Shannara V
ihrer Rückkehr mit Garth ins Westland und ihrer Suche nach einem Hinweis auf den Verbleib der Elfen, von der Ankunft in Grimpen Ward und ihrem Gespräch mit der Addershag, von ihrer Reise zu den Ruinen von Wing Hove, von der Ankunft von Tiger Ty mit Spirit, vom Flug nach Morrowindl und ihrem Marsch über die Insel. Sie ließ nur zwei Dinge aus - sie erwähnte weder das Schattenwesen, das ihnen gefolgt war, noch die Tatsache, daß sie die Elfensteine besaß. Die Eule hatte ihre Warnung, nichts von den Elfensteinen zu erzählen, bis sie mit der Königin ganz allein war, sehr dringend gemacht. Wenn sie nichts von den Elfensteinen sagte, durfte sie auch das Schattenwesen nicht erwähnen.
Sie beendete ihren Bericht und wartete, daß die Königin etwas dazu sagte. Ellenroh Elessedil betrachtete sie einen Moment lang ernsthaft und lächelte dann. »Du bist ein vorsichtiges Mädchen, Wren, und das mußt du in dieser Welt auch sein. Deine Geschichte sagt mir genau so viel, wie sie sollte - und nicht mehr.« Sie beugte sich vor. Ihr markantes Gesicht war jetzt von einer Mischung aus Gefühlen gezeichnet, die für Wren zu kompliziert waren, als daß sie sie hätte einordnen können. »Ich werde dir jetzt im Gegenzug auch etwas erzählen, und wenn ich geendet habe, wird es keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben.«
Sie nahm Wrens Hand erneut in ihre eigenen. »Deine Mutter hieß Alleyne, wie Gavilan dir bereits gesagt hat. Sie war meine Tochter.«
Wren saß regungslos da. Ihre Hände waren fest mit denen der Königin verschränkt, und Überraschung und Staunen durchfuhren sie, während sie überlegte, was sie sagen sollte.
»Sie war meine Tochter, Wren, und das macht dich zu meiner Enkelin. Aber da ist noch etwas. Ich gab Alleyne drei bemalte Steine in einem Lederbeutel, die sie wiederum dir geben sollte. Hast du sie bei dir?«
Wren zögerte. Sie fühlte sich überrumpelt und wußte nicht, was man von ihr an Taten oder Worten erwartete. Aber sie konnte nicht lügen. »Ja«, gab sie zu.
Die blauen Augen der Königin waren durchdringend, als sie Wrens Gesicht forschend betrachteten, und ein schwaches Lächeln lag auf ihren Lippen. »Und du hast inzwischen die Wahrheit über sie herausgefunden, nicht wahr? Du mußt sie kennen, sonst wärest du niemals lebend hier angekommen.«
Wren zwang sich, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. »Ja«, erwiderte sie ruhig.
Ellenroh tätschelte ihre Hände und ließ sie dann los. »Eowen weiß von den Elfensteinen, Kind. Und auch ein paar andere, die mir vor vielen Jahren zur Seite gestanden haben - Aurin Striate zum Beispiel. Er hat dich gewarnt, etwas zu sagen, nicht wahr? Das macht nichts. Nur wenige wissen von den Elfensteinen, und niemand von ihnen hat erlebt, wie sie benutzt wurden - noch nicht einmal ich. Du allein hast diese Erfahrung gemacht, Wren, und ich glaube nicht, daß du sonderlich erfreut bist, sie zu besitzen, nicht wahr?«
Wren schüttelte langsam den Kopf. Sie war überrascht, wie scharfsichtig die Königin war und wie groß ihr Einblick in die Gefühle war, die Wren sorgfältig verborgen hatte halten wollen. Kam das daher, daß sie einer Familie angehörten und sich deswegen sehr ähnlich waren, war ihre Verwandtschaft etwa ein Band, das jedem von ihnen ein Fenster in das Herz des anderen öffnete? Konnte Wren umgekehrt, wenn sie wollte, wahrnehmen, was Ellenroh fühlte?
Familie. Sie flüsterte das Wort im Geiste. Die Familie, die ich gesucht habe. Ist es möglich? Bin ich wirklich die Enkelin dieser Königin, bin ich selbst eine Elessedil?
»Erzähle mir alles übrige von deiner Reise nach Arborlon«, sagte die Königin weich, »und ich werde dir erzählen, was du so dringend wissen willst. Laß dich durch Eowen nicht stören. Eowen weiß bereits alles, was wichtig ist.«
Also berichtete Wren den Rest von dem, was ihr auf ihrer Reise begegnet war, von dem Wolfswesen, das ein Schattenwesen gewesen war, und von der Entdeckung der Wahrheit der bemalten Steine, die ihre Mutter ihr als Kind gegeben hatte. Als sie geendet hatte, als sie ihnen alles erzählt hatte, legte sie schutzsuchend ihre Arme um sich, denn sie fröstelte bei ihren eigenen Worten und den Erinnerungen, die sie hervorriefen. Schließlich erhob sie sich impulsiv und ging zu der Stelle, wo ihre abgelegten Kleider lagen. Sie durchsuchte die zerrissenen Kleidungsstücke hastig und fand die Elfensteine, die noch immer dort steckten, wo sie sie nach Betreten der Stadt verborgen hatte. Sie trug sie zur
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