, das zu finden sie sich so sehr bemüht hatte. Sie stand da, schaute und war gefangen in ihren Gefühlen.
    Er machte erneut eine Geste, diesmal ein wenig eindringlicher als zuvor. Er war älter, als es ihnen zunächst vorgekommen war, und so verwittert, daß Wren unmöglich sagen konnte, inwieweit sein betagtes Aussehen natürlich entstanden war und was davon auf einem harten Leben beruhte.
    Als sie schließlich wieder zu sich selbst fand, suchte sie Garths Aufmerksamkeit. Sie bedeutete ihm, zu tun, um was der Elf sie gebeten hatte. Sie erhob sich und begann den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren, und die anderen folgten. Der Elf ging scheinbar mühelos ein Dutzend Schritte den Weg entlang an ihnen vorbei und bedeutete ihnen zu folgen. Er führte sie erneut in die Senke und wieder heraus, über eine Fläche mit Lavagestein und schließlich in ein Wäldchen von verkümmerten Bäumen. Dort kauerte er sich mit ihnen in einem Kreis zusammen.
    Er beugte sich nahe zu ihnen heran und richtete seine scharfen, grauen Augen auf Wren. »Wer bist du?« flüsterte er.
    »Wren Ohmsford«, flüsterte sie zurück. »Dies sind meine Freunde - Garth, Stresa und Faun.« Sie stellte sie alle reihum vor.
    Der Elf schien belustigt zu sein. »Solch seltsame Gesellschaft. Wie bist du hierher gekommen, Wren?«
    Er hatte eine freundliche Stimme, die genauso zerknittert und zerschlissen war wie der Rest und so behaglich wie alte Schuhe.
    »Ein Flugreiter namens Tiger Ty brachte Garth und mich vom Festland hierher. Wir sind gekommen, um die Elfen zu finden.« Sie machte eine Pause. »Und du siehst so aus, als seist du einer.«
    Die Linien auf seinem Gesicht vertieften sich bei seinem Lächeln. »Es gibt keine Elfen. Jeder weiß das.« Die Bemerkung amüsierte ihn. »Aber wenn man mich drängte, würde ich vermutlich zugeben, einer zu sein. Ich bin Aurin Striate. Jedermann nennt mich die Eule. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, warum?«
    »Du jagst bei Nacht?«
    »Ich kann im Dunkeln sehen. Darum bin ich hier draußen, wo sich niemand anderer hinwagt. Jenseits der Mauern der Stadt. Durch mich hat die Königin hier Augen.«
    Wren blinzelte. »Die Königin?«
    Die Eule überging diese Frage mit einem Kopfschütteln. »Du bist den ganzen Weg hierher gekommen, um die Elfen zu finden, Wren Ohmsford? Wozu? Warum solltest du wissen wollen, was aus uns geworden ist?« Als er lächelte, sahen sie Lachfalten um seine Augen. »Du hast großes Glück, daß ich dich gefunden habe.

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