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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und wiederholte die Worte der Königin. Was verheimlichst du mir?
    Ellenroh Elessedil schien die Qual ihrer Enkelin nicht zu bemerken. Sie streckte erneut die Arme aus und umarmte sie warm. Obwohl sie eigentlich das Bedürfnis hatte, stieß Wren sie nicht von sich, denn sie dachte, daß es einen Grund für diese Heimlichkeit geben mußte und daß er beizeiten erklärt werden würde. Und sie dachte auch, daß sie von zu weither gekommen war, um die Wahrheit über ihre Familie zu erfahren, daß sie jetzt nicht aufgeben konnte, nur weil sich ein Teil davon nur langsam herauskristallisierte. Sie schob ihre Gefühle beiseite. Sie war eine Fahrende, und Garth hatte sie gut ausgebildet. Sie konnte geduldig sein. Sie konnte warten.
    »Zeit genug, auch morgen noch darüber zu sprechen, Kind«, flüsterte ihr die Königin ins Ohr. »Du brauchst jetzt Schlaf. Und ich brauche Zeit zum Nachdenken.«
    Sie zog sich zurück. Ihr Lächeln war jetzt so traurig, daß es Wren fast die Tränen in die Augen trieb. »Eowen wird dir dein Zimmer zeigen. Dein Freund Garth wird nebenan schlafen. Ruh dich aus, Kind. Wir haben lange Zeit darauf gewartet, uns zu finden, und wir brauchen das Kennenlernen nicht zu übereilen.«
    Sie stand auf und zog Wren mit sich. Neben ihnen erhob sich auch Eowen Cerise. Die Königin umarmte ihre Enkelin noch einmal. Wren umarmte auch sie und unterdrückte die Zweifel, die in ihr aufkamen. Sie war jetzt müde. Ihre Augenlider wurden schwer, und ihre Kräfte versiegten. Sie fühlte sich arm und getröstet und brauchte Ruhe.
    »Ich bin froh, daß ich hier bin, Großmutter«, sagte sie leise und meinte es auch so.
    Aber ich werde die Wahrheit erfahren, fügte sie im stillen hinzu. Ich werde alles erfahren.
    Sie ließ sich von Eowen Cerise aus dem Schlafzimmer und in einen dunklen Gang führen.

Kapitel 44
    Als Wren am nächsten Morgen erwachte, fand sie sich in einem Raum mit weiß getünchten Wänden wieder. Die baumwollene Bettwäsche war an den Kanten mit winzigen Blümchen verziert und gewebte Wandteppiche aus hell pastellfarbenen Fäden schimmerten in einem Strom strahlenden Lichts, der durch einen Spalt der Spitzenvorhänge floß, die in reichen Falten vor den bodentiefen Fenstern hingen.
    Sonnenlicht, wunderte sie sich, in einem Land, in dem jenseits der Stadtmauern und der Macht der Elfenmagie nur Dunkelheit herrschte.
    Sie lehnte sich verschlafen und entspannt zurück und ließ sich Zeit, ihre Gedanken zu sammeln. Sie hatte in der Nacht zuvor nicht viel von dem Raum gesehen. Es war dunkel gewesen, und Eowen hatte sie nur mit Hilfe eines Kerzenlichts hierher geführt. Sie war in das weiche Bett gefallen und fast augenblicklich eingeschlafen.
    Sie schloß für einen Moment die Augen und versuchte das, was sie sah, mit ihren Erinnerungen in Zusammenhang zu bringen, diese traumähnliche, durchscheinende Gegenwart in Zusammenhang zu bringen mit der rauhen, gefährlichen Vergangenheit. War das alles real gewesen - die Suche nach dem Aufenthaltsort der Elfen, die Flucht nach Morrowindl, ihr Marsch durch den In Ju, das Besteigen des Blackledge, ihr Durchkämpfen zum Rowen und dann nach Arborlon? So, wie sie jetzt von Sonnenlicht und weichen Laken umhüllt dalag, fiel es ihr schwer, das alles zu glauben. Ihre Erinnerung an das, was jenseits der Stadtmauern lag - die Dunkelheit und das Feuer und der Dunst, die Monster, die von überall her herandrängten und nur die Zerstörung kannten - das alles schien verschwommen und weit entfernt zu sein.
    Sie öffnete heftig blinzelnd die Augen und zwang sich, diese Erinnerungen herbeizurufen. Die Ereignisse erschienen vor ihrem inneren Auge wieder lebhaft und grell. Sie sah Garth, wie er am Rande der Klippen über der Blauen Spalte mit ihr zusammen gegen das Schattenwesen gekämpft hatte. Sie rief sich wieder in Erinnerung, wie es in jener ersten Nacht am Strand gewesen war, als Tiger Ty und Spirit sie verlassen hatten. Sie dachte an Stresa und Faun, zwang sich dazu, sich daran zu erinnern, wie sie aussahen, wie sie sprachen und handelten, und daran, was sie auf sich genommen hatten, um ihr zu helfen, durch diese schreckliche Welt zu reisen. Sie waren Freunde und hatten ihr geholfen. Und sie waren zurückgelassen worden.
    Die Gedanken an den Stachelkater und den Baumschreier waren es, die sie schließlich aufschreckten. Sie setzte sich auf und sah sich in Ruhe um. Sie war hier in Arborlon, versicherte sie sich selbst, im Palast der Elfenkönigin, im Heim von Ellenroh

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