Shannara V
Alternative, sich der Föderation entgegenzustellen, was bedeutet hätte, ihnen den Krieg zu gewähren, den sie so bewußt suchten, oder einen Weg zu finden, dem allen völlig auszuweichen. Krieg war keine erstrebenswerte Perspektive. Die Elfen hätten dem stärksten Heer der Vier Länder vollkommen allein gegenübergestanden. Callahorn war bereits vereinnahmt und das Freicorps aufgelöst worden, die Trolle waren als Stamm so schwer einzuschätzen wie eh und je, und die Zwerge zögerten, sich auf sie einzulassen.
Also beschlossen die Elfen einfach, das alles hinter sich zu lassen, in ein neues Gebiet auszuwandern, sich neu anzusiedeln und die Föderation auflaufen zu lassen. Diese Entscheidung dafür fiel nicht so schnell. Viele wollten bleiben und kämpfen, genauso viele hielten es für besser, erst einmal abzuwarten. Immerhin war es ihre Heimat, die sie verlassen sollten, der Geburtsort aller Elfen nach den verheerenden Umwälzungen der Großen Kriege. Aber nach langen Auseinandersetzungen stimmten alle zu, daß es am besten sei, zu gehen. Die Elfen hatten schon mehrfach einen ähnlichen Aufbruch überlebt. Sie hatten immer wieder eine neue Heimat gefunden. Sie hatten die Kunst, scheinbar zu verschwinden, perfektioniert, während sie tatsächlich immer noch da waren.«
Sie seufzte. »Das war vor langer Zeit, Wren, und ich war nicht dabei. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was ihre Gründe waren. Der Aufbruch fand statt. Er begann als ein langsames Zusammenziehen von Elfen aus allen Winkeln des Westlandes, so daß viele Dörfer einfach aufhörten zu existieren. In der Zwischenzeit hatten die Flugreiter diese Insel gefunden, die den Bedürfnissen der Elfen vollkommen entsprach. Morrowindl. Als beschlossen war, daß sie hierher ziehen würden, setzten sie den Zeitpunkt fest und verschwanden einfach.«
Sie schien zu überlegen, ob sie weitere Erklärungen abgeben sollte, schüttelte dann aber den Kopf. »Genug davon, wie wir hierher gekommen sind. Wie ich bereits gesagt habe, blieb eine der Ohmsfords bei ihnen. Zwei Generationen vergingen, in denen Kinder geboren wurden, und dann heiratete meine Mutter den König der Elessedils, und die Ohmsford- und Elessedilfamilien verschmolzen. Erst wurde ich geboren und später mein Bruder Asheron. Mein Bruder sollte König werden, aber er wurde von den Dämonen getötet - er war einer der ersten, die sterben mußten. Statt dessen wurde ich dann Königin. Ich heiratete, und deine Mutter wurde geboren, Alleyne, mein einziges Kind. Schließlich töteten die Dämonen auch meinen Mann. Alleyne war alles, was mir geblieben war.«
»Meine Mutter«, echote Wren. »Wie war sie?«
Die Königin lächelte erneut. »Sie war außergewöhnlich. Sie war klug, eigenwillig und hübsch. Sie glaubte alles tun zu können - ein Teil von ihr wollte das zumindest versuchen.« Sie verschränkte die Hände ineinander, und das Lächeln verschwand. »Sie traf einen Flugreiter und erwählte ihn zum Mann. Ich hielt das für keine gute Idee - die Himmelselfen hatten sich niemals richtig mit uns verbunden -, aber was ich dachte, spielte natürlich keine so große Rolle. Das war vor ungefähr zwanzig Jahren, und es war eine gefährliche Zeit. Die Dämonen waren überall, und ihre Macht nahm zu. Wir waren gezwungen, uns in die Stadt zurückzuziehen. Der Kontakt zur Außenwelt wurde schwierig.«
»Kurz nachdem sie geheiratet hatte, wurde Alleyne mit dir schwanger. Zu jener Zeit erzählte mir Eowen von ihrer Vision.« Sie sah die andere Frau an, die mit großen und unermeßlich tiefen grünen Augen gleichmütig beobachtend dasaß. »Eowen ist eine Seherin, Wren, vielleicht die beste, die es jemals gab. Sie war meine Spielgefährtin und Vertraute, als ich ein Kind war. Wenig später erfuhr sie, daß sie die Macht hatte. Sie ist seitdem immer bei mir geblieben, hat mich beraten und geführt. Ich habe dir gesagt, daß ich es ihr verdanke, daß du hier bist. Als Alleyne schwanger wurde, warnte mich Eowen, daß meine Tochter Morrowindl vor deiner Geburt verlassen müßte, sonst würdet ihr beide sterben müssen. Sie hatte es in einer Vision erfahren. Sie erzählte mir auch, daß Alleyne niemals zurückkehren könnte, aber daß du es eines Tages tun müßtest und dein Kommen die Elfen retten würde.«
Sie atmete tief ein. »Ich verstehe dich. Damals fühlte ich mich, wie du dich jetzt fühlen mußt. Wie kann das wahr sein? Ich wollte nicht, daß Alleyne ging. Aber ich wußte, daß die Visionen von Eowen niemals
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