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Shannara V

Titel: Shannara V Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wieder hinausbringen?«
    Stresa musterte sie lange Zeit mit einem seltsamen Blick.
    »Grrrr, Wren von den Elfen, Trägerin des Ruhkstabes, mit dir werde ich es wagen, obwohl ich keinen besonderen Grund habe, den Elfen zu helfen. Aber du hast mir den Übergang in die größere Welt versprochen, und ich verlasse mich auf dein Versprechen. Ja, ich werde euch führen.«
    »Kennst du den Weg, Stachel«, fragte Gavilan wachsam, »oder spielst du nur mit uns?«
    Wren schaute ihn scharf an, aber Stresa sagte nur: »Sstsst. Ihr kommt mit und findet es heraus, nicht wahr?« Dann wandte er sich an Wren. »Dies ist kein Gebiet, durch das ich oft gereist bin. Hier ist der Blackledge unpassierbar. Hssstt. Wir werden - grrrr - eine Weile nach Süden ziehen müssen, um einen Paß zu finden, der uns hinüber bringt. Kommt.«
    Sie sammelten die Reste ihrer Ausrüstung ein, schulterten sie und zogen entschlossen los. Sie wanderten durch die Morgendämmerung in die Hitze und den Vog, an der Linie der Klippen und der Grenze von Eden’s Murk entlang. Um die Mittagszeit machten sie Rast, um auszuruhen und etwas zu essen. Es war eine Versammlung von hartgesichtigen, schweigenden Männern und Frauen, deren Augen verstohlen und unbehaglich unaufhörlich den Sumpf absuchten. Die Erde war heute ruhig, und der Vulkan ruhte. Aber tief aus dem Innern des Sumpfes erklangen die Geräusche jagender Wesen, entfernte Schreie und ein Heulen, das Aufspritzen von Wasser, das Grunzen von Körpern, die im Kampf ineinander verschlungen waren. Die Geräusche folgten ihnen, während sie sich mühsam weiter voranschleppten, und waren eine unheilvolle Warnung, daß rund um sie herum ein Netz zugezogen wurde.
    Am frühen Nachmittag hatten sie den Zugang gefunden, den Stresa im Sinn gehabt hatte, einen steilen, gewundenen Pfad, der in den Felsen verschwand wie die Zunge einer Schlange in ihrem Maul. Sie begannen schnell ihren Aufstieg, da sie eine gewisse Entfernung zwischen sich und die sie verfolgenden Geräusche bringen wollten. Die Hoffnung, daß sie den Gipfel vor Einbruch der Nacht erreichen würden, trieb sie voran.
    Das gelang ihnen jedoch nicht. Die Dunkelheit umfing sie irgendwo in der Mitte des Weges, und Stresa ließ sie auf einem schmalen Sims innehalten, der teilweise im Schutz eines Überhanges lag. Von dort hätten sie ein weites Gebiet von Eden’s Murk überschauen können, wenn nicht der Vog gewesen wäre, der alles wie mit einem unendlich großen Leichentuch schmutzigen Graus bedeckte.
    Das Abendessen nahmen sie schnell und teilnahmslos ein, dann stellten sie eine Wache auf und richteten sich für die Nacht ein. Das Zusammenspiel von Dunkelheit und Nebel war so vollständig, daß selbst auf kurze Entfernung nichts zu sehen war, wodurch der beklemmende Eindruck entstand, die ganze Insel sei direkt neben ihnen verschwunden, und sie hingen nun in der Luft. Geräusche erhoben sich dunkel und drohend aus dem Nebel, ein schrilles Konzert von Stimmen, die sowohl körperlos als auch richtungslos waren. Sie lauschten schweigend darauf und spürten ringsum, daß sie verfolgt wurden.
    Wren versuchte an andere Dinge zu denken. Sie zog ihre Decke fest um sich und zitterte trotz der Hitze, die der Sumpf abgab. Ihre Gedanken waren wirr und irrten umher, und in ihr wuchs das Gefühl, daß sie von allem, was real war, losgelöst waren. Sie war der Sicherheit beraubt, wer und was sie war, und mit einem nur vagen Eindruck dessen zurückgelassen worden, was sie vielleicht sein würde - und das war etwas, das jenseits ihres Verstehens und ihrer Kontrolle lag. Ihr Leben war aus seiner sicheren Bahn geworfen worden und auf einer leeren Fläche gelandet, um wie ein Blatt im Wind hingeweht zu werden, wohin der Zufall es trieb. Der Schatten Allanons und ihre Großmutter hatten ihr Verantwortung auferlegt, doch sie wußte von allem nicht genug, um zu wissen, wie sie diese Aufgaben erfüllen sollte. Sie erinnerte sich daran, wie sie vor vielen Wochen Coglines Aufforderung, zuerst zum Hadeshorn zu gehen, angenommen hatte. Sie hatte geglaubt, etwas über sich selbst erfahren zu können, wenn sie dorthin ginge, und die Wahrheit entdecken zu können. Wie seltsam dieser Gedanke ihr jetzt schien. Wer sie war und was sie tun sollte, schien sich genauso schnell zu ändern wie Tag und Nacht. Die Wahrheit war wie ein schwer bestimmbares Stück Stoff, das sich nicht fassen lassen würde, sondern sich ständig weigerte, offenbart zu werden. Es flatterte jedesmal, wenn sie sich ihm

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