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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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worden waren, anzurufen - die Macht jener Elfensteine, die nun sie mit sich trug. In dem Bild, das von ihren Träumen aus einer Schatzkammer von Erzählungen, an die sie sich kaum erinnern konnte, hervorgeholt worden war, entdeckte sie eine Wahrheit, die sie vergessen hatte - daß die Magie mehr konnte als nur beschützen. Sie konnte auch suchen. Sie konnte ihrem Besitzer einen Weg aus dem dunkelsten Labyrinth weisen, sie konnte den Verlorenen helfen, wiedergefunden zu werden.
    Sie biß sich hart auf die Lippe, um nicht laut aufzuseufzen. Natürlich hatte sie es einst gewußt - sie alle hatten es gewußt, alle Ohmsfordkinder. Par hatte ihr die Geschichte vorgesungen, als sie klein war. Aber das war schon so lange her.
    Die Elfensteine.
    Sie saß frierend und bestürzt über ihre überraschende Entdeckung unter dem Schutz ihrer Decken. Sie hatte die ganze Zeit über die Macht besessen, sie aus Eden’s Murk herauszuführen. Die Elfensteine würden ihnen den Weg deutlich zeigen, wenn sie sich entschied, die Magie anzurufen. Hatte sie das wirklich vergessen, fragte sie sich ungläubig. Oder hatte sie die Wahrheit einfach nicht wahrhaben wollen, fest entschlossen, nicht auf die Magie zu vertrauen, um nicht von ihrer Macht vernichtet zu werden?
    Und was sollte sie jetzt tun?
    Einen Moment lang tat sie nichts, so gelähmt war sie von den Ängsten und Zweifeln, die der Gebrauch der Elfensteine in ihr hervorrief. Sie konnte nur dasitzen, ihre Decken wie einen Schild um sich ziehen und im Geiste die Möglichkeiten erwägen, die sich plötzlich vor ihr ausbreiteten. Sie bemühte sich, deren Sinn zu erkennen.
    Dann stand sie plötzlich auf und schob ihre Decken und auch ihre Ängste beiseite, während sie sich katzengleich dorthin bewegte, wo ihre Großmutter schlief. Ellenroh Elessedils Atem ging flach und schnell, und ihre Hände und ihr Gesicht waren kalt. Ihr Haar ringelte sich feucht um ihr Gesicht, und ihre Haut lag straff über ihren Knochen. Sie lag auf dem Rücken unter den Decken, die sie umschlossen wie ein Leichentuch.
    Sie wird sterben, erkannte Wren entsetzt.
    Weiter über Entscheidungsmöglichkeiten zu grübeln wurde augenblicklich sinnlos, und sie wußte, was sie tun mußte. Sie kroch dorthin, wo Garth schlief, zögerte und kroch dann weiter, an Triss vorbei zu Gavilan.
    Sie berührte ihn leicht an der Schulter, seine Augen öffneten sich, und sein Blick flackerte. »Wach auf«, flüsterte sie ihm zu und versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten. Erzähle es ihm zuerst, dachte sie, denn sie erinnerte sich an seine Herzlichkeit in der vergangenen Nacht. Er wird dir helfen. »Gavilan, wach auf. Wir kommen hier heraus. Jetzt.«
    »Wren, warte, was willst du…?« begann er, aber es war nutzlos, denn Wren war bereits fortgeeilt, um die anderen zu wecken. Sie war jetzt bestrebt, keine Verzögerungen hinzunehmen, sie war so besorgt und erregt, daß sie die Angst übersah, die in seinen Augen irrlichterte. »Wren!« rief er, stand auf, und sofort wurden alle wach. Sie versteifte sich, während sie beobachtete, wie Triss und Eowen sich langsam erhoben, Dal von seinem Wachposten am Rande des Lagers zu ihnen kam und Garth vor den Schatten aufragte. Die Königin rührte sich nicht.
    »Was meinst du denn, das du tun wirst?« fragte Gavilan hitzig. Sie empfand seine Worte wie eine Ohrfeige. Es lag Ärger und Anklage darin. »Was meinst du damit, daß wir hier herauskommen werden? Wer hat dir das Recht gegeben, zu entscheiden, was wir tun werden?«
    Ihre Begleiter sammelten sich um die beiden, wie sie sich jetzt von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Gavilans Gesicht war gerötet, und seine Augen schimmerten vor Mißtrauen. Wren hielt seinem Blick jedoch stand und schaute so entschlossen drein, daß ihr Gegenüber erst darüber nachdenken mußte, was er als nächstes sagen wollte.
    »Sieh sie dir an, Gavilan«, bat Wren, ergriff seinen Arm und drehte ihn zu Ellenroh um. Warum konnte er nicht verstehen? Warum machte er es so schwierig? »Wenn wir noch länger hierbleiben, werden wir sie verlieren. Wir haben keine Wahl mehr. Wenn wir eine andere Chance hätten, wäre ich die erste, die davon Gebrauch machen würde, das verspreche ich dir.«
    Es herrschte bestürztes Schweigen. Eowen wandte sich der Königin zu und kniete sich besorgt neben sie. »Wren hat recht«, flüsterte sie. »Die Königin ist sehr krank.«
    Wren hielt ihre Augen fest auf Gavilan gerichtet und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Sie wollte ihn

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