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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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auf. Vieles war so, wie sie sich vorgestellt hatte, daß es sein würde, denn Arborlon war abgesehen von seiner Größe nicht viel anders als ein Dorf des Südlandes wie Shady Vale - abgesehen natürlich auch von der andauernden Gegenwart der Schutzmauer, die noch immer als ein Schimmer in der Ferne zu spüren war, eine Erinnerung an den Kampf, der dort geführt wurde. Als das Schimmern nach einer Weile ganz hinter einer Wand aus Bäumen verschwand, war es unmöglich, sich die Stadt so vorzustellen, wie sie vor den Dämonen, vor dem Beginn der Belagerung einmal gewesen sein mußte. Es mußte damals wundervoll gewesen sein, hier zu leben, dachte Wren. Die Stadt war bewaldet und abgeschieden, wie es über dem Rill Song gewesen war. Sie war aus ihren Westlandanfängen in dieses Inselparadies wiedergeboren, ihre Bewohner sollten die Chance haben, ein neues Leben zu beginnen. Sie sollten von der Bedrohung der Unterdrückung durch die Föderation frei sein. Damals war sie ohne Dämonen, Killeshan schlief, und Morrowindl lag im Frieden - ein Traum, wenn man es sich so vorstellte.
    Erinnert sich wohl noch jemand an diesen Traum? fragte sie sich.
    Die Eule führte sie durch einen Hain mit Eschen und Weiden, in dem die Stille wie ein Umhang lag, der sie angenehm umhüllte. Sie erreichten einen Eisenzaun mit Eisenspitzen und geschärften Zinken, der sich zwanzig Fuß hoch in die Luft erhob, und wandten sich an ihm entlang nach links. Jenseits einer Sperrschranke erstreckte sich von Bäumen beschatteter Grund bis hin zu einem weitläufigen Gebäude mit Türmen, das nur der Palast der Elfenherrscher sein konnte. Zu Zeiten ihrer Vorfahren waren das die Elessedils gewesen, erinnerte sich Wren. Aber wer war es jetzt? Sie gingen an dem Zaun entlang bis zu einer Stelle, wo die Schatten so tief waren, daß man kaum etwas sehen konnte. Dort hielt die Eule inne und beugte sich hinunter. Wren hörte das Schaben eines Schlüssels in einem Schloß, und ein Tor in dem Zaun schwang auf. Sie gingen hinein, warteten, bis die Eule das Tor wieder verschlossen hatte, und liefen dann über den Rasen auf den Palast zu. Niemand erschien, um sie anzusprechen. Niemand war zu sehen. Es gab Wachen, das wußte Wren. Es mußten einfach welche da sein. Sie erreichten die Ecke des Gebäudes und blieben stehen.
    Geschmeidig wie eine Katze löste sich eine Gestalt aus den Schatten. Die Eule wandte sich ihr zu und wartete. Die Gestalt kam auf sie zu. Es wurden auch Worte gewechselt, aber zu leise, als daß Wren sie hätte verstehen können. Die Gestalt verschwand wieder. Die Eule winkte, und sie schlüpften durch eine Gruppe von Fichten in eine Nische. Eine Tür war bereits halb geöffnet. Sie traten durch sie hindurch ins Licht.
    Sie standen in einer Eingangshalle mit gewölbter Decke und holzgeschnitzten Oberbalken, die glänzend poliert waren. Gepolsterte Bänke waren an den Wänden aufgestellt. Öllampen umrahmten geschwungene Flügeltüren zu einem verdunkelten Gang, die aufgeschoben worden waren. Von irgendwoher vom Ende des Ganges, tief aus dem Innern des Palastes konnte Wren Bewegung und den entfernten Klang von Stimmen hören. Wren und Garth folgten dem Beispiel der Eule und setzten sich auf die Bänke. In dem Licht konnte Wren zum ersten Mal sehen, wie mitgenommen sie aussah. Ihre Kleidung war zerrissen, schmutzig und blutbeschmiert. Garth sah noch schlimmer aus. Ein Ärmel seiner Tunika war vollständig abgerissen, und der andere hing in Fetzen hinab. Seine kräftigen Arme waren von Kratz- und Brandspuren übersät. Sein bärtiges Gesicht war angeschwollen. Er sah, daß sie ihn betrachtete, und zuckte wegwerfend die Achseln.
    Eine Gestalt näherte sich, löste sich lautlos aus dem Gang und trat langsam ins Licht. Es war ein Elf von mittlerer Größe und Gestalt, der einfach aussah und einfach gekleidet war. Er hatte einen steten, durchdringenden Blick. Sein hageres, sonnengebräuntes Gesicht war glattrasiert, und sein braunes Haar trug er schulterlang. Er war nicht viel älter als Wren, aber seine Augen verrieten, daß er weitaus mehr gesehen und erlitten hatte als sie. Er kam auf die Eule zu und nahm wortlos dessen Hand.
    »Triss«, grüßte ihn Aurin Striate und wandte sich dann seinen Begleitern zu. »Dies sind Wren Ohmsford und ihr Begleiter Garth. Sie sind aus dem Westland zu uns gekommen.«
    Der Elf ergriff nacheinander ihre Hände und sagte nichts. Seine Blicke aus dunklen Augen versanken einen Augenblick in Wrens, und sie war überrascht, wie

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