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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Hindurchfließen der Magie war noch immer in ihrem Körper spürbar, und sie kämpfte mit der Schuld, die sie auf einmal empfand, weil sie ihren Schwur gebrochen hatte. Aber sie hatte keine Wahl gehabt, erinnerte sie sich schnell. Sie hatte nur getan, was notwendig war. Sie konnte ihre Großmutter nicht sterben lassen. Es war nur dieses eine Mal, es mußte nicht wieder geschehen. Dieses eine Mal, weil es um das Leben ihrer Großmutter ging, und ihre Großmutter war alles, was ihr geblieben war…
    Ihre Grübeleien verflogen unter Eowens sanfter Stimme. »Beeile dich, Wren«, drängte sie, »solange noch Zeit ist.«
    Sie brachen sofort auf, und Wren führte sie an, bis Garth sie einholte und sie ihm bedeuten konnte, er solle vorangehen. Sie war jetzt zufrieden, jemand anderen diese Aufgabe übernehmen zu lassen. Faun kehrte aus der Dunkelheit zurück, und sie hob das kleine Wesen auf und setzte es auf ihre Schulter. Dal und Triss trugen die Trage mit der Königin, und Wren ging langsamer, um neben sie zu gelangen. Sie griff hinab und nahm die Hand ihrer Großmutter in ihre eigene, hielt sie einen Moment und drückte sie dann sanft. Sie bekam keine Antwort. Sie legte die Hand behutsam zurück auf ihren Platz und ging wieder nach vorn. Eowen kam an ihr vorbei. Ihr weißes Gesicht wirkte in den Schatten verloren und ängstlich, und das rote Haar leuchtete vor der Nacht. Eowen wußte, wie krank Ellenroh war. Hatte sie in ihren Visionen vorhergesehen, was der Königin zustoßen würde? Wren schüttelte den Kopf. Sie weigerte sich, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Sie ging eine Weile allein weiter, bis Gavilan neben ihr auftauchte.
    »Es tut mir leid, Wren«, sagte er zögernd mit weicher Stimme. »Ich hätte wissen sollen, daß du nicht ohne Grund so handeln würdest. Ich hätte mehr Vertrauen in dein Urteil haben sollen.« Er wartete auf ihre Antwort, und als keine kam, sagte er: »Es ist dieser Sumpf, der mein Denken umwölkt. Ich kann mich offenbar nicht so konzentrieren, wie ich es eigentlich sollte…« Er brach ab.
    Sie seufzte lautlos. »Es ist in Ordnung. Niemand kann an diesem Ort klar denken.« Sie war bemüht, Entschuldigungen für ihn zu finden. »Die Insel scheint den Wahnsinn hervorzubringen. Ich habe auf meinem Weg hierher Fieber bekommen und war eine Weile lang nicht bei mir. Vielleicht hält auch dich ein Hauch dieses Fiebers gefangen.«
    Er nickte verwirrt, als hätte er nicht zugehört. »Zumindest erkennst du die Wahrheit jetzt. Die Magie hat Morrowindl und seine Dämonen geschaffen, und die Magie wird es sein, die uns vor ihnen retten wird. Deine Elfensteine und der Ruhkstab. Warte ab. Du wirst es nur zu bald verstehen.«
    Und er fiel wieder zurück und verschwand so plötzlich, daß es Wren einmal mehr nicht gelang, jene Fragen zu stellen, die ihr durch seine Bemerkungen ins Gedächtnis zurückgerufen worden waren - Fragen danach, wie die Dämonen geschaffen worden waren, was die Magie getan hatte und wie alles so weit hatte kommen können. Sie wandte sich halbwegs um, um ihm zu folgen, entschied sich aber dann, ihn gehen zu lassen. Sie war jetzt zu müde, um Fragen zu stellen, und zu erschöpft, um die Antworten zu hören, selbst wenn er sie geben würde - was er wahrscheinlich nicht tun würde. Sie drängte ihre Enttäuschung zurück und zwang sich weiterzugehen.
    Sie brauchten die ganze Nacht, um aus Eden’s Murk herauszufinden. Noch zweimal war Wren gezwungen, die Macht der Elfensteine anzurufen. Beide Male wurde sie von sich widersprechenden Wünschen gequält. Sie wollte sowohl ihrem Fluß ausweichen als auch ihn willkommen heißen und spürte die Magie durch sich hindurchrinnen wie ein Elixier. Das blaue Licht verbrannte die Dunkelheit, drang durch den Nebel und zeigte ihnen den Weg zum Blackledge. Bei Morgengrauen hatten sie sich aus dem Irrgarten befreit und standen endlich wieder auf festem Untergrund. Vor ihnen erhob sich der Blackledge in den Nebel, eine aufragende Masse zerklüfteten Gesteins, das aus dem Dschungel himmelwärts ragte. Sie suchten sich eine Lichtung am Fuße der Felsen und stellten die Trage mit Ellenroh vorsichtig in deren Mitte. Eowen wusch das Gesicht der Königin und ihre Hände und gab ihr Wasser zu trinken.
    Ellenroh regte sich, und ihre Augen öffneten sich zaghaft. Sie betrachtete die Gesichter um sich herum, schaute hinab auf den Ruhkstab, den sie noch immer mit ihren Händen umklammert hielt, und sagte: »Helft mir, mich aufzusetzen.«
    Eowen stützte

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